Sonntag, September 16, 2007

Einer geht noch: Eva in Slowenien

Foto: Die Kirche in Hrastovlje

Die erschreckende Eva-Erkenntnis: Ich kann hier auch weiterhin immer einen Eintrag schreiben, wenn ich etwas Weltbewegendes mitzuteilen habe. Schließlich habe ich mich so an mein Blogileinchen gewöhnt. *gg* Denn, Eva-Erkenntnis Nr. 2: Ich kann hier ja machen, was ich will! *die hände reib* *meine macht missbrauch* Also, weiter gehts!

Nachdem ich nach meiner sagenumwobenen, umjubelten, von Konfettiparaden begleiteten Rückkehr aus dem Land der Krokodile, Kängurus und Koalas nun fast 14 Tage am Stück, hintereinander, ununterbrochen in Deutschland verweilte, wurde es wieder Zeit, dem Fernweh nachzugeben. Und weil es explizit gewünscht wurde (Ich bin Opfer, nicht Täter! Man hat mich dazu gezwungen!), dazu noch ein kleiner Eintrag. Der zwar so gar nichts mit Australien zu tun hat, lustigerweise auch nichts mit Österreich und Italien (wo ich ja viel länger war), dafür aber ganz viel mit Slowenien. Denn diese Geschichte muss erzählt werden! Und schließlich gibt es doch so einige Gemeinsamkeiten zwischen Australien und Slowenien. Die Endsilbe "-ien" zum Beispiel. Von daher passt der folgende Bericht also hervorragend in mein Blog.

Der Hat-beim-besten-Willen-nix-mehr-mit-Australien zu-tun-Bericht:
Eva in Slowenien. Oder auch: Straße des Schlüssels

Es begab sich also, dass eine inzwischen recht erfahrene Reisende ihren Koffer (!!) packte, um neue Orte zu erkunden. Fürwahr, ihren Koffer. Ihrem Rucksack hatte sie nämlich in ihrer Funktion als Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins "Koffer für Backpacker e.V." eine Auszeit gegönnt.

Da eben besagte Reisende ein bekennender Fan von UNESCO-Weltkulturerbestätten ist, schnappte sie sich eine Karte und machte eine ihr noch unbekannte, aber nicht allzu weit von ihrem italienischen Urlaubsort entfernte Kirche in Slowenien aus. Eine waschechte Weltkulturerbe-Kirche! (Gerüchteweise ist zwar hier und da zu vernehmen, dass der Tagesausflug nach Slowenien lediglich einem regnerischen Urlaubstag in Italien zu verdanken war. Aber dabei handelt es sich eindeutig und ganz klar nur um Gerüchte. Na gut, ziemlich sicher um Gerüchte. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Gerüchte. Obwohl es sich eigentlich doch recht plausibel anhört. Dennoch: Alles nur rufschädigende Gerüchte! Pfui!!)

Diese besagte Kirche befindet sich in einem kleinen Ort namens Hrastovlje. Und dieser Ort wiederum befindet sich ein paar Kilometer östlich von der slowenischen Hafenstadt Koper. Hrastovlje ist ein sehr kleiner Ort. Wichtel-winzig. Die Hauptstraße ist die meiste Zeit einspurig und windet sich in der Abwesenheit dringend benötigter Verkehrsspiegel ca. 10 cm an diversen Hauswänden vorbei einen kleinen Hügel entlang. Hinweisschilder für die Kirche, das großartige Weltkulturerbe? Fehlanzeige. Offensichtlich werden diese für unnötig erachtet. Schließlich gibt es dort nur eine Kirche. Eine sehr kleine Kirche, um die herum eine Mauer errichtet wurde und die sich auf einer kleinen Anhöhe befindet. Das muss sie wohl sein, die berühmte Dreifaltigkeitskirche.

Also das Hügelchen hinaufgestapft und den Eingang gesucht. Ah, da ist er ja! Und so hübsch vergittert! *rüttel* Und so hübsch abgeschlossen!! *noch mehr rüttel* Schock: Sind wir jetzt etwa völlig umsonst hierher gefahren?!

Moment: Ein Schild. *vergewisser*

Hurra, ein Schild! *neugierig das schild les*

Und so ein informatives Schild! Zum einen steht dort die Zeit der Mittagspause. Siesta für das Weltkulturerbe, süß. Kurzer Blick auf die Uhr - nein, die Mittagspause ist schon seit über einer Stunde vorbei. Was steht denn da noch? *studier* *les* Aha: Man muss bei einer Telefonnummer anrufen, damit sie die Kirche aufsperren. Alternativ dazu kann man den Schlüssel für die Kirche in der Touristen-Info abholen.

Ach so.

WIE BITTE?!

Zeuge XY: "Ja, ja, die deutschen Touristen an der Kirche habe ich gesehen. Sehr unhöflich. Ich habe ganz genau gehört, wie eine von denen entsetzt gerufen hat: "Weltkulturerbe mein Arsch! Wir müssen erst mal den blöden Schlüssel holen!!!!" Tut mir leid, aber genau das hat sie gesagt. Leute gibts..."

Kurze Zeit später: Wir suchen die Touristen-Info. Ein Hinweisschild: Nach der Kurve rechts ab zur Info. Nach der Kurve rechts kein weiteres Hinweisschild. Nur ein paar Häuser und Weinberge. In die einzige Straße reingefahren - keine Touri-Info. Schließlich fragt Eva einen der Männer, die gerade fleißig Weintrauben pflücken, wo denn die Touri-Info sei.

"The what? No, no, sorry, sorry. We have no tourist information."

Zeuge XY: "Ja, natürlich bin ich den Deutschen gefolgt. Ich ahnte schon, dass die nix Gutes im Schilde führen. Und dann sah ich, wie die eine einfach einen Arbeiter von der Arbeit abhielt. Ich weiß zwar nicht, worüber sie sich unterhalten haben. Aber sie hat ziemlich irritiert aus der Wäsche geguckt. Schade, dass ich kein Fotohandy mithatte, um festzuhalten, wie sie versuchte unsere Volkswirtschaft zu schädigen."

Ungläubiges Schweigen.

Weinbergarbeiter: "Oh, do you want the key for the church?" - Endlich: Ein Hoffnungsschimmer!

Ja ja, genau, den will ich doch! Freudig zeigt der Weinleser mir den Weg zu dem Haus, wo man den Schlüssel abholen kann. Weg trifft es übrigens gut, da es sich um keine Straße, sondern um einen landschaftlichen Weg handelte.

Zeuge XY: "Na, auf einmal hüpfte die mit dem dämlichen Gesichtsausdruck in der Gegend herum und machte sich aus dem Staub. Ist ja noch mal gut gegangen, der hätte ich alles zugetraut."

Und siehe da: Endlich auf dem richtigen Weg! Denn war vorher die Beschilderung nach Hrastovlje eher sporadisch und für die Kirche überhaupt nicht vorhanden, so gab es doch hier das ultimative Hinweissschild, dass wir uns auf dem richtigen Weg befanden. (Beweisstück A: Siehe rechts.) Dort drückte mir ein anderer freundlicher Herr noch unzählige, frisch gepflückte Weintrauben in die Hand und versprach, die Kirche in fünf Minuten zu öffnen.

Also zurück zur Kirche. Tatsächlich war sie mittlerweile aufgeschlossen worden und wir konnten sie endlich von innen begutachten. Zum Weltkulturerbe wurde die Dreifaltigkeitskirche deshalb erklärt, weil sämtliche Wände und Decken mit Szenen aus der Bibel bemalt sind. Eine Pilgerstätte für Kunsthistoriker. Denn hierbei handelt es sich um eine Art Bilder-Bibel für den analphabetischen Kirchengänger des Mittelalters. Also eine echte naive Bibel, eine biblia pauperum. *mit dem lateinischen begriff prahl* *wichtigtuerisch einen auf kulturbeflissen mach* Fotografieren verboten, zumindest einen kleinen Eindruck von den Bildern erhält man hier.

Diese Malereien sind Ende des 15. Jahrhunderts, also im Spätmittelalter, entstanden und wurden erst 1949 unter sage und schreibe acht Farbschichten entdeckt und in jahrelanger Arbeit freigelegt. Respekt, da haben die wirklich beeindruckende Arbeit geleistet. Besonders gut gefallen hat mir die Audioführung, die in verschiedenen Sprachen - so auch auf Deutsch - die einzelnen Bilder erklärt und zusätzliche Informationen liefert. Und natürlich gefiel mir die Hauptattraktion ebenfalls sehr: Der Totentanz von Johannes aus Kastav, ein - ich zitiere - "Meisterwerk von europäischem Rang". (Frage: Was genau ist der europäische Rang und gibt es auch einen deutschen?) Der Tod führt alle Leute, ungeachtet ihres Alters, Standes oder Reichtums, an der Hand ins Grab. Sei es Kind, Mönch, Edelmann, König oder Papst. Wie wahr. Sterben müssen alle und gestorben wird immer. Somit endete mit dieser Auseinandersetzung mit meiner eigenen Sterblichkeit mein Besuch dieses slowenischen Weltkulturerbes.

Trotz kleiner Irrfahrt und Schlüsselsuche kann ich einen Besuch der Kirche nur empfehlen, wenn man sowieso mal in der Kante ist. Die Kirche ist zwar wirklich winzig, vielleicht das kleinste Weltkulturerbe der Welt, aber die Leute sind sehr freundlich. Und schon allein das Schild mit dem Schlüssel war es wert, diesen Ausflug zu unternehmen. Das ist wahrscheinlich weltweit der einzige Schlüssel, zu dem ein Straßenschild führt. Sachen gibts...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich hab ne krasse Idee: Eva in Würzburg! Hier warten noch Geschenke auf dich, und in Würzburg gibts auch ein Weltkulturerbe, sogar viiiiel größer als diese Kirche in Slowenien! :-)

Eva hat gesagt…

Würzburg? In Deutschland? Da gibt es auch ein Weltkulturerbe? Na klar: Die Residenz! Okay, da werde ich demnächst mal hinfahren. :)