Sonntag, Juni 03, 2007

Eva in Alice Springs

Foto: Blick auf Alice Springs vom Anzac Hill

Alice Springs, kurz als "Alice" bekannt, (bis in die 30er Jahre unter dem Namen "Stuart" - ja, Johny muss, wo immer er jetzt auch ist, voellig gefrustet sein, dass all die Orte, die seinen Namen trugen, umbenannt wurden) befindet sich im Northern Territory und so ziemlich in der Mitte von Australien. Ich muss zugeben, dass ich eine voellig falsche Vorstellung von diesem Ort hatte, stellte ich es mir doch in der Groessenordnung wie eine Art Coober Pedy mit etwas mehr Hotels und vielleicht einem richtigen Supermarkt vor. Wie falsch ich doch lag! Das Erste, was ich in der Stadt sah, waren die Filialen saemtlicher in Oz vorhandenen Fast-Food-Ketten: Kentucky Fried Chicken, Subway, PizzaHut usw. Ausserdem gibt es gleich mehrere Shopping Center. Hoppla, falsch gedacht!

Nun weiss ich, dass es sich bei Alice tatsaechlich um die zweitgroesste Stadt im Northern Territory handelt (ca. 26,500 Einwohner). Vielleicht wundert ihr euch, dass es bei dieser geringen Einwohnerzahl gleich Platz 2 belegt. Tatsaechlich ist das Northern Territory zwar riesig und nach Western Australia der zweitgroesste Staat Australiens, aber hier gibt es schliesslich fast nichts als Outback und es leben nur um die 205,000 Leutchen im gesamten Northern Territory, was gerade mal 1% der Gesamtbevoelkerung Australiens darstellt. (Tut mir leid, heute habe ich einen kleinen Statistikanfall!)

In Alice gibt es dann auch einiges zu sehen und zu machen. Leider konnte ich nicht das "Baby Kangaroo Rescue Center" besuchen, da es an dem Tag gerade geschlossen war. Keine verwaisten, niedlichen Baby-Kaengurus fuettern fuer mich. Och menno. Dafuer klappte mein Besuch beim "Royal Flying Doctor Service", den fliegenden Aerzten im Outback, problemlos. Im Museum gibt es zwar nicht allzu viel zu sehen, ein paar Modellflugzeuge und Traeger-Funkgeraete, aber die vorhergehende Fuehrung inklusive Filmchen war interessant und informativ. Der Basis in Alice Springs stehen 3 Flugzeuge zur Verfuegung und sie versorgt die Umgebung im Umkreis von 600 Kilometern, was etwa der Flaeche Grossbritanniens entspricht. (Statistics-Eva strikes again!!) Wir erfuhren, welche Fluege auf dem Tagesplan standen und dass meistens Farmer auf ihren Cattle Stations private Landebahnen einrichten. Es gibt sogar Airstrips, die nachts angeflogen werden koennen, da sie beleuchtet sind. Dank meiner tatkraeftigen Mithilfe wird in naher Zukunft Flugzeug Nummer 4 angeschafft werden. Haette im Souvenirshop gerne kraeftig in die niedlichen Weihnachtskarten investiert, aber bis Dezember ist es ja noch ein Weilchen hin.

Ausserdem kletterte ich auf einen kleinen Huegel, den "Anzac Hill", der einen schoene Aussicht auf Alice und die Umgebung bietet. Dann lief ich noch einmal quer durch den Todd River zur anderen Uferseite und zurueck. Dieser Fluss fuehrt normalerweise naemlich kein Wasser; dies wird sogar auf Stadtplaenen mit dem in Klammern versehenen Vermerk "usually dry" gekennzeichnet. Alice ist meiner Vermutung nach die einzige Stadt, in der ein Bootsrennen abgesagt werden muss, wenn der Fluss Wasser fuehrt! Einmal jaehrlich findet in Alice die "Henley-on-Todd-Regatta" statt, in der man mit selbstgebastelten Booten, in die man wie ein Kostuem reinschluepfen kann, den Todd River entlang laeuft. Hach ja, die Australier mal wieder... Dagegen ist das ebenfalls einmal im Jahr stattfindende Kamelwettrennen ja schon fast einfallslos. Ueberhaupt kann man in Alice die ein oder andere skurrile Entdeckung machen - oder habt ihr schon mal etwas von einem Schweizer-indischen Restaurant gehoert?!

Im trockenen Flussbett des Todd Rivers sah ich uebrigens Abfall, Abfall und Abfall. Unmengen von Abfall! Hauptsaechlich leere Bierdosen und -flaschen. Bis auf die Einkaufsstrasse in der Innenstadt, die Touristen-Hauptstrasse, scheint Alice ein krasses Muellentsorgungsproblem zu haben, weshalb ich es heimlich in "Abfall Springs" umgetauft habe. Da die Aboriginees einen Grossteil der Bevoelkerung im Northern Territory ausmachen, sah ich in Alice dann auch zum ersten Mal authentische Ureinwohner, nicht nur die "Ich spiele Didgeridoo in der Fussgaengerzone"-Variante. Leider muss ich sagen, dass ich regelrecht erschuettert war. Voellig geschockt! So stehen viele von ihnen in Grueppchen vor den Bottle Shops und warten darauf, dass diese geoeffnet werden. Deshalb gibt es in Alice auch strikte und kurze Alkoholverkauf-Oeffnungszeiten, leider leiden viele unter einem Alkoholproblem und man kann sie mit ganzen Bierpaletten durch die Stadt und zum Fluss wandern sehen. Dies ist ein wirklich riesiges Problem hier. Selbstverstaendlich betrifft es nicht alle Aboriginees und ich moechte auf keinen Fall irgendwelche Vorurteile schaffen bzw. bestaetigen. Aber die grosse Anzahl und die Abfallberge haben mich derart schockiert, das koennt ihr euch gar nicht vorstellen.

Zu guter Letzt habe ich mich in diesem Outback-Oertchen darum gekuemmert, dass ich mit euch in Deutschland Verweilenden auf dem gleichen kulturellen Wissensstand bin und habe mir im Kino "Pirates of the Carribean - At World's End" (="Fluch der Karibik 3") angesehen. Uebrigens mein erster Kinobesuch hier in Australien. Aeusserst passend, war mein letzter Kinobesuch daheim schliesslich "Fluch der Karibik 2". Ja, ja, von wegen Outback...

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