Foto: Ton Sai Village auf Ko Phi Phi Don
Ko Phi Phi - dieser Name duerfte vielen von euch irgendwie bekannt vorkommen. Wichtig ist zu wissen, dass es sich dabei eigentlich um zwei Inseln handelt. Die groessere von beiden heisst Ko Phi Phi Don und die kleinere ist - die Schwaben wird es freuen - als Ko Phi Phi Le bekannt. Fuer die Freunde geografischer Angaben: Die Inseln findet man in der Andamanensee an der Westkueste Suedthailands. Uebernachtungsmoeglichkeiten gibt es lediglich auf Ko Phi Phi Don und daher war dieses Inselchen mein erstes Ziel im Sueden. Ich hatte ja ein wenig Bedenken, weil es gerade Regenzeit ist, aber diese waren absolut unnoetig. Es ist zwar manchmal ein wenig bewoelkt, ansonsten strahlt aber die Sonne munter auf uns herunter.
Mein erster Eindruck von Ko Phi Phi Don: Entsetzlich. Am Anlegesteg der Faehre wurden wir Passagiere von Dutzenden Thais begruesst, die uns Flyer der hiesigen Bars und Nachtclubs in die Hand drueckten und uns eine billige Unterkunft ("Tschip, tschip!!") verschaffen wollten. Nicht nur ich war auf die Idee eines kleinen Inselurlaubs gekommen und es war die Hoelle los. Staendig trampelte mir jemand auf die Fuesse. Das soll die ruhige Nebensaison sein?!
Auf der Insel selbst kann man sich lediglich zu Fuss oder auf einem Fahrrad fortbewegen. Oder eben mit einem Boot um die Insel herum. Der Hauptort, Ton Sai Village, befindet sich zwischen zwei Straenden. Und dieser Ort ist es, der damals im Dezember 2004 beim Tsunami komplett weggespuelt worden ist. Knapp zweieinhalb Jahre spaeter sind die Schaeden, die der Tsunami angerichtet hat, immer noch deutlich erkennbar: Kaputte Fusswege, Ueberreste frueherer Bungalows, unzaehlige Baustellen. Aber auch unzaehlige neu errichtete Gasthaeuser, Restaurants, Souvenirstaende, Tauchshops und alles, was der Inseltourist so braucht. Und was braucht der Inseltourist mehr als alle 20 Meter einen Massage-Salon, fuer den unaufdringlich akustische Werbung betrieben wird? ("HALLOOO, MASSAAAAASCH!")
Schnell stellte sich heraus, dass die beiden Hauptstraende, Ao Ton Sai und Ao Lo Dalam, zum Schwimmen eigentlich voellig ungeeignet sind. Ao Ton Sai ist der Strand, wo die Faehren und Dutzende Taxiboote anlegen. Benzin im Wasser, welches zwar die Kinder aufgrund der vielen Regenboegen entzueckt, mich aber nicht in Freudenspruenge versetzte. Nein, hier schwimme ich nicht. Ao Lo Dalam, Strand Nummer 2, ist bei Flut kaum breiter als ein Liegestuhl lang, dennoch sehr flach. Bei Ebbe kann man fast vollstaendig zu Fuss die Bucht durchqueren. Mit Schwimmen ist hier also nicht viel. Ausserdem liegt ueberall Muell herum, hauptsaechlich leere Plastik- und Bierflaschen. Nicht gerade meine Vorstellung von einem Traumstrand und ich werde mich bestimmt nicht neben einem Stapel Bierflaschen an den Strand legen.
Auf Ko Phi Phi Don gibt es neben dem Meer eigentlich keine weiteren "Sehenswuerdigkeiten", wenn man mal von der mehrere Stuefchen umfassenden Wanderung nach oben zu den zwei Ko Phi Phi-Aussichtspunkten absieht. Bis auf den Teil der Insel, wo sich der Touristenhauptort befindet, ist es hier naemlich recht huegelig. Wenn man einmal vor Ort ist und mit eigenen Augen sieht, wie leicht so viele Menschenleben damals mit einer rechtzeitigen Warnung gerettet haetten werden koennen, kann man es gar nicht glauben. In hoechstens fuenf Minuten kann man bequem eines der vielen Huegelchen problemlos erreichen. Die Insel bleibt uebrigens weiterhin stark tsunamigefaehrdet, ist aber nun wenigstens mit funkelnagelneuen Schildern ausgestattet, die im Falle des Falles den Weg zu diversen Evakuierungspunkten weisen.
Nachdem ich vom Zentrum Ko Phi Phi Dons sowie den beiden Hauptstraenden masslos enttaeuscht war, tat ich das, was jeder andere Inselbesucher frueher oder spaeter ebenfalls macht: Ich buchte einen Tagesausflug auf einem Schiff. Das erste Ziel: Die kleine Inselschwester Ko Phi Phi Le. Hier war die erste Station Maya Bay, wo damals der Film "The Beach" gedreht wurde. (Das Buch habe ich uebrigens mittlerweile gelesen, das Ansehen des Filmes habe ich aus Leonardo di Caprio-technischen Gruenden tunlichst und erfolgreich vermieden. Was uebrigens gar nicht so einfach ist, da jedes zweites Gasthaus mindestens einmal pro Tag eben diesen Hollywoodschinken in den DVD-Player schmeisst.) Die Bucht und die Insel sind sehr schoen anzusehen, was stoert, sind die Touristen. Die Massen, Unmengen, Heerscharen von Touristen! Ich schnorchelte ein wenig und entdeckte, dass viele Korallen abgestorben sind. Ankerschaeden, nehme ich mal an. Von Oeko-Tourismus hat man anscheinend noch nie etwas gehoert und jeder ankert dort, wo er mag. Neben toten Korallen entdeckte ich auch viele, viele Plastiktueten am Grunde des Meeresboden. Was mich ehrlich gesagt leider absolut nicht verwundert hat.
Kleiner Exkurs: Die Thais scheinen meiner subjektiven Meinung nach absolute Weltmeister im Plastiktuetenverbrauch zu sein, sogar noch schlimmer als die Amis! Ein Beispiel: Wenn ich mir eine (Plastik-)Flasche Wasser kaufe, bekomme ich automatisch einen Plastikstrohhalm und beides wird in eine Mini-Plastiktuete gestopft. Teilweise starren mich die Verkaeufer unglaeubig an, wenn ich die Flasche aus der Tuete auspacke, in meinen bereits vor zwei Minuten demonstrativ geoeffneten Rucksack stecke und den Strohhalm ebenfalls links liegen lasse. Abfalleimer, falls ueberhaupt vorhanden, sind allerorts Mangelware. Weshalb ich dazu uebergegangen bin mir eine kleine Plastiktuete als Abfalltuete in meinem Rucksack zu behalten. Exkurs Ende.
Nach dem Besuch der Maya Bay ging es weiter zu der "Viking Cave". Thailaendische Wikinger?? Das war mir neu! Normalerweise kann man diese Hoehle besichtigen, war aber zu dem Zeitpunkt meines Besuches gerade geschlossen. Ko Phi Phi Le ist traumhaft anzusehen und es gibt mehrere kleinere Straende und Buchten, in denen man mit einem privat gemieteten Motorboot anlegen kann. Das wuerde ich jedem waermstens empfehlen, das bisschen Geld mehr ist gut investiert. Wir umkreisten Ko Phi Phi Le einmal komplett und zurueck ging es Richtung Phi Phi Don.
Hier ankerten wir am Shark Point. Fleissig geschnorchelt, aber keinen einzigen der harmlosen Haie entdeckt. Dafuer aber auch kein gefaehrliches Exemplar. Weiter ging es zu einem kleinen Inselchen namens Bamboo Island. Suess. Ko Phi Phi Don ist uebrigens recht gross und es gibt viele Straende, die Privatstraende von diversen Luxusresorts sind. Diese scheinen wirklich traumhaft zu sein. Fuer Backpacker wie mich allerdings unbezahlbar. So nah und doch so fern, das alte Spiel.
Wir umzirkelten Ko Phi Phi Don ebenfalls einmal komplett und legten einen letzten Stopp am sogenannten "Monkey Beach" ein. Mit einem blauen Plastik-Kayak paddelten wir an den Strand, der angeblich nur von Affen wimmeln sollte. Natuerlich sah keiner von uns auch nur einen einzigen Affen. Manchmal glaube ich wirklich, dass diverse Ortsnamen lediglich fuer Touris erfunden werden, um bessere Verkaufsargumente liefern zu koennen und in die Postkarten einfach via Photoshop Affen hineinretuschiert werden.
Gegen 16.30 Uhr legten wir wieder an. Aber wie jetzt, der Sonnenuntergang sollte doch auch noch mit im Paket sein und der war erst gegen 18.30 Uhr?? War er auch: Wer wollte, konnte auf dem Boot bleiben und sich von hier aus den Sonnenuntergang ansehen, der eigentlich auf der anderen Seite der Insel zu sehen ist. Schlau! Schliesslich stand nirgends, von wo aus man den Sonnenuntergang betrachten wird und es ist ja nicht der Fehler der geschaeftstuechtigen Thais, wenn die Touristen annehmen, dass dies ein Sonnenuntergang im Meer sein wird. Dumm von mir, dass ich das angenommen hatte.
Mich hielt nichts mehr auf Ko Phi Phi. So schoen diese Inseln sein koennen und bestimmt auch mal ueberall waren, so ist es doch einfach eine Schande zu sehen, welch haessliche Narben der Massentourismus auf einem derart wunderschoenen Fleckchen Erde hinterlassen kann. Mit diesem fast philosophisch und ueberaus weise anmutenden Schlusswort ende ich meinen heutigen Eintrag.
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