Donnerstag, März 01, 2007

Eva, die Seglerin


Ahoi, ihr Landratten! Nun ist es offiziell, schwarz auf weiss: Ich bin kompetent. (Insgeheim hatte ich es ja schon laenger vermutet. Und ich hatte Recht! Was allerdings aufgrund meiner grossen Kompetenz nicht weiter verwunderlich ist…) Oder um ganz genau zu sein bin ich ‘competent’. Noch genauer: Competent Crew. Tadaa !

Keine Ahnung, wovon ich rede ? Na gut , ich erzaehle es ja schon. Nachdem Segelboote in der letzten Zeit eine recht bedeutende Rolle in meinem Arbeits- und Freizeitleben gespielt haben, hielt ich es nur fuer angemessen, die naechste Stufe bzw. Welle in Angriff zu nehmen. Sprich: Ich besuchte die Sailing School und nahm an einem fuenftaegigen RYA-Competent Crew-Course (quasi “Segeln fuer Anfaenger”) teil. Denn wenn ich schon mal hier bin und DIE Gelegenheit dazu habe, kann ich ja auch segeln lernen. Und nun legal segeln. (Nicht dass ihr jetzt glaubt, ich waere vorher schon mal am Steuer einer Segelyacht gewesen. Erinnere mich allerdings an diesen recht realistisch anmutenden Traum, in dem mich jemand von Hamilton nach Hook Island hat segeln lassen.) Netter Nebeneffek der Kursteilnahme: Ich beugte dem allmaehlichen Absterben meiner in letzter Zeit schwer vernachlaessigten Gehirnzellen vor. *Fortsetzung von: Die grosse Verdummung der Eva S. – diesmal in Australien* *anstaendige zeitungen vermisse* *iq drastisch sinken seh* (Bye, bye, IQ, war nett mit dich...mit dir. Verdammt! q.e.d.)

Natuerlich war dieser Kurs auch ein netter Mini-Urlaub von meinem Arbeitsalltag. Zusammen mit drei anderen ‘Schuelern’ lernte ich die Grundregeln des Segelns, wie man Segel setzt, mit und gegen den Wind segelt, ankert und vieles mehr. Die Bedingungen: south-easterly winds, 20-25 knots, scattered squally showers. Teilweise schon richtig schoener Wellengang und kraeftige Boen.

Insgesamt haben wir knapp ueber 120 Seemeilen zurueckgelegt, sind 5 Stunden nachts im Dunkeln gesegelt und haben den 2. Platz beim mittwoechlichen Twilight Racing bei Abel Point (Festland-Marina von Airlie Beach) in unserer Division gemacht. Letzteres verdankten wir jedoch ausschliesslich unserem Lehrer und ich erinnere mich dunkel daran bei einem Wendepunkt von einem Katamaran links und einer Segelyacht rechts von mir gefaehrlich in die Zange genommen worden zu sein. Ein anderes Highlight war ein Crash Tack (ohje, tut mir leid, aber ich kenne nicht die deutschen Segeltermini) waehrend ich als Skipper am Steuer sass. Lag allerdings nicht an einem Fehlverhalten meinerseits, das moechte ich ausdruecklich betonen. Wurde mir auch von meinem Segellehrer versichert. Um es kurz zu erklaeren: Eine sehr kraeftige Windboe hat die Segel ergriffen, gegensteuern alleine half nicht mehr, Crewmitglied am Hauptsegel hat es nicht gelockert und das Boot geriet in eine richtig krasse, annaehernd 90-prozentige Schieflage und wurde dann abrupt auf die andere Seite geschleudert. (Unser Segellehrer war zu dem Zeitpunkt gerade unter Deck und kochte Tee, kam hoch um zu sehen, ob wir es gut ueberstanden haben und widmete sich dann voller Vertrauen in unsere Faehigkeiten wieder seinem Tee.)

Das Vergnuegen kam auch nicht zu kurz. Eine gewisse Person wollte noch mal nach Hill Inlet (Namen werde ich jetzt nicht nennen) und bekam diesen Wunsch prompt erfuellt. Ausserdem ging es an einem Morgen an einer richtig tollen Stelle bei Hayman (Blue Pearl Bay) schnorcheln. Auch wenn das windige, regnerische Wetter fuer die Touristen nicht so gut war, war es doch prima, um gleich richtig segeln zu lernen. Mein Lehrer meinte am Ende der Woche nur, dass ich problemlos Schiffe zum Festland bringen koenne. Hin und wieder muessen naemlich Boote von uns ueberfuehrt werden. Dazu wird es wohl leider nicht kommen, Konkurrenz ist zu gross, aber wenigstens kann ich ab und an mal Boote im Hafen zur Tankstelle schippern, wenn mich die Dock Boys denn lassen.

Habe mittlerweile auch fleissig die Seemannsknoten, die wir gegen Ende des Kurses gelernt haben, daheim geuebt. Mit ein paar von ihnen hatte ich einige Anfangsschwierigkeiten, doch jetzt klappt es prima. Und nun die schockierende Tatsache schlechthin: Das erfolgreiche Absolvieren dieses Kurses berechtigt mich dazu, hier Segelboote zu chartern und als Skipper in den Whitsundays zwischen den Inseln entlang zu schippern. Schockierend deshalb, weil meine praktische Erfahrung ja verschwindend gering ist (5 Tage, ich wiederhole: fuenf!) und ich so gut wie keine Ahnung von Kursbestimmung inklusive Beruecksichtigung von Ebbe und Flut, Windrichtung etc. habe. Bin aber nun mal in Queensland, fuenf Tage, das passt schon - und auf einmal werden mir so einige Bootszwischenfaelle, die sich hier ereignen, viel ersichtlicher. Andererseits ist es aber auch ein tolles Gefuehl: Wenn ich will, kann ich Segelboote ausleihen und hier segeln gehen! *triumphier* Zurueck in der Realitaet heisst es aber fuer mich Boote putzen anstatt Boote steuern. Doch meine Stunde als Skipper wird kommen…*die entsetzten schreie der erfahrenen segler ignorier*

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Eva,
schön, daß Du die Gelegenheit endlich beim Schopf packst!
Hab mich die ganze Zeit schon gewundert ob da nicht mal die eine oder andere Yacht zu überführen (bzw. rückzuführen) ist. Deine Charterfirma bietet ihren Kunden gegen Aufpreis doch bestimmt auch One-Ways an, oder?
Gab es in den fünf Tagen eigentlich keine Theorie (Navigation, Seemannschaft, Seerecht, umweltgerechtes Verhalten auf dem Meer...) und Prüfung?

Viele Grüße aus der heißen Phase der Delegationsvorbereitung!

Simon

Eva hat gesagt…

@Simon:
Ja, gegen Aufpreis gib es auch One Ways. Wird allerdings recht selten genutzt. Und zur Theoriefrage: Gab es schon, allerdings sehr, sehr wenig. Die von dir erwaehnten Aspekte werden erst so richtig im Day Skipper-Kurs behandelt.

Viel Erfolg und gute Nerven in New York, ich rechne fest mit einem Award dieses Jahr! Also enttaeusche mich nicht, Mr. Faculty Advisor. :)