Foto: Der Beweis für die Koala-Fans unter euch
Frühstück mit Kakadus, Abendessen mit Possums. So sieht zur Zeit mein Alltag aus. Und da man ja so viel über die böse/gefährliche/mörderische/exotische Tierwelt hier in Australien hört, nun einmal meine Eindrücke für die Tierfreunde unter euch.
Ich wohne ja quasi in einem Ministück Regenwald. Unten am Boden unseres Hinterhof- bzw. Gartenverschnitts kriechen regelmäßig Riesenechsen (harmlos) herum. Sobald es dunkel wird, werden die Possums (harmlos) aktiv und springen zwischen den Bäumen hin und her. Tagsüber kommen ständig Kakadus (nervig, nervig, nervig!) angeflogen.
An dieser Stelle vielleicht etwas mehr zu den nervigen Kakadus. Fand ich es am Anfang noch toll, diese exotischen Vögel hier in freier Wildbahn erleben zu können, sehe ich sie mittlerweile mit Inselbewohneraugen als eine wahre Plage an. Leider werden sie von ignoranten Gästen trotz dutzender Hinweisschilder regelmäßig gefüttert. Weshalb sie sofort angeflogen kommen, wenn ich mich zum Essen raus auf den Balkon setze. Manche sind richtig dreist und setzen sich auf das Balkongeländer keinen halben Meter von mir entfernt. Sie zerfetzen Mülltüten auf der Suche nach Nahrung. Weshalb es hier auf der Insel Kakadu-sichere Mülleimer gibt, wo sie nicht hinein können. Was die dummen Vögel natürlich nicht davon abhält es trotzdem immer wieder zu versuchen. Was dazu führt, dass sämtliche Mülleimer mit Kakadu-Scheiße bedeckt sind. Sie rupfen auch geschlossene Cornflakes-Packungen auf. Gäste von uns hatten mal über Nacht ihre diversen Cornflakes-Boxen draußen stehen lassen und am nächsten Morgen sah es aus als hätte jemand heimlich Mini-Sprengsätze im Müsli versteckt und gezündet.
Zudem sind Kakadus wahre Elstern. (Die Biologen mögen mir diese Aussage verzeihen und es unter „künstlerischer Freiheit“ abbuchen.) Sie stehlen wie die Raben. (Ähm, ja. Künstlerische Freiheit, ihr erinnert euch!) Alles was glänzt, glitzert und blitzt. Deshalb ja keine Mobiltelefone, Uhren oder Digicams unbeaufsichtigt im Freien lassen. Es ist unglaublich, wie viele (ich kann nur sagen: dumme Touristen, sie werden extra mit Schildern auf diese Gefahr hingewiesen!) dieser Dinge schon von den Hotelbalkonen von Kakadus entwendet wurden. Außerdem knipsen diese Vögel aus mir unerfindlichen Gründen Blätter von Bäumen ab, die dann gerne und oft auf mich drauffallen. Von gezielten „Ich kack mal auf die/den da unten“-Manövern mal abgesehen. (Keine Bange, mich hat es bisher noch nicht erwischt. Noch nicht.) Und – was fast das Schlimmste ist – diese absolut nervtötenden Kakadu-Teile sind verdammt laut. Ich meine, so richtig laut! LAUT!!! LAAAAUUUUUT!!! Da würde mancher Düsenjet vor Neid erblassen. Wenn er denn könnte.
Fazit: Eva mag keine Kakadus mehr. Kakadus = böse. Damit ihrs wisst. *in gedanken schon einen comic entwerfe in dem der oberbösewicht ein kakadu ist*
Bleiben wir bei der Vogelwelt. Da gäbe es noch zahlreiche Kookaburras, die sich ständig einen ablachen. Und hin und wieder sieht man auch die hübschen und vor allen Dingen relativ leisen Rainbow Lorikeets. Denn das habe ich hier schnell gelernt: Diese Meditations-CDs mit Regenwaldgeräuschen, die man bei uns überall kaufen kann, sind Humbug. Von wegen mal ein hübsch zwitschender Vogel hier, Pause, sanftes Blätterrascheln, ein melodisch zwitschender Vogel da. Von wegen. Ein Gekreische, welches sich in den obersten Dezibel-Bereichen befindet, ist die Wahrheit. Von Entspannung oder Meditation keine Spur. Im Gegenteil, das macht eher aggressiv. (Gell, U.?) Und kennt ihr den Cassowary (zu deutsch: Helmkasuar, gefährlich)? Hatte vorher noch nie etwas von ihm gehört, aber dieser Riesenvogel ist wirklich Respekt einflößend. Und so ganz nebenbei der gefährlichste Vogel der Welt. Na dann.
Ansonsten gäbe es hier noch viele Geckos (harmlos, süß) und Echsen sowie unheimlich viele Kakerlaken (harmlos, nicht süß). Letztere unterscheidet man meist zwischen „German“ und „American Cockroaches“. Was soll das denn, bitteschön?? Habe schon mal einen halben Tag mit einer groß angelegten Kakerlaken-Vernichtungsaktion verbringen dürfen. Glaubt mir: So viele Kakerlaken habe ich noch nie auf einmal gesehen. (Und irgendwo trauert Sir Lahki, der Grieche, um seine australische Verwandtschaft.) Sind hier in den Tropen weit verbreitet und es gibt sie eigentlich überall. Lecker.
Was noch? Es gibt hier so schwarze Riesenkäfer, wahre Brummer, deren Namen ich nicht kenne. Ich weiß nur, dass sie nicht ganz helle sind. Die fliegen bei uns im Gang ständig rum. Bzw. fliegen sie gegen die Wände und versuchen wohl da durch zu fliegen anstatt einfach den Gang runter zur Tür. Was ihnen seltsamerweise nicht gelingt und lustige Geräusche erzeugt. Dennoch geben sie nicht auf und fliegen so lange gegen die Wand, bis sie erschöpft auf den Boden fallen. Und falls sie auf den Rücken fallen, kommen sie nicht mehr alleine hoch. Deshalb liegen hier abends oftmals ein halbes Dutzend schwarzer Käfer bei uns vor den Türen rum, die kräftig mit ihren Beinen in die Luft strampeln. Arme Viecher.
Sowieso ist hier alles ein wenig größer. Riesenfliegen, Hornissen, die so groß sind wie mein kleiner Finger. Schon nicht schlecht. Die Schlangen (harmlos und gefährlich) lassen sich auf der Insel nicht blicken, genauso wenig wie die Krokodile (na, was wohl) und die Giftspinnen (bedingt gefährlich). Mir auch recht. Soll aber nicht heißen, dass es keine gibt. Kängurus sieht man auch nur selten. He, was sagt euch die Sugar Cane Toad? Das ist eine giftige Riesenkröte. Hier auf der Insel gibt es sie angeblich nicht, aber dafür zuhauf auf dem Festland. Festland zu risikobehaftet? Gut, ab ins Wasser!
Bei uns im Hafen schwimmen viele bunte Fische, auch mal ein riesiger Grouper oder ein Mantarochen, herum. Hübsch anzusehen. Aber was wollt ihr im Hafen?
Stellt euch vor, ihr seid hier am Strand und geht schwimmen. Dann ist Vorsicht angesagt, denn zur Zeit ist „Stinger Season“, also Quallensaison. Wenn euch eine Irukandji-Qualle erwischt (kenne einen, der kurz vor Silvester gestochen wurde), ist es nicht ganz so schlimm. Kann nur für Kinder oder ältere Leute richtig gefährlich werden. Euch wird vermutlich nur schlecht, ihr müsst euch übergeben, ein paar Krämpfe, ein Tag im Krankenhaus und das wars. Aber wenn ihr richtig Glück habt, dann erwischt euch vielleicht einen anderen Box Jellyfisch, eine Würfelqualle. Vielleicht ja die Seewespe. Hochgefährlich. Giftigste Qualle der Welt. Giftigstes Meerestier der Welt. Kann zum Tod führen. Innerhalb von wenigen Minuten. Man kann allerdings modische Quallenschutzanzuge aus feinstem Lycra anziehen, dann ist das Risiko verschwindend gering. Oder Taucheranzüge. Tauchen mit Haien, am Great Barrier Reef kein Problem. :)
Nein? Schwimmen ist von eurer Liste gestrichen? Vielleicht zieht ihr dann ja einen Strandspaziergang vor. Mit den Füßen im seichten Wasser lauft ihr barfuß am Strand entlang. Herrlich. Herrlich gefährlich. Denn wenn ihr nicht aufpasst, tretet ihr auf einen Scorpio- oder einen Stone-Fish. Die – ratet mal! – giftig sind. (Anmerkung am Rande: Einen Scorpio Fish hatten wir damals bei unserem kleinen Ausflug an der Angel, siehe "Eva beim Angeln".) Und die man schlecht erkennen kann, weil sie sich so gut tarnen können und wie Steine aussehen. Oder – mein absoluter Favorit! – ihr begegnet einem Toadfish. Und ehe ihr es euch verseht, habt ihr einen Zeh weniger. Dieser nette Meeresbewohner ist nämlich dazu in der Lage, Zehen oder Finger abzubeißen. Was ihm den Spitznamen "Toe Fish" einbrachte.
Was nun? Das Festland ist euch zu gefährlich, das Wasser auch. Dann beschränkt ihr euch wohl oder übel auf einen Strandspaziergang mit sicherem Abstand zum Wasser. Muscheln sammeln, der Klassiker. Hier gibt es so hübsche Muscheln. Oh, da ist eine besonders hübsche, die ist so schön bunt! Schnell aufheben und – AU! Was war das?! Hat euch etwa die Muschel gestochen? Ja, hat sie. Giftige Muscheln, die stechen können. Cone shells, zu deutsch: Kegelschnecken. Willkommen im Paradies.
Keine Bange, klingt jetzt alles viel spektakulärer und gefährlicher als es eigentlich ist. (Außerdem leben Kegelschnecken in der Regel im Meeresboden, weil schön feucht und schlammig. Künstlerische Freiheit, ihr versteht.) Die größte Gefahr weit und breit sind und bleiben die besoffenen Australier. Und obwohl es hier all diese Tiere gibt, gibt es meiner Meinung nach überhaupt keine Probleme mit ihnen, wenn man ihren Lebensraum respektiert und mit ein bisschen gesundem Menschenverstand handelt. Kakadus ausgenommen.
3 Kommentare:
Danke für den ausführlichen Bericht über die Tierwelt Australiens! Jetzt weiß ich, dass ich dieses Land niemals besuchen werde, da ich bei meinem Pech beim Aufheben einer Kegelschnecke versehentlich auf einen Toadfish trete, auf eine Sugar Cane Toad falle und von einem Cassowary den Rest kriege, während mir ein Kakadu die Digicam klaut.
Danke für das Koala-Foto! Oh ist der süß! Na gut, so hat es dieser Beitrag doch wieder geschafft, Neid und Missgunst in mir hervorzurufen. *Mist*
Ist es nicht toll, wie viel ihr durch das Lesen meines Blogs lernt? Didaktisch wertvoll. Kann mal wieder richtig stolz auf mich sein. :) Habe aber auch besonders vorbildliche Schüler wie Bianca, die bestimmt ihre Zwischenprüfung wieder mit 1 meistert...
Ha ha, der war gut! Merke: In diesem Fach gibt es keine 1!!! Nie no never! Aber danke, dass du an mich glaubst! Wenn's schon nicht mein Dozent tut...
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