Samstag, April 14, 2007

Eva auf Fraser Island


Foto: Eines der Wahrzeichen von Fraser Island - das Maheno-Schiffswrack
Eines DER Reiseziele schlechthin in Queensland ist Fraser Island, die groesste Sandinsel der Welt. Wie gross ist aber nun gross? Daher die Fakten, Fakten, Fakten: 122 km lang, durchschnittlich 15 km breit und eine Flaeche von 1600 Quadratkilometer. (Vergleich: Sylt hat 100 Quadratkilometer) Doch, kann man getrost als gross bezeichnen.
Ah, jetzt ja. Eine Insel! Die obendrein 1992 zum Weltnaturerbe erklaert worden ist. Und wunderschoen sein soll. Daher stand fest: Ich muss dahin. Und siehe da: Nur kurze Zeit spaeter befand ich mich schon in einem 4-Wheel-Drive-Fahrzeug mit dem Ziel Fraser Island. Gelaendefahrzeuge sind naemlich die einzigen Fahrzeuge, die dort relativ problemlos mit dem sandigen Untergrund zurecht kommen.
Auf den Weg dorthin gab es jedoch noch anderes zu sehen. Wir fuhren den 40-Mile-Beach, der uebrigens nicht wirklich 40 Miles lang ist, entlang. Ja, direkt am Strand entlang. Denn wie auch auf Fraser Island dient der Strand zugleich als Strasse. Inklusive Tempolimit (80 km/h) und Polizeikontrollen. Schon ein seltsames Gefuehl, so dicht am Wasser entlang zu brettern. Ein frueheres Highlight dieser Strandfahrt wurde uns nicht vergoennt. Kurz vor Ostern, also wirklich erst vor ein paar Tagen, hat das Queensland Government naemlich das Schiffswrack der Cherry Venture, welches doch ein ganzes Weilchen friedlich am Strand lag und fuer all die fotohungrigen Touristen ein ideales Zielobjekt darstellte, entfernen lassen. Es war naemlich asbestversucht und die Regierung ist dann wohl doch irgendwie darauf gekommen, dass dies eventuell ein klitzekleines Gesundheitsrisiko darstellen koennte. Was soll ich sagen: Die Regierung ist eben helle! Postkarten mit der Cherry Venture werden aber immer noch verkauft.
Am Rainbow Beach konnten wir die bunten Sandklippen in den verschiedensten Rot-, Orange- und Brauntoenen bewundern. Regenbogenfarbenaehnlich. Daher auch der Name "Rainbow Beach". (Ja, da hat sich jemand mal was bei der Namensgebung gedacht.) Wirklich toll. Besonders interessant fand ich die Sandmuster in den Frischwasserstroemen. Am Horizont klar erkennbar: Fraser Island.
Und schon kurze Zeit spaeter setzten wir ueber und fuhren auf Fraser den 75-Mile-Beach, der nicht wirklich 75 Miles lang ist (Meine Guete, koennen die denn nicht ordentlich Laengen abmessen? Dezent sei darauf hingewiesen, dass ich jede Art von maennerfeindlichen Kommentaren an dieser Stelle fuer - Achtung, Brueller! - unangemessen halte...) - wo war ich? Ach ja, wir fuhren den Strand entlang. Also die Strasse. Das sollte man sich wirklich immer vor Augen halten. Kinder, die Sandburgen mitten auf der Strasse bauen oder Leute, die sich dort sonnen und mehr oder weniger betteln: Ueberfahr mich, ueberfahr mich! - Nicht gerade schlau. Begegnet einem aber haeufiger als man denken wuerde. Unser Tourguide erzaehlte uns, dass erst vor ein paar Wochen ein Paerchen, welches am Strand lag, ueberfahren wurde. Sie sind aber Gott sei Dank im Sand eingesunken und haben daher "nur" ein paar ueble Quetschungen an den Beinen davon gezogen. Welch nettes Urlaubserlebnis. Und die Moral von der Geschicht: Sonn' dich auf dem Highway nicht! Ach ja: An gewissen Strandabschnitten starten und landen auch Flugzeuge, die Rundfluege ueber die Insel absolvieren.
Unsere Unterkunft: Ein Beachhouse mit allem Komfort, Billiard, Darts sowie einem Balkon mit Meerblick. Sehr nett. Erstes Highlight war der Besuch des Frischwassersees Lake Birrabeen, den wir ganz fuer uns alleine hatten. Kristallklares Wasser, weisser Sandstrand, inmitten im Regenwald - toll! Dem folgte eine Wanderung entlang eines Creeks durch den Regenwald inklusive vieler Naturbeobachtungen. Ich habe so viel ueber die Flora, Fauna und Geschichte von Fraser Island erfahren, dass ich fast ein kleines Buch darueber schreiben koennte. Ich erspare euch das mal, kann aber nur sagen, dass die Tour hervorragend war und unser Tourguide wirklich alle Fragen beantworten konnte, wir fast alle Highlights fuer uns alleine hatten und wir haemisch grinsend an all den Self-Drive-Fahrzeugen, die im Sand stecken geblieben sind, vorbeifahren konnten.
Bin dann doch noch in den Genuss gekommen ein Schiffswrack aus naechster Naehe zu bewundern: Das Maheno-Schiffswrack, welches 1935 waehrend eines Zyklons seine letzte Ruhestaette auf Fraser fand und nun langsam, aber stetig im Sand versinkt. Faszinierend. (So langsam gehen mir die Adjektive aus! Andererseits aber ein gutes Zeichen, wenn ich so viele tolle Dinge sehen und erleben darf...) Ausserdem sahen wir die Pinnacles (= bunte Sandformationen), genossen die Aussicht am Indian Head, hatten Lake Garawongera ganz fuer uns und liessen uns im Eli Creek umgeben von sattestem Gruen Richtung Ozean entlang treiben. Mein persoenliches Highlight waren jedoch nicht die diversen "Schau-da-ist-ein-Dingo-am-Strand!"-Sichtungen, sondern unser Besuch am Lake Wabby am letzten Tag. Schon allein der Weg dorthin ist unwirklich: Zuerst geht es knapp 800 Meter durch einen Eukalyptuswald bis man ploetzlich vor einer gigantischen Sandduene steht. Die stapft man dann knapp einen Kilometer immer geradeaus entlang bis ploetzlich der klare See und wieder gruenster Wald am anderen Ufer zu sehen sind.
Wir schnappten uns die groesste Sandduene, die dann doch ziemlich steil war, und betrieben Sandboarding. Ich war dann die erste weibliche Tourteilnehmerin, die baeuchlings auf dem Brett liegend die Duene hinunter in den wunderschoenen See schlitt. Ein Riesenspass und absolut empfehlenswert!! Nach und nach trudelten dann auch andere Tourgruppen ein, die alle ganz neidisch zu uns hinueber schielten.
Gut, das war im Schnelldurchlauf mein Besuch auf Fraser Island. Fuer die Tierfreunde unter euch sei noch am Rande erwaehnt, dass neben den Dingos auch 6 der Top 10-Giftschlangen Australiens auf Fraser Island zu finden sind. (Unser Hausmeister war am Abend zuvor mal wieder von einer - seiner Meinung nach harmlosen Schlange - gebissen worden. Hat ihn schon zum 6. Mal erwischt.) Und ich waehrend einer der Wanderungen im Regenwald tatsaechlich das Netz einer Trichterspinne ausfindig machte. Eine anderen Tourteilnehmerin, die dies interessiert begutachtete, sich dem Netz naeherte und die dazugehoerige Spinne sehen wollte, mal kurz darauf hinwies, dass ein Biss dieser Spinne auch fuer den Menschen toedlich sein kann. Was zu einem Angstschrei und einem blitzartigen Rueckzug fuehrte.
Der Abschied von Fraser Island und all seinen Naturschoenheiten, die wir bei strahlendstem Sonnenschein kennen lernen durften, kam viel zu schnell. Doch meine Reise muss weitergehen...

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