Samstag, Juli 14, 2007

Die Post-Australienphase: Eva in Thailand, Teil 2 (Shopping in Bangkok)

Foto: Der Shopping-Tempel MBK

Vergesst New York! Bangkok ist die wahre Stadt, die niemals schlaeft. Vertraut mir. Und fuer Leute, die dem Shopping verfallen sind, muss Bangkok das Paradies sein! Nicht nur der Preise wegen. Klamotten auf den Maerkten koennen sich allerdings nur problemlos Frauen, die nicht unbedingt 1,80 m gross sind, besser noch: Frauen, die in Deutschland nur in der Kinderabteilung einkaufen koennen, kaufen. (Von Schuhen mal ganz zu schweigen, hier ist ja Groesse 39 das XXL-Format der Fussbekleidung. *boese auf meine riesentreter schau*) Thai-Frauen sind nun mal sehr zierlich und im Verhaeltnis zu uns Riesenfrauen eher klein. XXS ist mehr die Regel als die Ausnahme.

Mal abgesehen von den bunten Strassenmaerkten, ist fast jeder Einkauf hier ein exotisches Erlebnis. Nehmen wir mal zum Beispiel etwas, was bei uns daheim ganz banal ist. Etwa der Kauf eines Zugtickets. (Wichtiger Hinweis: Es folgt nun die Geschichte, wie Eva auszog sich ein Zugticket zu kaufen. Einen Tusch, bitte!)

Es ist ein heisser, sonniger Morgen in der versmogten Hauptstadt Thailands. Da beschliesst eine sehr sympathische Backpackerin, nennen wir sie einfach mal Eva, sich ein Zugticket in den Sueden des Landes zu kaufen. Da sie weiss, dass der Kauf dieses Tickets in einem der zahlreichen "Reisebueros" viele Gefahren und Fallstricke fuer ihren Geldbeutel und den reibungslosen Verlauf ihrer Reise darstellt, moechte sie es direkt am Bahnhof kaufen. (Sie ist ja so klug!) Der Bahnhof ist allerdings ganz woanders. Ein Taxi muss her. Da viele Taxifahrer, den "I love Farang" (farang = Auslaender) und "I speak English"-Stickern am Fenster zum Trotz, nur das Dutzend-Englisch beherrschen, also nur ein gutes Dutzend englischer Woerter (mal sehen, ob sich dieser Ausdruck von mir durchsetzen kann), kramt Eva vorsichtshalber eine Karte von Bangkok heraus, um unmissverstaendlich ihr Ziel mitteilen zu koennen. Nicht, damit sie versehentlich - oder auch "versehentlich" - zuerst zu einem anderen Bahnhof gebracht wird.

Sie hat die Karte noch nicht einmal geoeffnet, als der erste hilfreiche Taxifahrer schon neben ihr steht: "Where do you go?". Nein, zum Bahnhof bringt er sie nicht. Der ist doch viel zu weit weg! Aber er faehrt Eva gerne zum Reisebuero seines Bruders, dort kann sie sich ein Zugticket kaufen. "Special price, for you!!" Hoeflich verneint sie, was ignoriert wird. Der Taxifahrer laesst nicht locker. Sie verneint immer noch hoeflich, aber bestimmt. Da kommt ihr ein anderer Thai zu Hilfe, sagt etwas zu dem Taxifahrer, woraufhin dieser sich schmollend verzieht.

Der hilfreiche Thai entpuppt sich als geschaeftstuechtiger Tuk Tuk-Fahrer, der sie zur Touristen-Info fahren moechte. Dort koenne sie sich ein Zugticket kaufen. Eva verneint erneut. Erstens weiss sie, dass sie in der Touri-Info nichts buchen kann und zweitens ist ihr ebenfalls bewusst, das die Touristen-Information ganz woanders ist. Sie laesst den Tuk Tuk-Fahrer stehen und macht sich auf zum naechsten Taxi. Der Fahrer dieses Fahrzeuges hat keine Probleme damit, sie direkt zum Bahnhof zu fahren. Zufrieden steigt Eva ein. Und keine 20 Meter spaeter steigt sie aeusserst unzufrieden wieder aus. Der Fahrer weigerte sich strikt, das Taxi-Meter - so heissen hier die Taxameter - einzustellen. Angeblich sei es kaputt. Aber: "Special price, for you!! 200 Baht!!" (1 Euro momentan ungefaehr 43 Baht.) Fuer die Strecke zum Bahnhof viel zu teuer. So dumm ist Eva nicht.

Versuch bei Taxi Nummer 3. Frau lernt dazu und fragt erst einmal, ob das Taxi-Meter funktioniert. Tut es nicht. Auch bei Taxi Nummer 4, 5 und 6 ist dieses seltsamerweise ausser Gefecht gesetzt. Ein Thai, der das Taxi-Hopping von Eva beobachtet haben musst, teilt ihr schliesslich mit, dass in dieser Strasse hier und in jener Strasse dort alle Taxi-Meter auf magische Weise funktionsuntuechtig seien. Dort an der Ecke wuerden jedoch Taxis fahren, wo das Taxi-Meter keinerlei Probleme machen sollte. Also gut, was hat sie schon zu verlieren. Und tatsaechlich: In Taxi Nummer 7 leuchten ihr rote Ziffern entgegen. Hurra! Schnell gibt sie, eindringlich auf die Strassenkarte deutend, ihr Fahrtziel bekannt. "Do you buy ticket?", fragt sie der Fahrer. Blitzschnell reagiert sie und teilt mit, dass sie lediglich eine Freundin am Bahnhof abhole. Somit wurden ihr keinerlei Reisebueros oder sonstige Exkursionen empfohlen. Ha! Zwar zur Luegnerin mutiert, aber dafuer wurde sie endlich ohne weiteres zum Bahnhof gefahren. Der Taxifahrer war sehr nett. Er sprach zwar kein Englisch, fuehlte sich aber zum Alleinunterhalter berufen und imitierte Tuk Tuk-Geraeusche, um Eva zum Lachen zu bringen. Ausserdem erfand er das Spiel "Ladyboy - No Ladyboy", als sie durch Bangkoks Transvestiten-Viertel fuhren. (Thailaendische Transvestiten sind echt beeindruckend!)

Endlich kam unsere Heldin am Bahnhof an und zahlte den Fahrpreis von sage und schreibe 70 Baht. Nun war unmissverstaendlich klar, dass "Special Price, for you!" nichts anderes bedeutet als "He, ich zocke dich naive Touristen so richtig ab". Kurz vor dem Ziel werfen sich ihr viele Thais, die einen Ausweis umhaengen haben, in den Weg: "You want ticket?" Nicht mit Eva! Sie ist nicht den ganzen weiten Weg zum Bahnhof gefahren, um auf den letzten Metern zu Fall gebracht zu werden. Zielstrebig steuert sie das "Advanced Booking Office" an und kauft sich ohne weitere Probleme ihr Zugticket. Geschafft! Eva hat ein Zugticket gekauft!!!

Dieses Mal war ich also erfolgreich, ich will aber gar nicht wissen, wie oft man mich schon ums Ohr gehauen hat. Dennoch bilde ich mir ein und hoffe sehr, dass es mir nicht ganz so oft wie anderen Touristen passiert. Von meinem Erfolg ganz berauscht stieg ich mit meinem Zugticket in der Tasche in ein anderes Taxi, um zum Siam Square zu fahren. All die Taxifahrer, mit denen ich bisher gefahren bin, sind uebrigens gute Autofahrer. Das muessen sie angesichts des Verkehrs wohl auch sein. Gut, ich bin zwar noch nie im Leben ueber so viele rote Ampeln am Stueck gefahren worden, aber dafuer wussten sie immer damit umzugehen, wenn aus der eigentlich zweispurigen Strasse kurzerhand eine dreispurige wurde oder einem auf dem Seitenstreifen am Highway viele Moped-Geisterfahrer entgegen kommen. Neben den Taxis und Tuk Tuks gibt es auch Moped-Taxis, aber die kann sich eigentlich nur ein Lebensmueder antun. Apropos Mopeds: Motorroller hier sind grundsaetzlich fuer drei Personen gedacht und Frau sitzt schon mal gerne seitlich im Damensitz auf dem Sattel, Haende ueber dem Handtaeschchen im Schoss verschraenkt, waehrend sich der Fahrer mit mindestens 50 Sachen durch Autos hindurchschlaengelt. Schutzhelme? Wer braucht die schon...

Von einem meiner Taxifahrer habe ich uebrigens erfahren, dass das Taxi-Geschaeft in Bangkok momentan sehr schlecht laeuft. Verdiente man frueher durchschnittlich 1000 Baht, an einem guten Tag auch schon mal 1500 Baht, kann man heute froh sein, wenn man 200 Baht verdient. Auf meine Frage, warum dies so sei, bekam ich als Antwort: "Because of the Army-Mafia." Bitte was, die Army-Mafia?? "Yes, yes, Army-Mafia." Leider musste ich zu diesem Zeitpunkt aussteigen, aber ich hatte sowieso das Gefuehl, dass er mir schon zu viel verraten hatte und auf meine Nachfragen nicht weiter eingegangen waere. Ich wuesste zwar gerne mehr darueber, aber einfach mal ein paar Thais anhauen und danach zu fragen, ist mir dann doch zu riskant.

Ich stattete also Siam Square im modernen Teil Bangkoks einen Besuch ab. Das Zentrum der Einkaufsstadt! Hier findet man nicht nur eins, zwei oder drei, sondern gleich 4 riesige Einkaufstempel. Fuer jeden Geldbeutel etwas. Angefangen bei dem wahren Luxusschuppen, wo sich selbst ein normalverdienender Westeuropaer fuer ein Monatsgehalt hoechstens einen Serviettenring leisten koennte, bis hin zu meinem Favoriten: MBK. Eine gigantische Shopping-Mall, die zwar etwas chaotisch ist, aber neben regulaeren Geschaeften auch Ramsch-Staende beherbergt. Die Mischung machts! Das ueberall auf den Strassen Raubkopien der aktuellsten Musik-CDs und Kinofilme verkauft werden, kann ich ja irgendwo, aber auch nur irgendwo, noch einsehen. Das man dies aber auch in einer Shopping Mall (sprich: im MBK) machen kann? Ist das etwa legal?!

Gekauft habe ich mir uebrigens nix, ich will ja schliesslich nicht unnoetige Kilo Gepaeck Tausende von Kilometern mit mir im Lande herumschleppen. Nachdem ich also vom Bummeln und den vielen, neuen Eindruecken genug hatte (uebrigens ein fantastischer Ort zum Leute beobachten), ging ich ins Kino. Genauer gesagt der neueste Harry Potter-Streifen. Naja. Bevor der eigentliche Film anfing, huepften alle wie von der Nadel gestochen von ihren Sitzen auf. Ein bisschen Sport, um das Popcorn abzutrainieren? Nein, es wurde die thailaendische Nationalhymne gespielt und viele, viele, viele Bilder vom Koenig und seiner Famile auf die Leinwand projeziert. Aus Hoeflichkeit und Respekt bin ich natuerlich auch aufgestanden, schliesslich wurde man extra auf Englisch darauf hingewiesen. Der letzte Ton war noch nicht einmal vollstaendig verhallt, da setzten sich alle wie auf Kommando wieder hin, luemmelten sich in die Sitze und mampften ihr Popcorn. Ein Kinobesuch ist also doch fast wie bei uns daheim.

Zum Thema Shopping kann ich ausserdem noch meinen Besuch beim Chatuchak Weekend Market beisteuern. Auf diesem Markt gibt es alles, absolut alles, was man sich nur vorstellen kann! Neben Souvenirs, Klamotten und Lebensmitteln zum Beispiel auch Moebel, einen thailaendischen Cowboy und vieles mehr. Es gibt dort so viele Gaesschen, dass man recht schnell die Orientierung verliert. Ich habe mir laengst nicht alles angeschaut und trotzdem Stunden dort verbracht.

Damit hatte ich meine Schuldigkeit in Bangkok getan und es wurde an der Zeit, diese Stadt endlich hinter mir zu lassen. Schliesslich hatte ich mir nicht umsonst ein Zugticket gekauft...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sawatdee, liebste Freundin! (Ja, ich besuche den blog zwar selten, aber lese dafür aufmerksam:) Jetzt, wo Du in Thailand bist, kommst Du mir auch schon viel näher vor *Arm-ausstreck*. Nun hast Du ja auch schon Routine im heilige Affen-Futterverkäufer-Abwimmeln und kannst Thailand ganz entspannt angehen (und ich meine jetzt nicht The Beach-mässig entspannen, ja?!)Deine Fotos sind übrigens alle supertoll und es war richtig von Dir, 10Mio. zu knipsen! Die will ich dann alle sehen (will ich das...?). So, ich geh jetzt mal ein Stück raus, diese backpacker Naturverbundenheit steckt an-ausserdem ist es in der Bude soo heiß. Bis bald (so in 2 Tagen;) und hab noch eine schöne Zeit. Liebe Grüße von Elena.

Eva hat gesagt…

@Elena:
Hach, wie lieb, ein Kommentar von dir! Meiner Kamera geht es leider nicht so besonders, seit Ko Phi Phi kraenkelt sie. Der Zoom mag nicht mehr zoomen!!! *verzweifelt die haare rauf* Warum nur, warum??!?! Aber sie schiesst dennoch Fotos. Keine Bange, genug Anschauungsmaterial ist vorhanden. Drueck die Daumen, dass mein kleiner Fotoapparat die letzten Wochen noch durchhaelt! Jetzt bin ich ja eh bald daheim. Bis dahin geniess das Freie sowie die Freiheit! :)