Sonntag, Juli 29, 2007

Die Post-Australienphase: Eva in Thailand, Teil 5 (Ko Samui)

Foto: Big Buddha auf Ko Samui

Ko Samui ist die drittgroesste Insel Thailands (nach Phuket und Ko Chang) und befindet sich im Golf von Thailand, also oestlich des Festlandes. Und seit einiger Zeit befindet sich auf dieser Insel auch eine Touristin deutschen Ursprung namens Eva. Allerdings hat Eva schnell, sehr schnell sogar, festgestellt, dass sie bei weitem nicht die einzige Touristin ist. Und schon gar nicht eine der wenigen Touristen deutschen Ursprungs. Um es anders zu sagen: Man spricht deutsch! Man kann sich viele deutsche Zeitungen und Magazine kaufen, die Speisekarten der meisten Restaurants sind nicht nur ins Englische, sondern auch ins Deutsche uebersetzt und wie es sich fuer das Urlaubsziel eines deutschen Pauschaltouristens so gehoert, gibt es hier einen "Biergarten" nach dem anderen, Schnitzel, importiertes Bier und vieles mehr. Sobald man zu erkennen gibt, dass man aus Deutschland kommt, wird man von geschaeftstuechtigen Thais auf deutsch begruesst: "Hallo! Wie gehts?", bevor eiligst auf die Ware gedeutet wird mit dem Hinweis: "Saubillig!" Willkommen in Thailand! Willkommen auf dem Mallorca Thailands!

Obwohl ich mich insgeheim mit der Frage beschaeftige, warum alle Thai-Verkaeufer "saubillig" anstatt "billig" sagen, von wem sie das gelernt haben und ob es etwa eine extra "Deutsch fuer erfolgreiche Thai-Verkaeufer"-Schule gibt (Wer hat die gegruendet? Und wo ist die?!), habe ich mich damit abgefunden. Es bleibt mir ja auch nichts anderes uebrig. Allerdings tarne ich mich seither als Niederlaenderin ("Hollaendisch fuer Thai-Verkaeufer" wird anscheinend nicht angeboten), um am Strand vollkommen verkaeufer-ungestoert lesen zu koennen. Ich habe einen kleinen Holzbungalow mit Bad und Balkon, von dem aus ich genau 38 Sekunden zum Sandstrand brauche. (Wofuer hat man schliesslich eine Uhr mit Stoppuhrfunktion?) Der Strand, bei dem ich wohne, heisst Bophut und befindet sich im Norden der Insel. Er ist recht nett und vor allen Dingen ruhig. Natuerlich gibt es auch hier ein paar Restaurants und Bars, doch die meisten befinden sich am anderen Ende beim "Fisherman's Village". Wo sich uebrigens ganz viele franzoesische Restaurants befinden sowie moderne Bars. (Ueberhaupt sind auffallend viele Touristen aus Frankreich und Israel in Thailand unterwegs.) Hier in Bophut liege ich einfach nur faul am Strand herum und geniesse es, die trivialste Trivialliteratur zu verschlingen.

Natuerlich habe ich mir den Hauptstrand Ko Samuis, Chaweng, ebenfalls angesehen. Hier befindet sich der Grossteil der Resorts und Backpackerunterkuenfte. Und was bin ich froh, dass ich dort nicht gelandet bin! Ich glaube, die Bezeichnung Chawengs als "Ballermann Thailands" trifft es am Besten. Der Sand ist zwar fein und schoen, das Meer auch; das Ganze wird allerdings durch die Grosszahl der Touristen, Jetskis und Bars, die ihre Lautsprecher Richtung Strand ausgerichtet haben und in maximaler Lautstaerke Musik auf die Partymenge, die entweder gerade im Sand liegend ihren Rausch ausschlaeft und sich dabei einen furchtbaren Sonnenbrand zuzieht oder in einer der Strandbars dafuer sorgt, dass der Alkoholpegel nicht unter 1,5 Promille (mindestens!) faellt, erheblich beeintraechtigt.

Ueberhaupt muss Werbung anscheinend vor allen Dingen eins sein: Laut! Als ich zum ersten Mal Musik vernahm, die so laut war, dass sich daneben das Startgeraeusch eines Jumbo-Jets wie ein leises Saeuseln anhoeren wuerde, nahm ich irrigerweise an, dass nun eine Art Loveparade-Verschnitt auf mich zurollen wuerde. Nur lauter. Tatsaechlich war es lediglich ein Pick-Up, links und rechts der Ladeflaeche mit Postern inklusive Werbebotschaft versehen sowie mit einem Paar besonders leistungsfaehiger Lautsprecher ausgestattet. Ach so, Thai-Boxing tonight! Nein danke, ich bin schon von dieser Attacke auf meine Hoerorgane voellig erschlagen. Ich hoffe nur, dass bei uns daheim niemand auf so eine Idee kommt. Selbst wenn, wuerde dies wohl eindeutig unter Ruhestoerung, Laermbelaestigung oder aehnliches fallen und gar nicht erst erlaubt werden. Gott sei Dank!


Neben dieser ganz besonderen akustischen Bedrohung muss man laermtechnisch ebenfalls damit rechnen, dass man alle Nase lang angehupt wird, wenn man die Strasse entlang laeuft: Taxis, Moped-Taxis und sogar Busse hupen naemlich, um auf sich aufmerksam zu machen. Was einerseits recht praktisch ist, wenn man tatsaechlich ein Taxi, Moped-Taxi oder einen Bus nehmen will, weil man nichts weiter zu tun braucht als zu warten und dem Hupenden ein kleines Zeichen zu geben. (In Thailand winkt man uebrigens anders, ist allerdings schwer zu beschreiben.) Andererseits ist es ziemlich zermuerbend, wenn man etwa nur zu der ca. eine Viertelstunde entfernten Postfiliale laeuft, und gerade *HUP* loslaeuft, natuerlich *HUP HUP* die Strasse entlang, um *HUUUP* - nein, danke, ich brauche kein Taxi! - wo war ich? Achja, um *HUP* - ... also, um *HUUUP*. Mist, Faden verloren. Aber vielleicht koennt ihr ja ahnen, was ich meine.

Auf Ko Samui gibt es neben den Straenden auch sonst ein wenig was zu sehen. Zum Beispiel - surprise, surprise! - Tempel. Wenn ich jetzt gemein waere, koennte ich ja behaupten, dass diese lediglich auf der Insel sind, damit die Pauschaltouris sich auch mal fuer eine Viertelstunde einen buddhistischen Tempel ansehen und dann daheim damit prahlen koennen, wie sehr sie sich fuer die hiesige Kultur interessieren. Aber ich bin ja nicht gemein. *drohend in die runde schau* Da waere zum einen der Plai Leam Tempel, der auf einer Art Plattform im Design einer Lotusbluete in einem Teich schwimmt. Direkt daeben befindet sich auch ein grosser Buddha und der Chinese Lady Monk. Dann waere da Big Buddha im Wat Phra Yai Tempel: 12 Meter hoch, eines der Wahrzeichen der Insel. Mit Blick aufs Meer; ihm zu Ehren ist der dortige Strand als Big Buddha Beach bekannt. Mein Favorit ist jedoch der Khunaram Tempel, da er Heimat des "mummified monk", des mumifizierten Moenches, ist. Ja, richtig gehoert. Ein mumifizierter Moench. Und zwar handelt es sich dabei um Phra Kru Samathakittikhun. Das war ein Thai, der sich im Alter von 50 Jahren entschlossen hat, ein Moench zu werden. Er hat seinen eigenen Tod vorausgesehen und starb im hohen Alter von 79 Jahren und 8 Monaten. Ja, richtig gelesen. (Warum eine derart genaue Altersangabe? Ist das hier so ueblich? Erinnert mich ja eher an die Kindergartenzeit. Irgendwie kann ich mir folgendes Gespraech zwischen Rentnern nicht wirklich vorstellen: "Hallo, ich bin der Heribert, ich komme aus Muenchen und bin 69 Jahre und 2 Monate alt." - "Servus, Heribert! Ich bin der Willi und 71 Dreiviertel.") Zurueck zum mumifizierten Moench: Der ist mittlerweile schon ueber 30 Jahre tot. Und weil sein Koerper einfach nicht verwesen wollte (Zu viele Konservierungsstoffe im Thai-Food?), ist seine Familie auf die Idee gekommen, ihn sitzend, in meditierender Haltung, in einem Glaskasten im Khunaram Tempel "auszustellen". Als Symbol, um zukuenftige Generationen dazu zu inspirieren den buddhistischen Lehren zu folgen und von ihren Leiden erloest zu werden. Tja, irgendwie bin ich ja skeptisch, ob dies tatsaechlich auch nur eine Person dazu inspiriert hat. Nichtsdestotrotz wird der Leichnam - wie schon Schneewittchen und Lenin - in einem Glaskasten zur Schau gestellt, wo ihn taeglich ganz viele Touristen fotografieren. Schliesslich hat er auch eine besonders schicke Sonnenbrille an. Ob die wohl ebenfalls zum Buddhismus inspirieren soll?

Ein weiteres Highlight und angeblich das meistfotografierte Motiv der Insel sind die zwei Felsformationen bekannt als Grandmother + Grandfather Rock. Es ist eindeutig erkennbar, welcher der beiden die Grossmutter und welcher der Grossvater ist. Doch warum nur heissen sie so? Und was hat sich die Natur dabei gedacht? Ich hatte immer angenommen, dass Felsen jugendfrei sind. Schwer getaeuscht.

Sehr beliebt und ein Muss fuer Touristen sind die "Monkey Shows". Klingt spannend, aufregend, exotisch, nicht wahr? So ein echtes Affentheater! Und tatsaechlich ist es grandios einer solchen Veranstaltung beiwohnen zu duerfen: Ein Affe klettert die Kokosnusspalme hinauf, schmeisst ein paar Kokosnuesse herunter, klettert die Kokosnusspalme wieder hinab, dreht eine Kokosnuss um die eigene Achse - Ende. Bravoo, bravooo! Zu-ga-be, Zu-ga-be! (Anmerkung: Der letzte Absatz war nicht wirklich ernst gemeint. Wie man so etwas ueberhaupt als Show bezeichnen darf, ist mir ein Raetsel. Egal, nun habe ich gesehen, wie ein Affe Kokosnuesse erntet und bin dadurch in eine andere Bewusstseinssphaere gerueckt, so lebensveraendernd war dieses Erlebnis.) (Noch eine Anmerkung: Der letzte Satz der vorherigen Anmerkung war uebrigens auch nicht ernst gemeint!)

Was noch? Ach ja: Ein Wasserfall. Ich besuchte den Namuang 2 Wasserfall. Seltsamer Name? Ob es auch einen Namuang 1 Wasserfall gibt? Ja, den gibt es schon, aber den besucht keiner. Denn der Namuang 2 Wasserfall ist viel hoeher, schoener, besser, und ueberhaupt: Wie kommt ihr nur darauf, dass es da noch einen anderen Wasserfall geben muss?!

Schliesslich habe ich noch Nathon, der groessten Stadt Ko Samuis, einen kurzen Besuch abgestattet und bin ueber die Maerkte geschlendert. Da sich hier der Bootspier befindet, der Strand nicht wirklich fuer den anspruchsvollen Strandtouristen geeignet ist und sich viele Touris gar nicht erst hierher verirren, gibt es die meisten Dinge um die Haelfte guenstiger als auf all den anderen Maerkten auf der Insel. Ansonsten gibt es hier nicht viel. Und damit haette ich all die Highlights Ko Samuis abgeklappert und kann mich nun wieder in Ruhe an den Strand legen. Schoen.

Freitag, Juli 20, 2007

Die Post-Australienphase: Eva in Thailand, Teil 4 (Railay, James Bond und mehr)

Foto: Der Strand Hat Phra Nang auf Railay

Railay ist eine Halbinsel, die nur via Long-Tail-Boat zu erreichen ist. Auf dem Weg dorthin faehrt man an gruen bewachsenen Felsen, die malerisch im Meer postiert sind, vorbei. Railay ist ein Kletterparadies fuer Freeclimber, doch auch die Sonnenanbeter kommen voll und ganz auf ihre Kosten. Anliegeplatz fuer mich ist Hat Railay East. Dieser Strand ist gar kein "richtiger" Strand: Mangroven, ein bisschen Schlamm. Hier befinden sich die meisten Backpackerunterkuenfte und Bars. Doch nur ein kurzer Fussmarsch fuehrt einen nach Hat Railay West mit pudrigem Sandstrand. Hier befinden sich die teuren Bungalows. Doch mein absoluter Lieblingsstrand ist Hat Phra Nang: Ueberhaupt keine Bungalows, weisser Sand, tuerkisblaues Wasser, imposante Felsen inklusive Hoehle, tolle Aussicht und ein bizarr anmutender Felsvorsprung, unter dem man schwimmen kann. Herrlich! Ueberhaupt scheint es hier so viele kleine traumhafte Inselchen zu geben, dass fast jeder seine eigene haben koennte.

Diese Naturschoenheit blieb natuerlich auch Hollywood nicht verborgen. Im Phang Nga-Nationalpark werden als "James Bond-Tour" deklarierte Ausfluege durchgefuehrt. Da bin ich doch mit von der Partie! Und wieder setzte ich mich in eines der ohrenbetaeubend lauten Long-Tail-Boote, welche das ultimative Fortbewegungsmittel in dieser Gegend darstellen. Wir fuhren durch eine Hoehle hindurch und an einer Insel, die wie ein Kamel aussah, vorbei und legten schliesslich bei Kao Tapoo an. Oder, wie sie ueberall angepriesen wird, "James Bond Island"! 1974 wurde "Der Mann mit dem goldenen Colt" (Roger Moore als 007) hier gedreht. Ich habe zwar diesen Film nie gesehen, aber allein der Landschaft wegen kann er ja nicht ganz so schlecht sein. Ich habe zwar mal wieder voll und ganz durchblicken lassen, dass ich kein echter James Bond-Fan, indem ich froehlich die Titelmelodie von "Mission Impossible" vor mich her summte, aber dennoch wurde ich deshalb netterweise nicht mit Veraechtung und Verdammnis gestraft. Die Insel selbst ist recht klein, fast winzig. Doch merke: Kein Ort, der von zahlreichen Booten voller Touristen besucht wird, ist zu klein, um dort nicht mindestens ein gutes Dutzend Souvenir- und Ramschstaende unterzubringen!

Nachdem die obligatorischen Beweisfotos vor dem James Bond-Felsen geschossen wurden, ging es wieder hinein ins Boot und nach Ko Panyee, ein muslimisches Fischerdorf. Dieses hat man einfach mitten im Meer auf Pfaehle gestellt. Schule, Moschee und alles, was man so braucht, ist dort vorhanden. In diesem Dorf assen wir zu Mittag und danach konnten wir wieder einmal an unzaehligen Souvenirstaenden vorbeilaufen. *seufz* Ich frage mich ehrlich, wie sich das rentieren kann, wenn 20 Staende genau den gleichen Kram anbieten! Doch anscheinend findet sich fuer jede noch so abstossende Art von Kitsch immer irgendwo ein zahlungskraeftiger, von ausgepraegter Geschmacksverirrung leidender Touri. Wieder rein ins Boot und an angeblich 3000 Jahre alten Felsmalereien der Wikinger (??) vorbei.

Zurueck auf dem Festland fuhren mal wieder zu einem Tempel: Wat Suwankuha, der Affen-Hoehlen-Tempel. Der Name ist Programm: Buddha, von einem Moench bewacht, befindet sich in einer riesigen Hoehle und am Eingang befinden sich ein paar Dutzend Affen, die man mit Baby-Bananen und Co. ("Feed the monkey, 10 Baht!!!") fuettern kann. Diese Aeffchen scheinen ein recht geruhsames Leben zu fuehren, schliesslich werden sie von all den Besuchern rund und kugelig gefuettert. Es sind auch einige Affenmuetter mit Baby zu sehen und ein paar gesetzte Affenherren, die ab und zu den juengeren Burschen unmissverstaendlich klar machen, wer hier das Sagen hat. Letzte Station des Tages war der Sra Nang Manora Forest Park, wo wir uns beim Manora-Wasserfall abkuehlen konnten.

Die Post-Australienphase: Eva in Thailand, Teil 3 (Ko Phi Phi)

Foto: Ton Sai Village auf Ko Phi Phi Don

Ko Phi Phi - dieser Name duerfte vielen von euch irgendwie bekannt vorkommen. Wichtig ist zu wissen, dass es sich dabei eigentlich um zwei Inseln handelt. Die groessere von beiden heisst Ko Phi Phi Don und die kleinere ist - die Schwaben wird es freuen - als Ko Phi Phi Le bekannt. Fuer die Freunde geografischer Angaben: Die Inseln findet man in der Andamanensee an der Westkueste Suedthailands. Uebernachtungsmoeglichkeiten gibt es lediglich auf Ko Phi Phi Don und daher war dieses Inselchen mein erstes Ziel im Sueden. Ich hatte ja ein wenig Bedenken, weil es gerade Regenzeit ist, aber diese waren absolut unnoetig. Es ist zwar manchmal ein wenig bewoelkt, ansonsten strahlt aber die Sonne munter auf uns herunter.

Mein erster Eindruck von Ko Phi Phi Don: Entsetzlich. Am Anlegesteg der Faehre wurden wir Passagiere von Dutzenden Thais begruesst, die uns Flyer der hiesigen Bars und Nachtclubs in die Hand drueckten und uns eine billige Unterkunft ("Tschip, tschip!!") verschaffen wollten. Nicht nur ich war auf die Idee eines kleinen Inselurlaubs gekommen und es war die Hoelle los. Staendig trampelte mir jemand auf die Fuesse. Das soll die ruhige Nebensaison sein?!

Auf der Insel selbst kann man sich lediglich zu Fuss oder auf einem Fahrrad fortbewegen. Oder eben mit einem Boot um die Insel herum. Der Hauptort, Ton Sai Village, befindet sich zwischen zwei Straenden. Und dieser Ort ist es, der damals im Dezember 2004 beim Tsunami komplett weggespuelt worden ist. Knapp zweieinhalb Jahre spaeter sind die Schaeden, die der Tsunami angerichtet hat, immer noch deutlich erkennbar: Kaputte Fusswege, Ueberreste frueherer Bungalows, unzaehlige Baustellen. Aber auch unzaehlige neu errichtete Gasthaeuser, Restaurants, Souvenirstaende, Tauchshops und alles, was der Inseltourist so braucht. Und was braucht der Inseltourist mehr als alle 20 Meter einen Massage-Salon, fuer den unaufdringlich akustische Werbung betrieben wird? ("HALLOOO, MASSAAAAASCH!")

Schnell stellte sich heraus, dass die beiden Hauptstraende, Ao Ton Sai und Ao Lo Dalam, zum Schwimmen eigentlich voellig ungeeignet sind. Ao Ton Sai ist der Strand, wo die Faehren und Dutzende Taxiboote anlegen. Benzin im Wasser, welches zwar die Kinder aufgrund der vielen Regenboegen entzueckt, mich aber nicht in Freudenspruenge versetzte. Nein, hier schwimme ich nicht. Ao Lo Dalam, Strand Nummer 2, ist bei Flut kaum breiter als ein Liegestuhl lang, dennoch sehr flach. Bei Ebbe kann man fast vollstaendig zu Fuss die Bucht durchqueren. Mit Schwimmen ist hier also nicht viel. Ausserdem liegt ueberall Muell herum, hauptsaechlich leere Plastik- und Bierflaschen. Nicht gerade meine Vorstellung von einem Traumstrand und ich werde mich bestimmt nicht neben einem Stapel Bierflaschen an den Strand legen.

Auf Ko Phi Phi Don gibt es neben dem Meer eigentlich keine weiteren "Sehenswuerdigkeiten", wenn man mal von der mehrere Stuefchen umfassenden Wanderung nach oben zu den zwei Ko Phi Phi-Aussichtspunkten absieht. Bis auf den Teil der Insel, wo sich der Touristenhauptort befindet, ist es hier naemlich recht huegelig. Wenn man einmal vor Ort ist und mit eigenen Augen sieht, wie leicht so viele Menschenleben damals mit einer rechtzeitigen Warnung gerettet haetten werden koennen, kann man es gar nicht glauben. In hoechstens fuenf Minuten kann man bequem eines der vielen Huegelchen problemlos erreichen. Die Insel bleibt uebrigens weiterhin stark tsunamigefaehrdet, ist aber nun wenigstens mit funkelnagelneuen Schildern ausgestattet, die im Falle des Falles den Weg zu diversen Evakuierungspunkten weisen.

Nachdem ich vom Zentrum Ko Phi Phi Dons sowie den beiden Hauptstraenden masslos enttaeuscht war, tat ich das, was jeder andere Inselbesucher frueher oder spaeter ebenfalls macht: Ich buchte einen Tagesausflug auf einem Schiff. Das erste Ziel: Die kleine Inselschwester Ko Phi Phi Le. Hier war die erste Station Maya Bay, wo damals der Film "The Beach" gedreht wurde. (Das Buch habe ich uebrigens mittlerweile gelesen, das Ansehen des Filmes habe ich aus Leonardo di Caprio-technischen Gruenden tunlichst und erfolgreich vermieden. Was uebrigens gar nicht so einfach ist, da jedes zweites Gasthaus mindestens einmal pro Tag eben diesen Hollywoodschinken in den DVD-Player schmeisst.) Die Bucht und die Insel sind sehr schoen anzusehen, was stoert, sind die Touristen. Die Massen, Unmengen, Heerscharen von Touristen! Ich schnorchelte ein wenig und entdeckte, dass viele Korallen abgestorben sind. Ankerschaeden, nehme ich mal an. Von Oeko-Tourismus hat man anscheinend noch nie etwas gehoert und jeder ankert dort, wo er mag. Neben toten Korallen entdeckte ich auch viele, viele Plastiktueten am Grunde des Meeresboden. Was mich ehrlich gesagt leider absolut nicht verwundert hat.

Kleiner Exkurs: Die Thais scheinen meiner subjektiven Meinung nach absolute Weltmeister im Plastiktuetenverbrauch zu sein, sogar noch schlimmer als die Amis! Ein Beispiel: Wenn ich mir eine (Plastik-)Flasche Wasser kaufe, bekomme ich automatisch einen Plastikstrohhalm und beides wird in eine Mini-Plastiktuete gestopft. Teilweise starren mich die Verkaeufer unglaeubig an, wenn ich die Flasche aus der Tuete auspacke, in meinen bereits vor zwei Minuten demonstrativ geoeffneten Rucksack stecke und den Strohhalm ebenfalls links liegen lasse. Abfalleimer, falls ueberhaupt vorhanden, sind allerorts Mangelware. Weshalb ich dazu uebergegangen bin mir eine kleine Plastiktuete als Abfalltuete in meinem Rucksack zu behalten. Exkurs Ende.

Nach dem Besuch der Maya Bay ging es weiter zu der "Viking Cave". Thailaendische Wikinger?? Das war mir neu! Normalerweise kann man diese Hoehle besichtigen, war aber zu dem Zeitpunkt meines Besuches gerade geschlossen. Ko Phi Phi Le ist traumhaft anzusehen und es gibt mehrere kleinere Straende und Buchten, in denen man mit einem privat gemieteten Motorboot anlegen kann. Das wuerde ich jedem waermstens empfehlen, das bisschen Geld mehr ist gut investiert. Wir umkreisten Ko Phi Phi Le einmal komplett und zurueck ging es Richtung Phi Phi Don.

Hier ankerten wir am Shark Point. Fleissig geschnorchelt, aber keinen einzigen der harmlosen Haie entdeckt. Dafuer aber auch kein gefaehrliches Exemplar. Weiter ging es zu einem kleinen Inselchen namens Bamboo Island. Suess. Ko Phi Phi Don ist uebrigens recht gross und es gibt viele Straende, die Privatstraende von diversen Luxusresorts sind. Diese scheinen wirklich traumhaft zu sein. Fuer Backpacker wie mich allerdings unbezahlbar. So nah und doch so fern, das alte Spiel.

Wir umzirkelten Ko Phi Phi Don ebenfalls einmal komplett und legten einen letzten Stopp am sogenannten "Monkey Beach" ein. Mit einem blauen Plastik-Kayak paddelten wir an den Strand, der angeblich nur von Affen wimmeln sollte. Natuerlich sah keiner von uns auch nur einen einzigen Affen. Manchmal glaube ich wirklich, dass diverse Ortsnamen lediglich fuer Touris erfunden werden, um bessere Verkaufsargumente liefern zu koennen und in die Postkarten einfach via Photoshop Affen hineinretuschiert werden.

Gegen 16.30 Uhr legten wir wieder an. Aber wie jetzt, der Sonnenuntergang sollte doch auch noch mit im Paket sein und der war erst gegen 18.30 Uhr?? War er auch: Wer wollte, konnte auf dem Boot bleiben und sich von hier aus den Sonnenuntergang ansehen, der eigentlich auf der anderen Seite der Insel zu sehen ist. Schlau! Schliesslich stand nirgends, von wo aus man den Sonnenuntergang betrachten wird und es ist ja nicht der Fehler der geschaeftstuechtigen Thais, wenn die Touristen annehmen, dass dies ein Sonnenuntergang im Meer sein wird. Dumm von mir, dass ich das angenommen hatte.

Mich hielt nichts mehr auf Ko Phi Phi. So schoen diese Inseln sein koennen und bestimmt auch mal ueberall waren, so ist es doch einfach eine Schande zu sehen, welch haessliche Narben der Massentourismus auf einem derart wunderschoenen Fleckchen Erde hinterlassen kann. Mit diesem fast philosophisch und ueberaus weise anmutenden Schlusswort ende ich meinen heutigen Eintrag.

Samstag, Juli 14, 2007

Die Post-Australienphase: Eva in Thailand, Teil 2 (Shopping in Bangkok)

Foto: Der Shopping-Tempel MBK

Vergesst New York! Bangkok ist die wahre Stadt, die niemals schlaeft. Vertraut mir. Und fuer Leute, die dem Shopping verfallen sind, muss Bangkok das Paradies sein! Nicht nur der Preise wegen. Klamotten auf den Maerkten koennen sich allerdings nur problemlos Frauen, die nicht unbedingt 1,80 m gross sind, besser noch: Frauen, die in Deutschland nur in der Kinderabteilung einkaufen koennen, kaufen. (Von Schuhen mal ganz zu schweigen, hier ist ja Groesse 39 das XXL-Format der Fussbekleidung. *boese auf meine riesentreter schau*) Thai-Frauen sind nun mal sehr zierlich und im Verhaeltnis zu uns Riesenfrauen eher klein. XXS ist mehr die Regel als die Ausnahme.

Mal abgesehen von den bunten Strassenmaerkten, ist fast jeder Einkauf hier ein exotisches Erlebnis. Nehmen wir mal zum Beispiel etwas, was bei uns daheim ganz banal ist. Etwa der Kauf eines Zugtickets. (Wichtiger Hinweis: Es folgt nun die Geschichte, wie Eva auszog sich ein Zugticket zu kaufen. Einen Tusch, bitte!)

Es ist ein heisser, sonniger Morgen in der versmogten Hauptstadt Thailands. Da beschliesst eine sehr sympathische Backpackerin, nennen wir sie einfach mal Eva, sich ein Zugticket in den Sueden des Landes zu kaufen. Da sie weiss, dass der Kauf dieses Tickets in einem der zahlreichen "Reisebueros" viele Gefahren und Fallstricke fuer ihren Geldbeutel und den reibungslosen Verlauf ihrer Reise darstellt, moechte sie es direkt am Bahnhof kaufen. (Sie ist ja so klug!) Der Bahnhof ist allerdings ganz woanders. Ein Taxi muss her. Da viele Taxifahrer, den "I love Farang" (farang = Auslaender) und "I speak English"-Stickern am Fenster zum Trotz, nur das Dutzend-Englisch beherrschen, also nur ein gutes Dutzend englischer Woerter (mal sehen, ob sich dieser Ausdruck von mir durchsetzen kann), kramt Eva vorsichtshalber eine Karte von Bangkok heraus, um unmissverstaendlich ihr Ziel mitteilen zu koennen. Nicht, damit sie versehentlich - oder auch "versehentlich" - zuerst zu einem anderen Bahnhof gebracht wird.

Sie hat die Karte noch nicht einmal geoeffnet, als der erste hilfreiche Taxifahrer schon neben ihr steht: "Where do you go?". Nein, zum Bahnhof bringt er sie nicht. Der ist doch viel zu weit weg! Aber er faehrt Eva gerne zum Reisebuero seines Bruders, dort kann sie sich ein Zugticket kaufen. "Special price, for you!!" Hoeflich verneint sie, was ignoriert wird. Der Taxifahrer laesst nicht locker. Sie verneint immer noch hoeflich, aber bestimmt. Da kommt ihr ein anderer Thai zu Hilfe, sagt etwas zu dem Taxifahrer, woraufhin dieser sich schmollend verzieht.

Der hilfreiche Thai entpuppt sich als geschaeftstuechtiger Tuk Tuk-Fahrer, der sie zur Touristen-Info fahren moechte. Dort koenne sie sich ein Zugticket kaufen. Eva verneint erneut. Erstens weiss sie, dass sie in der Touri-Info nichts buchen kann und zweitens ist ihr ebenfalls bewusst, das die Touristen-Information ganz woanders ist. Sie laesst den Tuk Tuk-Fahrer stehen und macht sich auf zum naechsten Taxi. Der Fahrer dieses Fahrzeuges hat keine Probleme damit, sie direkt zum Bahnhof zu fahren. Zufrieden steigt Eva ein. Und keine 20 Meter spaeter steigt sie aeusserst unzufrieden wieder aus. Der Fahrer weigerte sich strikt, das Taxi-Meter - so heissen hier die Taxameter - einzustellen. Angeblich sei es kaputt. Aber: "Special price, for you!! 200 Baht!!" (1 Euro momentan ungefaehr 43 Baht.) Fuer die Strecke zum Bahnhof viel zu teuer. So dumm ist Eva nicht.

Versuch bei Taxi Nummer 3. Frau lernt dazu und fragt erst einmal, ob das Taxi-Meter funktioniert. Tut es nicht. Auch bei Taxi Nummer 4, 5 und 6 ist dieses seltsamerweise ausser Gefecht gesetzt. Ein Thai, der das Taxi-Hopping von Eva beobachtet haben musst, teilt ihr schliesslich mit, dass in dieser Strasse hier und in jener Strasse dort alle Taxi-Meter auf magische Weise funktionsuntuechtig seien. Dort an der Ecke wuerden jedoch Taxis fahren, wo das Taxi-Meter keinerlei Probleme machen sollte. Also gut, was hat sie schon zu verlieren. Und tatsaechlich: In Taxi Nummer 7 leuchten ihr rote Ziffern entgegen. Hurra! Schnell gibt sie, eindringlich auf die Strassenkarte deutend, ihr Fahrtziel bekannt. "Do you buy ticket?", fragt sie der Fahrer. Blitzschnell reagiert sie und teilt mit, dass sie lediglich eine Freundin am Bahnhof abhole. Somit wurden ihr keinerlei Reisebueros oder sonstige Exkursionen empfohlen. Ha! Zwar zur Luegnerin mutiert, aber dafuer wurde sie endlich ohne weiteres zum Bahnhof gefahren. Der Taxifahrer war sehr nett. Er sprach zwar kein Englisch, fuehlte sich aber zum Alleinunterhalter berufen und imitierte Tuk Tuk-Geraeusche, um Eva zum Lachen zu bringen. Ausserdem erfand er das Spiel "Ladyboy - No Ladyboy", als sie durch Bangkoks Transvestiten-Viertel fuhren. (Thailaendische Transvestiten sind echt beeindruckend!)

Endlich kam unsere Heldin am Bahnhof an und zahlte den Fahrpreis von sage und schreibe 70 Baht. Nun war unmissverstaendlich klar, dass "Special Price, for you!" nichts anderes bedeutet als "He, ich zocke dich naive Touristen so richtig ab". Kurz vor dem Ziel werfen sich ihr viele Thais, die einen Ausweis umhaengen haben, in den Weg: "You want ticket?" Nicht mit Eva! Sie ist nicht den ganzen weiten Weg zum Bahnhof gefahren, um auf den letzten Metern zu Fall gebracht zu werden. Zielstrebig steuert sie das "Advanced Booking Office" an und kauft sich ohne weitere Probleme ihr Zugticket. Geschafft! Eva hat ein Zugticket gekauft!!!

Dieses Mal war ich also erfolgreich, ich will aber gar nicht wissen, wie oft man mich schon ums Ohr gehauen hat. Dennoch bilde ich mir ein und hoffe sehr, dass es mir nicht ganz so oft wie anderen Touristen passiert. Von meinem Erfolg ganz berauscht stieg ich mit meinem Zugticket in der Tasche in ein anderes Taxi, um zum Siam Square zu fahren. All die Taxifahrer, mit denen ich bisher gefahren bin, sind uebrigens gute Autofahrer. Das muessen sie angesichts des Verkehrs wohl auch sein. Gut, ich bin zwar noch nie im Leben ueber so viele rote Ampeln am Stueck gefahren worden, aber dafuer wussten sie immer damit umzugehen, wenn aus der eigentlich zweispurigen Strasse kurzerhand eine dreispurige wurde oder einem auf dem Seitenstreifen am Highway viele Moped-Geisterfahrer entgegen kommen. Neben den Taxis und Tuk Tuks gibt es auch Moped-Taxis, aber die kann sich eigentlich nur ein Lebensmueder antun. Apropos Mopeds: Motorroller hier sind grundsaetzlich fuer drei Personen gedacht und Frau sitzt schon mal gerne seitlich im Damensitz auf dem Sattel, Haende ueber dem Handtaeschchen im Schoss verschraenkt, waehrend sich der Fahrer mit mindestens 50 Sachen durch Autos hindurchschlaengelt. Schutzhelme? Wer braucht die schon...

Von einem meiner Taxifahrer habe ich uebrigens erfahren, dass das Taxi-Geschaeft in Bangkok momentan sehr schlecht laeuft. Verdiente man frueher durchschnittlich 1000 Baht, an einem guten Tag auch schon mal 1500 Baht, kann man heute froh sein, wenn man 200 Baht verdient. Auf meine Frage, warum dies so sei, bekam ich als Antwort: "Because of the Army-Mafia." Bitte was, die Army-Mafia?? "Yes, yes, Army-Mafia." Leider musste ich zu diesem Zeitpunkt aussteigen, aber ich hatte sowieso das Gefuehl, dass er mir schon zu viel verraten hatte und auf meine Nachfragen nicht weiter eingegangen waere. Ich wuesste zwar gerne mehr darueber, aber einfach mal ein paar Thais anhauen und danach zu fragen, ist mir dann doch zu riskant.

Ich stattete also Siam Square im modernen Teil Bangkoks einen Besuch ab. Das Zentrum der Einkaufsstadt! Hier findet man nicht nur eins, zwei oder drei, sondern gleich 4 riesige Einkaufstempel. Fuer jeden Geldbeutel etwas. Angefangen bei dem wahren Luxusschuppen, wo sich selbst ein normalverdienender Westeuropaer fuer ein Monatsgehalt hoechstens einen Serviettenring leisten koennte, bis hin zu meinem Favoriten: MBK. Eine gigantische Shopping-Mall, die zwar etwas chaotisch ist, aber neben regulaeren Geschaeften auch Ramsch-Staende beherbergt. Die Mischung machts! Das ueberall auf den Strassen Raubkopien der aktuellsten Musik-CDs und Kinofilme verkauft werden, kann ich ja irgendwo, aber auch nur irgendwo, noch einsehen. Das man dies aber auch in einer Shopping Mall (sprich: im MBK) machen kann? Ist das etwa legal?!

Gekauft habe ich mir uebrigens nix, ich will ja schliesslich nicht unnoetige Kilo Gepaeck Tausende von Kilometern mit mir im Lande herumschleppen. Nachdem ich also vom Bummeln und den vielen, neuen Eindruecken genug hatte (uebrigens ein fantastischer Ort zum Leute beobachten), ging ich ins Kino. Genauer gesagt der neueste Harry Potter-Streifen. Naja. Bevor der eigentliche Film anfing, huepften alle wie von der Nadel gestochen von ihren Sitzen auf. Ein bisschen Sport, um das Popcorn abzutrainieren? Nein, es wurde die thailaendische Nationalhymne gespielt und viele, viele, viele Bilder vom Koenig und seiner Famile auf die Leinwand projeziert. Aus Hoeflichkeit und Respekt bin ich natuerlich auch aufgestanden, schliesslich wurde man extra auf Englisch darauf hingewiesen. Der letzte Ton war noch nicht einmal vollstaendig verhallt, da setzten sich alle wie auf Kommando wieder hin, luemmelten sich in die Sitze und mampften ihr Popcorn. Ein Kinobesuch ist also doch fast wie bei uns daheim.

Zum Thema Shopping kann ich ausserdem noch meinen Besuch beim Chatuchak Weekend Market beisteuern. Auf diesem Markt gibt es alles, absolut alles, was man sich nur vorstellen kann! Neben Souvenirs, Klamotten und Lebensmitteln zum Beispiel auch Moebel, einen thailaendischen Cowboy und vieles mehr. Es gibt dort so viele Gaesschen, dass man recht schnell die Orientierung verliert. Ich habe mir laengst nicht alles angeschaut und trotzdem Stunden dort verbracht.

Damit hatte ich meine Schuldigkeit in Bangkok getan und es wurde an der Zeit, diese Stadt endlich hinter mir zu lassen. Schliesslich hatte ich mir nicht umsonst ein Zugticket gekauft...

Freitag, Juli 13, 2007

Die Post-Australienphase: Eva in Thailand, Teil 1 (Bangkok usw.)

Foto: Rush Hour bei dem Floating Market in Damnoen Saduak

Sawasdee! Das ist "Hi" auf Thai. Nun duerft ihr mal raten, warum ich euch auf diese asiatische Art und Weise begruesse. Richtig! Ich bin wieder in Thailand. Und das kam so: Ich sass in meinem Flieger zurueck nach Deutschland, als das Flugzeug einen Stopp in Bangkok einlegte. Da dachte ich bei mir: Wenn ich schon mal in der Kante bin, kann ich ja auch ein Weilchen bleiben. Ich bin zwar nicht mehr in Australien, werde hier aber dennoch ein wenig ueber meinen Thailandaufenthalt berichten. Dieser Service ist naemlich in meinem Blog inbegriffen: Eva in AuStralIA = Eva in Asia. Schlau, nicht wahr? *mir selbstzufrieden auf die schulter klopf*

In Bangkok habe ich erst mal dort weitergemacht, wo ich vor fast einem Jahr aufgehoert habe: Tempel gucken. Mein zweiter Besuch beim unter uns Touristen als "Golden Mount" (siehe rechts) bekannten Tempel war uebrigens von Erfolg gekroent, denn er war geoeffnet. Und somit konnte ich einen 360 Grad-Blick auf die Riesenstadt Bangkok werfen.

Da ich die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten in der thailaendischen Hauptstadt bereits beim letzten Mal abgegrast hatte, war es nun Zeit fuer ein paar Ausfluege in die naehere Umgebung. (Wenn man denn so wie ich etwa 110 Kilometer als "naehere" Umgebung auffasst.) Mein erstes Ziel: Damnoen Saduak Floating Market, die schwimmenden Maerkte. Nicht gerade authentisch, hauptsaechlich Touristen als Besucher, aber dennoch toll. Frische Fruechte und allerlei andere Lebensmittel. Huete und alles, was man auch nur annaehernd als Souvenirs verscherbeln kann, ist auf Booten gestapelt, die auf den 'khlongs' (Kanaelen) entlangschippern. Lautstark und international ("Hello, hello!", "Hallo, hallo!" usw.) wird die Ware feilgeboten. Die meisten Souvenirs findet man uebrigens an den nicht-schwimmenden Staenden entlang der Khlongs. Der Weg zu den schwimmenden Maerkten bestand aus einer Busfahrt aus Bangkok heraus sowie einem Trip auf einem sog. "long-tail boat". Dies ist ein Motorboot, das ganz schoen schnell an Wohnhaeusern entlang der Kanaele dahinbrausen kann, dies auch tat und uns dabei ordentlich nass spritzte. Der Touristenselbsterhaltungstrieb setzte sofort bei mir ein und ich warf mich schuetzend ueber meine Kamera. (Kein Wasser soll sie ausser Gefecht setzen, solange ich in ihrer Naehe bin!) Fazit: Der Floating Market ist ein farbenfrohes Spektakel und man fuehlt sich dort weitaus mehr in Asien als in Bangkok. Allerdings immer noch in einem sehr touristischen Teil Asiens.

Mein naechstes Ausflugsziel stand rasch fest: Kanchanaburi. Das sagt jetzt wohl kaum jemanden etwas, daher der Touri-Name: Die Bruecke am River Kwai. Das klingt doch viel griffiger! Ja, genau die Bruecke, die man aus dem Film "Die Bruecke am River Kwai" kennt. Oder man kennt, wie in meinem Fall, lediglich den Filmtitel und konnte sich nie dazu aufraffen, sich diesen fast dreistuendigen Uraltschinken (aus dem Jahre 1957, Gewinner von 7 Oscars!) zu Gemuete zu fuehren. Tja, haette ich vielleicht mal besser machen sollen. Mittlerweile weiss ich, dass ich zumindest den River-Kwai-Marsch kenne. Der ist weltbekannt und wurde unter anderem als Melodie fuer die Underberg-Werbung missbraucht. (Uebrigens im Film deshalb gepfiffen, weil damals die meisten Strophen nicht an der Filmzensur vorbeigekommen waeren. Hach, da ist Eva mal wieder ganz schlau! Schlaeue ist meine Staerke! Moment, schreibt man Schlaeue wirklich so?? *gruebel*)

Auf jeden Fall habe ich mir ganz doll fest vorgenommen, dass ich mir diesen monumentalen Film innerhalb der naechsten Dekade ansehen werde. (He, ich bin Realistin!) Ist quasi Pflicht, da ich nun die Bruecke besucht habe. Die Generation vor mir, genauer gesagt: der maennliche Teil der Generation vor mir, die ebenfalls diese Bruecke besuchte, hat diesen Film mehr als einmal gesehen und war aufgrund unserer voelligen Unkenntnis und Ignoranz dieses filmischen Meisterwerkes schockiert. Dennoch speisten wir generationsuebergreifend versoehnlich zu Mittag in einem der vielen Restaurants, die auf dem Fluss schwimmen. Sehr nett. Dann ging es zur Bruecke und es war alles so, wie von mir erwartet: Die Bruecke war da, der River Kwai war da. Ach ja, und ganz viele Touristen waren da. Und ganz viele Souvenirstaende waren da.

Die Bruecke an sich ist recht unspektakulaer. Die Geschichte der Bruecke ist es, die sie so interessant und anziehend macht. (Mehr Infos hier.) Man kann uebrigens ueber die Bruecke laufen. Was ich natuerlich tat. Vorsicht ist angesagt: Da es sich dabei um eine Eisenbahnbruecke handelt, die eigentlich mal so gar nicht fuer Fussgaenger gedacht ist, sollte man in der Mitte laufen. Was angesichts der Touristenstroeme nicht immer einfach ist. Links und rechts an der Bruecke sind keinerlei Touristenauffangeinheiten vorhanden. Unvorsichtige Zeitgenossen koennen also recht schnell ungewollt in den Fluss fallen. Darauf habe ich ja heimlich die ganze Zeit gewartet. Ist aber nicht passiert. Ich selbst bin auch nicht in den Fluss gefallen, da ich schliesslich wieder mit neuen, aeusserst hilfreichen Ratschlaegen und Tipps aus dem Kreise von Familie und Freunden fuer meinen Thailandaufenthalt gewappnet war. Wie etwa: "Lass dich nicht vom Tiger beissen." Dazu muesste ich ja erst mal Tiger sehen, gell? Obwohl... Moment mal. Tiger? Gute Idee!

Keine 24 Stunden spaeter fand ich mich im Wat Pha Luangta Bua Yannasampanno wieder. Unter uns Doppel-"T"s (= Thailand-Touristen) besser bekannt als Doppel-T: Tiger Temple! Dieser Tempel ist eine Art Tierheim fuer Tiger und andere Tierchen, welches seit 1994 existiert. Der eifrige Tiger-Thailand-Tourist kann dort diesen niedlichen Kaetzchen ganz nahe kommen. Streicheln, an der Leine Gassi fuehren, kein Problem! Doch seid gewarnt: Tiger sind die thailaendische Fashion-Police. Wer rot, pink oder orange traegt, darf nicht zu den Tigern. Das moegen die so gar nicht. Was logischerweise die Frage aufwirft: Warum ist der rosarote Panther eigentlich rosarot? (Ich weiss natuerlich, dass Panther und Tiger nicht identisch sind und dass es nur in der Zeichentrickserie einen rosaroten Panther gibt. Dennoch ist es an der Zeit, dass jemand endlich mal diese Frage stellt!) Ach ja, wer wie ich die Tiger besucht und lila traegt, darf kurz Panik schieben, aber beruhigt sein: Lila macht die Tigerchen nicht aggressiv. Zum Glueck! Somit habe ich auch diesen Ratschlag beherzigt und mich nicht vom Tiger beissen lassen.

Nach der Tierwelt stand wieder etwas Kultur auf dem Plan. Ich stattete Ayutthaya einen Besuch ab. Bei dieser Stadt handelt es sich um die ehemalige Hauptstadt Siams, welches heute als Thailand bekannt ist, wo ich gerade bin. Macht doch Sinn, oder? In Ayutthaya gibt es ganz viele Tempelruinen zu sehen, die immer noch sehr imposant sind und einen in schieres Staunen versetzen, wie prachtvoll diese Koenigsstadt gewesen sein muss. Nicht umsonst handelt es sich hierbei um eine anerkannte Weltkulturerbestaette. So langsam habe ich das Gefuehl, dass ich alle Weltkulturerbestaetten toll finden wuerde. Vielleicht sollte ich dies zu meinem heimlichen Lebensplan machen? "Besuche alle Weltkulturerbestaetten dieser Welt! Gehe nicht ueber Los und ziehe keine 4000 Euro ein!"

Momentan bin ich immer noch in Bangkok und tueftele an meiner weiteren Urlaubsvorgehensweise. Wohin es mich als Naechstes verschlaegt, erfahrt ihr demnaechst. Mein Blog wird naemlich noch ein paar Wochen weiterleben.

Montag, Juli 09, 2007

Bye, bye, Australia

*raeusper* WARNUNG!! EVA SINGT!! *eva singt* “Start spreading the neeews, I’m leaving todaaaaay, because it is time to say bye bye, machs gut, machs guuut…”
(Ja, so lautet der wahre Text. Ehrlich.)

Gestern hatte D. noch eine Abschiedsueberraschung fuer mich parat: Sie hatte mich zum Abendessen eingeladen. Aber nicht in irgendein Restaurant. Ein Restaurant mit ueberdimensionalen, quadratischen Tellern und winzigen Portionen. Chefkoch: Einer der australischen Starkoeche. Ihr wisst, was das heisst: Exklusiv und teuer. Doch das Beste: Direkter und freier Blick auf das Opernhaus, welches direkt vor der Eingangstuere anfaengt. Und die Harbour Bridge war da auch noch irgendwo zu sehen. Ich hatte den Fensterplatz und konnte somit lange und ausgiebig das Opernhaus bei Nacht bewundern. Welches uebrigens verdammt traurig aussah. Ist es, weil es keines der neuen sieben Weltwunder geworden ist oder weil ich es fuer eine lange Zeit nicht mehr besuchen kann? (Hm, vielleicht war es auch nur der Regen.)

Auf jeden Fall habe ich noch nie zuvor in einem derart exklusiven Restaurant gespeist und ich fuehlte mich wie eine der Reichen und Schoenen dieser Welt. Gut, bin zwar weder reich noch…aeh, ich meine, bin zwar nicht reich, aber ich fuehlte mich seltsamerweise nicht deplatziert. (Obwohl es schon einen krassen Kontrast zu meinem 25 Cent teuren 2-Minute Noodles-Dasein darstellte.) Es war zweifellos ein wunderschoener, letzter Abend hier in Australien.

Und fuer die, die es trotz der dezenten Hinweise noch nicht kapiert haben sollten, noch einmal klar und deutlich der Newsflash: Ich verlasse Australien. *jubelrufe und konfettiparaden der australier ignorier* *jemanden singen hoer* “Nimm Abschied, Eva, ungewiss ist deine Wiederkehr.” - Moment mal, das glaube ich nicht!!

*jemanden sagen hoer* “Ich komme wieder!” – Richtig, da hat mir Gouverneur Arnie mal wieder die Worte aus dem Mund genommen. (Hach, er ist so eloquent. Aber was macht er nur in meinem Blog? *am kopf kratz*) Denn ich will unbedingt ebenfalls Western Australia und Tasmanien sehen, was mir dieses Mal aus geldtechnischen Gruenden leider nicht moeglich war. Natuerlich hatte ich ein paar Plaene in der Hinterhand, um doch noch diese beiden Landesteile zu sehen. Etwa mein Blog kostenpflichtig zu machen. (Geschaetzte Einnahmen: 1,64 Euro) Oder eine globale “Eva muss weiterreisen”-Spendenaktion zu starten. Nach stundenlangen Kalkulationen mit den geschaetzten Hoechsteinnahmen von sage und schreibe 12,80 Euro (wow!) bin ich allerdings zu dem ueberraschenden und aeusserst niederschmetternden Ergebnis gelangt, dass ich mit diesem Budget nicht besonders weit kommen wuerde. Zu grosse Konkurrenz von anderen Spendenaktionen wie etwa fuer vom Aussterben bedrohte Tierarten. Dabei bin ich doch selbst eine hochgradig gefaehrdete Art, das einzig lebende Exemplar! Dennoch war mir klar, dass dies von der Oeffentlichkeit nicht anerkannt werden wuerde. *schnief* (Ignorante Oeffentlichkeit. *grummel*)

Andererseits ist dies nicht ganz so schlimm, da momentan Fortsetzungen gross in Mode sind und diese Tatsache die beste Voraussetzung fuer eine Fortsetzung meines Blogs mit dem sagenhaften Titel “Eva in Australia – Teil 2” ist. Was fuer ein Titel! Und was fuer ein Cliffhanger! Hunderte von Fragen stellen sich einem:

Wird Eva auf direktem Weg zurueck nach Deutschland fliegen? Wird sie ins richtige Flugzeug einsteigen? Oder wird sie wegen illegalen Exportes von Koalas und Schnabeligeln sowie wegen des Diebstahles eines Swags verhaftet werden? Ist dies tatsaechlich das Ende ihres Blogs??

“Hasta la vista, Baby!” – Psst, Arnie, Ruhe jetzt, du machst die ganze dramatische Spannung kaputt. Kusch, ins Koerbchen! Kusch!! So ists gut. Braver Terminator. Brav.

Mittwoch, Juli 04, 2007

Eva in Sydney. Oder: Der Anfang wird das Ende sein.

Und alle mitsingen! “In Sydney steht ein Opernhaus, oans, zwoa, g’fotooot!” *knips* “Gleich gehn mir die Batt’rien aus, oans, zwoa, g’fotoot.” *schunkel* *knips* Ja, ich bin wieder in meiner australischen Lieblingsstadt angelangt. Um euch alle zu beruhigen: Das Opernhaus ist tatsaechlich immer noch hier. Aber irgendwie sieht es anders aus. So weltkulturerbig. Oder bilde ich mir das nur ein? (Als ob ich mir so etwas einbilden koennte. Tss.) Zur Sicherheit habe ich vorsichtshalber ein paar Fotos geschossen, um spaeter einmal das Opernhaus 2006 mit dem Opernhaus 2007 vergleichen zu koennen. (Manche Leute haben schon seltsame Hobbies. Doch es ist an der Zeit es zuzugeben: *tief luft hol* Hallo, mein Name ist Eva und ich bin ein Fan der “Finde die zehn Unterschiede”-Bildchen.)

Hier in Sydney bin ich zurueck bei D. und ihrem Freund, die mich wieder aeusserst herzlich empfangen haben. Es war so schoen sie nach knapp acht Moaten wiederzuehen! Langsam heisst es aber Abschied nehmen und wir haben eine kleine Liste erstellt, was wir noch alles zusammen machen wollen, bevor ich das Land verlasse. Ja, meine Tage in Australien sind gezaehlt, mein Rueckflug ist gebucht. Momentan nutze ich die Gelegenheit, meine Lieblingsplaetze in Sydney zu besuchen, dem regnerischen, kuehlen Wetter zum Trotz. Gut, die letzten Tage war es schoen warm (20 Grad) und sonnig. Winter eben. Wie immer scheinen die letzten Wochen nur so dahinzuschmelzen wie Kaese auf einer Pizza im Holzsteinofen. Mein Australienabenteuer hat hier in Sydney angefangen und hier wird es auch sein wohlverdientes Ende nehmen.

Wie ihr euch vielleicht denken koennt, gibt es noch Dutzende von Geschichten, die ich euch von meiner Zeit hier in Australien erzaehlen koennte. Etwa wie wir “United Nations” im Outback spielten. Wie ich 10 Stunden am Flughafen in Brisbane verbrachte. Wie ich die Bekanntschaft mit Ernie, dem Emu, machte. Wie ich illegale Madenwettrennen veranstaltet und die “Death Brush” erfunden habe. Wie ich in dem im wahrsten Sinne des Wortes (entschuldigt die Ausdrucksweise) beschissensten Hostel in Melbourne uebernachtete. Wie ich einen schnarchenden Kanadier in die Verbannung schickte. Wie unser Tourbus stecken blieb. Wie ich mit Hilfe von “Frankenstein” Englischunterricht im Outback erteilte. Was ich bei einem anderen Preisausschreiben gewonnen habe. Oder welchen schillernden Persoenlichkeiten ich begegnet bin. Und das ist nur ein kleiner Auszug.

Aber manche Geschichten muessen unerzaehlt bleiben. Geht hinaus in die Welt und erlebt eure eigenen Abenteuer, das ist doch viel spannender als meine Erlebnisse nachzulesen. Los, weg vom Bildschirm und raus ins Freie! Sofort! Und wenn ihr schon mal draussen seid, koennt ihr euch ein leckeres Eis kaufen und kurz an mich armes Wesen denken, welchem dieser Genuss noch fuer eine ganze Weile nicht vergoennt sein wird. *mich im selbstmitleid suhlen geh* *zum trost das opernhaus knuddeln geh*