Sonntag, Juli 29, 2007

Die Post-Australienphase: Eva in Thailand, Teil 5 (Ko Samui)

Foto: Big Buddha auf Ko Samui

Ko Samui ist die drittgroesste Insel Thailands (nach Phuket und Ko Chang) und befindet sich im Golf von Thailand, also oestlich des Festlandes. Und seit einiger Zeit befindet sich auf dieser Insel auch eine Touristin deutschen Ursprung namens Eva. Allerdings hat Eva schnell, sehr schnell sogar, festgestellt, dass sie bei weitem nicht die einzige Touristin ist. Und schon gar nicht eine der wenigen Touristen deutschen Ursprungs. Um es anders zu sagen: Man spricht deutsch! Man kann sich viele deutsche Zeitungen und Magazine kaufen, die Speisekarten der meisten Restaurants sind nicht nur ins Englische, sondern auch ins Deutsche uebersetzt und wie es sich fuer das Urlaubsziel eines deutschen Pauschaltouristens so gehoert, gibt es hier einen "Biergarten" nach dem anderen, Schnitzel, importiertes Bier und vieles mehr. Sobald man zu erkennen gibt, dass man aus Deutschland kommt, wird man von geschaeftstuechtigen Thais auf deutsch begruesst: "Hallo! Wie gehts?", bevor eiligst auf die Ware gedeutet wird mit dem Hinweis: "Saubillig!" Willkommen in Thailand! Willkommen auf dem Mallorca Thailands!

Obwohl ich mich insgeheim mit der Frage beschaeftige, warum alle Thai-Verkaeufer "saubillig" anstatt "billig" sagen, von wem sie das gelernt haben und ob es etwa eine extra "Deutsch fuer erfolgreiche Thai-Verkaeufer"-Schule gibt (Wer hat die gegruendet? Und wo ist die?!), habe ich mich damit abgefunden. Es bleibt mir ja auch nichts anderes uebrig. Allerdings tarne ich mich seither als Niederlaenderin ("Hollaendisch fuer Thai-Verkaeufer" wird anscheinend nicht angeboten), um am Strand vollkommen verkaeufer-ungestoert lesen zu koennen. Ich habe einen kleinen Holzbungalow mit Bad und Balkon, von dem aus ich genau 38 Sekunden zum Sandstrand brauche. (Wofuer hat man schliesslich eine Uhr mit Stoppuhrfunktion?) Der Strand, bei dem ich wohne, heisst Bophut und befindet sich im Norden der Insel. Er ist recht nett und vor allen Dingen ruhig. Natuerlich gibt es auch hier ein paar Restaurants und Bars, doch die meisten befinden sich am anderen Ende beim "Fisherman's Village". Wo sich uebrigens ganz viele franzoesische Restaurants befinden sowie moderne Bars. (Ueberhaupt sind auffallend viele Touristen aus Frankreich und Israel in Thailand unterwegs.) Hier in Bophut liege ich einfach nur faul am Strand herum und geniesse es, die trivialste Trivialliteratur zu verschlingen.

Natuerlich habe ich mir den Hauptstrand Ko Samuis, Chaweng, ebenfalls angesehen. Hier befindet sich der Grossteil der Resorts und Backpackerunterkuenfte. Und was bin ich froh, dass ich dort nicht gelandet bin! Ich glaube, die Bezeichnung Chawengs als "Ballermann Thailands" trifft es am Besten. Der Sand ist zwar fein und schoen, das Meer auch; das Ganze wird allerdings durch die Grosszahl der Touristen, Jetskis und Bars, die ihre Lautsprecher Richtung Strand ausgerichtet haben und in maximaler Lautstaerke Musik auf die Partymenge, die entweder gerade im Sand liegend ihren Rausch ausschlaeft und sich dabei einen furchtbaren Sonnenbrand zuzieht oder in einer der Strandbars dafuer sorgt, dass der Alkoholpegel nicht unter 1,5 Promille (mindestens!) faellt, erheblich beeintraechtigt.

Ueberhaupt muss Werbung anscheinend vor allen Dingen eins sein: Laut! Als ich zum ersten Mal Musik vernahm, die so laut war, dass sich daneben das Startgeraeusch eines Jumbo-Jets wie ein leises Saeuseln anhoeren wuerde, nahm ich irrigerweise an, dass nun eine Art Loveparade-Verschnitt auf mich zurollen wuerde. Nur lauter. Tatsaechlich war es lediglich ein Pick-Up, links und rechts der Ladeflaeche mit Postern inklusive Werbebotschaft versehen sowie mit einem Paar besonders leistungsfaehiger Lautsprecher ausgestattet. Ach so, Thai-Boxing tonight! Nein danke, ich bin schon von dieser Attacke auf meine Hoerorgane voellig erschlagen. Ich hoffe nur, dass bei uns daheim niemand auf so eine Idee kommt. Selbst wenn, wuerde dies wohl eindeutig unter Ruhestoerung, Laermbelaestigung oder aehnliches fallen und gar nicht erst erlaubt werden. Gott sei Dank!


Neben dieser ganz besonderen akustischen Bedrohung muss man laermtechnisch ebenfalls damit rechnen, dass man alle Nase lang angehupt wird, wenn man die Strasse entlang laeuft: Taxis, Moped-Taxis und sogar Busse hupen naemlich, um auf sich aufmerksam zu machen. Was einerseits recht praktisch ist, wenn man tatsaechlich ein Taxi, Moped-Taxi oder einen Bus nehmen will, weil man nichts weiter zu tun braucht als zu warten und dem Hupenden ein kleines Zeichen zu geben. (In Thailand winkt man uebrigens anders, ist allerdings schwer zu beschreiben.) Andererseits ist es ziemlich zermuerbend, wenn man etwa nur zu der ca. eine Viertelstunde entfernten Postfiliale laeuft, und gerade *HUP* loslaeuft, natuerlich *HUP HUP* die Strasse entlang, um *HUUUP* - nein, danke, ich brauche kein Taxi! - wo war ich? Achja, um *HUP* - ... also, um *HUUUP*. Mist, Faden verloren. Aber vielleicht koennt ihr ja ahnen, was ich meine.

Auf Ko Samui gibt es neben den Straenden auch sonst ein wenig was zu sehen. Zum Beispiel - surprise, surprise! - Tempel. Wenn ich jetzt gemein waere, koennte ich ja behaupten, dass diese lediglich auf der Insel sind, damit die Pauschaltouris sich auch mal fuer eine Viertelstunde einen buddhistischen Tempel ansehen und dann daheim damit prahlen koennen, wie sehr sie sich fuer die hiesige Kultur interessieren. Aber ich bin ja nicht gemein. *drohend in die runde schau* Da waere zum einen der Plai Leam Tempel, der auf einer Art Plattform im Design einer Lotusbluete in einem Teich schwimmt. Direkt daeben befindet sich auch ein grosser Buddha und der Chinese Lady Monk. Dann waere da Big Buddha im Wat Phra Yai Tempel: 12 Meter hoch, eines der Wahrzeichen der Insel. Mit Blick aufs Meer; ihm zu Ehren ist der dortige Strand als Big Buddha Beach bekannt. Mein Favorit ist jedoch der Khunaram Tempel, da er Heimat des "mummified monk", des mumifizierten Moenches, ist. Ja, richtig gehoert. Ein mumifizierter Moench. Und zwar handelt es sich dabei um Phra Kru Samathakittikhun. Das war ein Thai, der sich im Alter von 50 Jahren entschlossen hat, ein Moench zu werden. Er hat seinen eigenen Tod vorausgesehen und starb im hohen Alter von 79 Jahren und 8 Monaten. Ja, richtig gelesen. (Warum eine derart genaue Altersangabe? Ist das hier so ueblich? Erinnert mich ja eher an die Kindergartenzeit. Irgendwie kann ich mir folgendes Gespraech zwischen Rentnern nicht wirklich vorstellen: "Hallo, ich bin der Heribert, ich komme aus Muenchen und bin 69 Jahre und 2 Monate alt." - "Servus, Heribert! Ich bin der Willi und 71 Dreiviertel.") Zurueck zum mumifizierten Moench: Der ist mittlerweile schon ueber 30 Jahre tot. Und weil sein Koerper einfach nicht verwesen wollte (Zu viele Konservierungsstoffe im Thai-Food?), ist seine Familie auf die Idee gekommen, ihn sitzend, in meditierender Haltung, in einem Glaskasten im Khunaram Tempel "auszustellen". Als Symbol, um zukuenftige Generationen dazu zu inspirieren den buddhistischen Lehren zu folgen und von ihren Leiden erloest zu werden. Tja, irgendwie bin ich ja skeptisch, ob dies tatsaechlich auch nur eine Person dazu inspiriert hat. Nichtsdestotrotz wird der Leichnam - wie schon Schneewittchen und Lenin - in einem Glaskasten zur Schau gestellt, wo ihn taeglich ganz viele Touristen fotografieren. Schliesslich hat er auch eine besonders schicke Sonnenbrille an. Ob die wohl ebenfalls zum Buddhismus inspirieren soll?

Ein weiteres Highlight und angeblich das meistfotografierte Motiv der Insel sind die zwei Felsformationen bekannt als Grandmother + Grandfather Rock. Es ist eindeutig erkennbar, welcher der beiden die Grossmutter und welcher der Grossvater ist. Doch warum nur heissen sie so? Und was hat sich die Natur dabei gedacht? Ich hatte immer angenommen, dass Felsen jugendfrei sind. Schwer getaeuscht.

Sehr beliebt und ein Muss fuer Touristen sind die "Monkey Shows". Klingt spannend, aufregend, exotisch, nicht wahr? So ein echtes Affentheater! Und tatsaechlich ist es grandios einer solchen Veranstaltung beiwohnen zu duerfen: Ein Affe klettert die Kokosnusspalme hinauf, schmeisst ein paar Kokosnuesse herunter, klettert die Kokosnusspalme wieder hinab, dreht eine Kokosnuss um die eigene Achse - Ende. Bravoo, bravooo! Zu-ga-be, Zu-ga-be! (Anmerkung: Der letzte Absatz war nicht wirklich ernst gemeint. Wie man so etwas ueberhaupt als Show bezeichnen darf, ist mir ein Raetsel. Egal, nun habe ich gesehen, wie ein Affe Kokosnuesse erntet und bin dadurch in eine andere Bewusstseinssphaere gerueckt, so lebensveraendernd war dieses Erlebnis.) (Noch eine Anmerkung: Der letzte Satz der vorherigen Anmerkung war uebrigens auch nicht ernst gemeint!)

Was noch? Ach ja: Ein Wasserfall. Ich besuchte den Namuang 2 Wasserfall. Seltsamer Name? Ob es auch einen Namuang 1 Wasserfall gibt? Ja, den gibt es schon, aber den besucht keiner. Denn der Namuang 2 Wasserfall ist viel hoeher, schoener, besser, und ueberhaupt: Wie kommt ihr nur darauf, dass es da noch einen anderen Wasserfall geben muss?!

Schliesslich habe ich noch Nathon, der groessten Stadt Ko Samuis, einen kurzen Besuch abgestattet und bin ueber die Maerkte geschlendert. Da sich hier der Bootspier befindet, der Strand nicht wirklich fuer den anspruchsvollen Strandtouristen geeignet ist und sich viele Touris gar nicht erst hierher verirren, gibt es die meisten Dinge um die Haelfte guenstiger als auf all den anderen Maerkten auf der Insel. Ansonsten gibt es hier nicht viel. Und damit haette ich all die Highlights Ko Samuis abgeklappert und kann mich nun wieder in Ruhe an den Strand legen. Schoen.

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