Mittwoch, Juni 27, 2007

Eva im Kakadu-Nationalpark

Foto: Felsenmalereien bei Ubirr

Der Kakadu-Nationalpark ist halb so gross wie die Schweiz und eine weitere Weltkulturerbestaette Australiens, die sich im Northern Territory befindet. Eva ansehen muss, Eva ansehen muss! Gesagt, getan. Unsere relativ kleine Tourgruppe setzte sich in Darwin in das unbequeme und ueberaus unbequeme 4 Wheel Drive-Fahrzeug, welches uebrigens ziemlich unbequem war, und los ging die Fahrt Richtung Kakadu!

Doch bevor wir Kakadu erkundeten, unternahmen wir eine “Croc and Wildlife Cruise” auf dem Mary River. Das Northern Territory wimmelt nur so von Krokodilen, es ist quasi “Crocodile Country” schlechthin, daher hatten wir keinerlei Probleme diese niedlichen Tierchen zu finden. Ebenfalls unuebersehbar in den Wetlands sind die vielen Wasserlilien, deren Stamm man essen kann und der – Ueberraschung! – ziemlich waessrig schmeckt.

In Kakadu angekommen fuehrte uns unser Weg zuerst nach Ubirr. Da wir uns gerade zur Beginn der Trockenzeit befanden, gab es im gesamten Park zahlreiche, absichtlich gelegte, sog. “kontrollierte Buschfeuer”. Kontrollierte Buschfeuer sind zum einen wichtig fuer die Regeneration der Pflanzen, zum anderen koennen sie “echte” Buschfeuer verhindern, indem trockene Blaetter und anderer Zuendstoff vorher abgebrannt werden. Ich haette ja nie gedacht, dass ich einem Buschfeuer derart nahe kommen wuerde. Entlang des Fussweges vom Parkplatz nach Ubirr brannte links und rechts von uns der Busch teilweise lichterloh und wir mussten durch eine dichte Rauchwand gehen. *hust* Mir ist es ja ein Raetsel, wie sie die Feuer unter Kontrolle halten koennen. Uberaus faszinierend, wie die Flammen eine unsichtbare Linie knapp einem Meter von unserem Pfad entfernt nicht ueberschritten haben.

Aber zurueck zu Ubirr: Hier befinden sich besonders viele Felsenmalereien der Aboriginees. Man schaetzt, dass manche von ihnen teilweise ueber 30.000 Jahre alt sind! Allzu viel habe ich ueber diese Felsenmalereien allerdings nicht erfahren, da sich unser Tourguide als aeusserst schweigsam entpuppte. Dennoch: Ziemlich beeindruckend.

Die hiesige Flora und Fauna sind ebenfalls beeindruckend. Nicht umsonst wurde der Grossteil der “Crocodile Dundee”-Filme hier in Kakadu gedreht. Die Flora und Fauna Kakadus wird respektiert, verehrt und geschuetzt. Ausnahme sind die vor zig Jahren eingeschleppten, giftigen Kroeten (Cane Toads), die sich zu einer wahren Plage entwickelt haben und das biologische Gleichgewicht empfindlich stoeren. Diesen quakenden Quaelgeistern rueckt man erbarmungslos und eiskalt zu Leibe. Und wenn ich eiskalt sage, meine ich auch eiskalt. Kuehlschrank- und tiefkuehltruhenkalt, um genau zu sein. Da die Kroeten giftig sind, soll man sie naemlich nicht anfassen, zerquetschen oder Golf mit ihnen spielen. (Cane Toad Golf – kein Witz, sondern die wahrhaftige Wahrheit!) Die ultimative Empfehlung fuer deren Handhabung lautet: Kroete in den Kuehlschrank oder noch besser in die Tiefkuehltruhe stecken, zu Tode frieren lassen und dann ab in den Muell. Wie human. Und wie abstossend! (“Schatz, im Kuehlschrank ist kein Platz mehr fuer Yoghurt.” – “Natuerlich ist da Platz. Hier, einfach auf die Kroete stellen. Huch, schnell, schliess die Tuere, sie zuckt noch!”) Gut, es gibt in der Regel in den Wohngegenden einen Gemeinschafts-Kroetenkillkuehlschrank, aber das heisst ja noch lange nicht, dass den auch alle nutzen. Falls ihr also einen alten Kuehlschrank oder eine alte Tiefkuehltruhe entsorgen wollt: Ab nach Kakadu, die sind fuer jede frostige Spende dankbar. *schuettel*

Ich bekam zwar keine einzige Kroete zu Gesicht, habe dafuer aber moerderische Racheplaene an anderen Tieren geschworen: Moskitos. Die Naechte verbrachten wir, wie auch schon bei Uluru, im Freien schlafend in Swags. Doch dieses Mal waren die Swags mit Moskitonetzen ausgestattet. Was natuerlich nur funktioniert, wenn man die Netze an beiden Enden irgendwo befestigen kann, sodass sie nicht auf einem liegen. Was wir natuerlich nicht konnten. Was dazu fuehrte, dass mich diese Mistviecher durch das Moskitonetz, durch meinen Schlafsack und durch meine lange Schlafanzughose hindurch fast zu Tode gestochen haben. Mag zwar sein, dass ich gelegentlich zu geringfuegigen Uebertreibungen neige, aber hier uebertreibe ich leider nicht.

In der ersten Nacht schwirrten so viele Moskitos um mich herum, dass ich kein Auge zudruecken konnte, so laut waren sie. Und trotz Mueckenabwehrmittel, Tropical Strength, mit welchem ich mich mehrere Male taeglich einnebelte und somit eine 250 Gramm-Dose innerhalb von zwei Tagen leerte, haben sie mich aufs Uebelste attackiert. Besonders schlimm war die erste Nacht, in der ich eine Art allergische Reaktion entwickelte. Glaube ich zumindest, es hat hoellisch gejuckt! Ihr koennt euch das gar nicht vorstellen. Bin ja nicht zimperlich, aber da war ich wirklich den Traenen nahe vor Schmerzen.

Das Ergebnis konnte ich erst am naechsten Morgen begutachten und meiner Reisegruppe damit einen kleinen Schock versetzen. Hatte ich mich ueber die 40-50 Mueckenstiche bei Cape Tribulation beschwert? Laecherlich! So viele hatte ich allein an einem meiner Knie! (Siehe Foto. Tut mir leid, kein schoener Anblick, aber sonst glaubt mir das doch keiner!) Manche sahen aus wie Brandblasen. Besonders nett fand ich die Tatsache, dass D., der keinen einzigen Mueckenstich waehrend der ganzen Tour abbekommen hat (Oh, wie ich ihn dafuer hassen koennte!!), meine Beine fotografieren wollte, weil er noch nie jemanden mit so vielen Mueckenstichen gesehen hat. Unser Tourguide uebrigens auch nicht. Yippieh, toll, das freut mich aber, dass ich euch als Zirkusattraktion dienlich sein kann! *vor sarkasmus trief* Und somit wurde mir mein Kakadu-Erlebnis von Hunderten Moskitos ziemlich vermiest, da ich mich ununterbrochen vom Dauerkratzen abhalten musste. Ach ja, in der naechsten Nacht kamen natuerlich noch mehr Mueckenstiche dazu. Die Frage bleibt: Warum ich? Warum nur???

All den Mueckenstichen zum Trotz: The tour must go on. Eine Wanderung durch Kakadu bei Yurmikmik stand auf dem Plan. Zu Beginn des Weges die ueblichen Warnhinweise: Hier gibt es Krokodile, daher von allen Wasserlaeufen fernhalten. Der Park ist gross und man kann leicht verloren gehen, daher unbedingt mit Karte und Kompass losmarschieren. Alleine haette ich wohl kein allzu gutes Gefuehl gehabt, hier heiter durch den Busch zu wandern. Aber ich war ja gluecklicherweise nicht alleine und wir hatten schliesslich unseren Tourguide.

Knapp eine Stunde spaeter: Eine Gruppe von Backpackern steht verloren in den Tiefen Kakadus herum, nachdem sie todesmutig einige brueckenlose Baeche ueberquerten. Sie sind umzingelt von hohen Graesern, da der Wanderweg zugewachsen ist. Doch befinden sie sich tatsaechlich noch auf einem Wanderweg? Der kompetente karten- und kompasslose Tourguide war anderer Meinung und hat daher seine Gruppe alleine in der Wildnis stehen lassen, um nach dem richtigen Weg zu suchen.

Eine Viertelstunde spaeter: Der Tourguide ist immer noch nicht zurueckgekehrt. Die Erkenntnis: Wir sind “Lost”! Nach einer Mini-Umfrage stellt Eva fest, dass die Ueberlebenschancen der Gruppe relativ gering sind, da sich weder ein Arzt noch eine Krankenschwester in ihrer Mitte befindet. Des weiteren gelangt sie zur Erkenntnis, dass sie als Erste dahinscheiden wird. Denn wenn sie etwas von diversen Fernsehserien und Filmen gelernt hat, dann ist es die qualvolle Tatsache, dass immer zuerst die Person, die sich ueber drohende Gefahren lustig macht, stirbt. Karma nennt man das wohl. (Memo an selbst: Mich nicht mehr ueber eventuelle Gefahren lustig machen. Obwohl ich zu meiner Verteidigung sagen muss: Wie gross ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Tourguide verirrt?)

So leicht lassen sich die Backpacker jedoch nicht unterkriegen und sie machen sich auf den Weg zurueck zum Parkplatz. Zwischendurch immer ihren Tourguide rufend. Nach einer Weile hoeren sie etwas. Oder jemanden? Ist das tatsaechlich der Tourguide? Sie rufen erneut und erhalten Antwort. Ihr Tourguide! Aufgeregt reden sie alle durcheinander - “He’s there!”, “He is in this direction!” – und jeder einzelne von ihnen zeigt in eine andere Richtung. Was ich fuer besonders bewundernswert halte, da es lediglich vier Himmelsrichtungen gibt. Dieser Moment war schwer comedy-verdaechtig und sogar die letzte Backpackerin, der die ganze Zeit ueber ziemlich mulmig zumute war, musste loslachen.

Tatsaechlich fanden wir nach kurzer Zeit zurueck zu unserem Tourguide, der den richtigen Weg schon vor einiger Zeit gefunden hatte, sich aber dachte, dass er lieber auf uns wartet, wir wuerden schon irgendwann auftauchen und ihn suchen, anstatt zu uns zurueckzukommen, da er dann den richtigen Weg eventuell nicht mehr finden wuerde. Nun ja. Ich hielt ja schon vorher nicht besonders viel von unserem Kakadu-Tourguide, aber diese Aktion war natuerlich ein Meisterstueck.

Da wir dadurch einiges an Zeit vertan hatten, konnten wir natuerlich nicht mehr die gesamte Wanderung durchfuehren. Wir stoppten an zwei kleinen Seen inklusive Wasserfaellen, wo man laut unserem Tourguide gefahrlos schwimmen konnte. Da wir jedoch die einzigen Touristen weit und breit waren, ich vor meinem inneren Auge die zahlreichen Krokodilwarnschilder sah und ich kein allzu grosses Vertrauen (Sprich: ueberhaupt keins. Null. Nada.) in unseren Tourguide hatte, verzichtete ich dankend. Von der Gegend, Geschichte, Pflanzen- oder Tierwelt habe ich uebrigens nichts erfahren. Obwohl es sicherlich viel darueber zu sagen gibt. Bisher hatte ich ja immer Glueck gehabt mit meinen Touren. Doch dieser Tourguide war gelinde gesagt ein Griff ins Klo. Schade. Das war also meine wunderschoene Wanderung im Kakadu-Nationalpark.

Fuer viele die Hauptattraktion sind die beruehmtesten Wasserfaelle des Kakadu-Nationalparks, die garantiert in jeder Broschuere und in etlichen Reisefuehrern abgebildet sind: Die Jim Jim Falls und die Twin Falls. Was einem wieder mal keiner verraet: In der Regenzeit, in welcher die Faelle logischerweise am Imposantesten sind, kann der eifrige Wasserfalltourist sie nicht besuchen, da die Strassen bzw. Wege ueberflutet sind. Deswegen handelt es sich bei all den Fotos von den rauschenden Wasserfaellen um Luftaufnahmen. In der Trockenzeit hingegen sollte man relativ problemlos (Fahrzeug mit Allradantrieb vorausgesetzt) dorthin gelangen; jedoch fuehren die Faelle dann eine weitaus geringere Menge an Wasser und sind nicht mehr besonders spektakulaer. Und wenn man wie Eva zu Beginn der Trockenzeit Kakadu besucht, kann es durchaus sein, dass die Strassen immer noch geschlossen sind. Bingo! *schnief* Und so kam es, dass Eva noch nicht einmal die rinnsaligen Jim Jim und Twin Falls zu Gesicht bekam. Tiefe Trauer erfuellte ihr Touristenherz.

Zum Glueck gibt es viele Wasserfaelle in Kakadu und daher kam Plan B zum Einsatz: Ein Besuch der Gunlom Falls. Eine kleinfeinsteile Kletterpartie nach oben und schon waren wir da! Es gibt dort verschiedene Ebenen und kleine krokodilfreie Seen (= Rock Pools), in denen man schwimmen kann. Wir arbeiteten uns von dem obersten See zum untersten durch. (Und nein, wir nahmen nicht die offensichtliche Abkuerzung entlang der Wasserfallrutschen. Die sind ein bisschen hoch und ein ganz klein wenig gefaehrlich. Ein ganz klein wenig. Und mit “ein ganz klein wenig” meine ich natuerlich “lebensgefaehrlich”.) Wunderschoene Schwimmgelegenheiten, ausserdem eine tolle Aussicht auf die Umgebung. Das Highlight: Wir schwammen im obersten Rock Pool zu einem versteckten Wasserfall. Der Weg dorthin ist mit kleinen Kletterpartien gespickt. Meerjungfrauengleich kletterte ich mit der Grazie eines Seeelefanten ueber im Wasser liegende, rutschige Felsen. (Die Meerjungfrau und der Seeelefant – drei “e”s hintereinander in einem Wort, ich finde das immer noch seltsam – scheinen sich nur zu widersprechen. Es ist durchaus moeglich dies zu bewerkstelligen!) Am Ziel angekommen konnte ich mir vom Wasserfall meinen Ruecken massieren lassen und bedeutungsschwere Konversationen fuehren. *mich an eine besonders interessante unterhaltung erinner*

Eva: “I like it here.” – A.: “WHAT??” – Eva: “I LIKE IT HEEEERE!!” – A. zu S.: “WHAT DID SHE SAY?” – S.: “PARDON ME?” – A.: “WHAT???” (Und die Moral von der Geschicht: Wasserfaelle sind laut. Glaubt es oder glaubt es nicht. Ich sagte: GLAUBT ES ODER GLAUBT ES NIIIIIIIIICHT!!)

Das war dann auch schon das Ende meines kleinen Kakadu-Ausfluges und wir machten uns in unserem unbequemen Autochen auf den Weg zurueck nach Darwin. Ueber meine Zeit in Darwin werde ich keinen eigenen Beitrag verfassen, da es nicht besonders viel darueber zu erzaehlen gibt. Im Schnelldurchlauf: Meine Tourgruppe Alice Springs-Darwin feierte gemeinsam mit meiner Kakadu-Tourgruppe Abschied in einem Nachtclub. Wir waren ueber 30 Leute und hatten viel Spass. Ich erkundete Darwin zu Fuss und muss sagen, dass das Gebaeude des dortigen Parlamentes an sich nicht nur huebsch anzusehen ist, sondern dass die Parlamentarier ebenfalls eine tolle Aussicht (Meerblick) haben. Schwimmen im Meer ist uebrigens suizidal, da dies unzaehlige Krokodile zu ihrem Revier erklaert haben. Ach ja, schoen warm war es die ganze Zeit. Und somit genoss ich in Darwin die letzten waermenden Sonnenstrahlen, bevor mich mein Weg in den Winter fuehrte.

Eva unterwegs im Outback

Foto: Eingang zur Damentoilette in Wycliffe Well

Australien ist riesig, das Northern Territory recht gross. (Ungefaehr die Flaeche von Frankreich, Italien und Spanien zusammengefasst.) Dennoch gibt es im gesamten Territory nur knapp ueber 200.000 Einwohner, was ganz einfach dadurch erklaeren ist, dass hier das Herz des australischen Outbacks zu finden ist. Die meisten Einwohner leben in den Staedten, was die Reise entlang des Stuart Highways zu einem wahren, einoedigen Erlebnis werden laesst.

So sah ich nicht nur den groessten Raubvogel Australiens (Wedge-tailed Eagle, Fluegelspannweite bis zu 2,5 Meter), sondern auch wilde Kamele, Kaengurus, Emus und Wildpferde. Vorsicht ist geboten bei Rastplaetzen, die mit Sitzgelegenheiten ausgestattet sind. Schaut lieber einmal unter den Tischen und Baenken nach, ob da nicht ein paar Redback-Spinnen wohnen. Wir haben gleich zweimal welche gefunden. Redback-Spiders sind giftig und koennen einem eine kleine Rastpause ganz schoen vermiesen. Auch wenn sie laut Meinung der meisten Australier "not really poisonous" sind. Meiner Erfahrung nach sind die Australier in dieser Hinsicht allerdings nicht sehr zuverlaessig, schliesslich wurde mir auch mitgeteilt, dass Salzwasserkrokodile oder Box Jellyfish "not really dangerous" sind. Und das soll ich glauben? Not really!

Die obligatorischen Tankstopps unterwegs erfolgten in winzigen Orten, die es bei uns nicht einmal auf die Landkarte schaffen wuerden, hier jedoch in Riesenlettern auf jeder Karte zu finden sind. Meist bestehen diese Orte lediglich aus einem Rasthaus inklusive Tankstelle. So etwa Barrow Creek. Hier ereignete sich in den 1920ern ein unmenschliches Massaker an ueber 70 Aboriginees. Darueber erfaehrt man in Barrow Creek selbst allerdings nichts, man kann lediglich die Grabstaetten zweier Telegraphenstation-Arbeiter, die aus Rache von den Aboriginees ermordert worden sind, besichtigen. Ausserdem kam es hier vor ein paar Jahren, 2001, zu einer Entfuehrung eines britischen Paerchens. Sie entkam, die Leiche ihres Freundes wurde jedoch nie gefunden. (Mehr Infos hier.) Welch kuschelig-gemuetliches Oertchen, da fuehlt man sich doch gleich pudelwohl!

Da entspricht Wycliffe Well doch viel mehr meinem Geschmack. Wie, ihr habt noch nie etwas von Wycliffe Well gehoert? Sakrileg! Ich wette, Mulder und Scully wissen dafuer bestens Bescheid. Wycliffe Well ist schliesslich die UFO-Hauptstadt Australiens! Ich habe vergebens versucht nach Hause zu telefonieren, aber dank meiner paranormalen Faehigkeiten war ich in der Lage mit einigen der Aliens zu kommunizieren. Sie teilten mir mit, dass ich mich auf einer spirituellen Selbstfindungsreise befaende und dass es meine Aufgabe sei, die Welt davon zu ueberzeugen, dass die oertlichen UFO-Sichtungen in keinerlei Zusammenhang mit der Tatsache, dass Wycliffe Well mit dem hoechsten Liter-Bier-pro-Kopf-Verbrauch im Northern Territory aufwarten kann, zu tun hat. Also, Welt, jetzt weisst dus!

Wenn wir schon einmal beim Thema Bier sind: Es scheint eine aussergewoehntlich grosse Rolle in diesem Teil Australiens zu spielen. Dies ist schon an der Groesse der hiesigen Bierflaschen (2 Liter, das sog. "Northern Territory Stubby") zu erkennen. Oder an der Entstehungsgeschichte des Ortes Tennant Creek. Urspruenglich befand sich Tennant Creek ein paar Kilometer von seinem jetzigen Standpunkt entfernt. Doch dann geschah das Unfassbare: Der Truck mit der Bierlieferung fuer dieses Staedtchen hatte eine Panne, kurz bevor er sein Ziel erreicht hat. Gemaess dem Motto: "Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt eben der Berg zum Propheten", ist ganz Tennant Creek umgezogen. Wenn der Bier-Truck nicht nach Tennant Creek kommt, kommt eben Tennant Creek zum Bier-Truck! (Ich finde diese Geschichte ja schockierend, meine maennlichen Mitreisenden waren jedoch anderer Meinung und haben Tennant Creek heilig gesprochen. Typisch Mann.) (Uebrigens: Sogar der rosarote Panther, der hier im Outback wohnt, hat es sich mit einer 2-Liter-Bierflasche gemuetlich gemacht. Typisch rosaroter Panther.)

Bier ist mir ganz egal, viel wichtiger war mir meine Selbstfindungsreise. Und wo kann man diese Reise besser beginnen als auf einer Rinderzuchtfarm? Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Dieses Land ist gigantisch, dementsprechend sind auch die Rinderzuchtfarmen ein klein wenig groesser als bei uns daheim. Ich habe eine Nacht in Banka Banka verbracht - eine Farm in der Groesse Jamaicas. Farmen in der Groessenordnung von Belgien sind keine Seltenheit. In Banka Banka habe ich mich ausserdem davon ueberzeugen koennen, dass es doch einige Frauen gibt. Von Frauenmangel war zumindest hier nichts zu sehen. Jedoch gelangte ich auch zu keinem Ergebnis, was meinen Selbstfindungsprozess betraf.

Verzweifelt setzte ich meine Reise fort. Warum muss ich mich selbst finden? Sollte ich mich als vermisst melden? Und wie kann ich mich ueberhaupt selbst finden? Warum nur haben die Aliens keine Experimente mit mir durchgefuehrt oder mich zumindest mal einen klitzekleinen Blick auf ihr UFO werfen lassen? Habe ich das Ganze etwa nur getraeumt?

Nein, das habe ich nicht. Dies wurde mir schlagartig klar, als ich den weltberuehmten, sagenumwobenen Stuart Tree (ein Baum, in den angeblich Johnny hoechstpersoenlich seine Initialien reingeritzt haben soll) mit eigenen Augen sah! Ich war derart geblendet von seiner Schoenheit und seiner imposanten Gestalt, dass ich es nicht wagte, ein Foto dieses Aura-Hot-Spots zu schiessen! Ich fuehlte, dass ich meinem Ziel nahe war.

Und tatsaechlich dauerte es nicht lange und ich fand mich in Daly Waters wieder. Dieser Ort hat nur knapp 20 Einwohner, der Lebensmittelpunkt ist - wie sollte es auch anders sein - das lokale Pub Schraegstrich Campingplatzvermietung Schraegstrich Postamt Schraegstrich alles andere. Als ich jedoch einen Mann mit einer Holzhuette auf dem Kopf die Strasse ueberqueren sah, wusste ich: Das ist das ultimative Ziel meiner Reise! Unbedingt ansehen! Und falls ihr dort seid, koennt ihr im Pub ganz viele Leute finden. Mit etwas Geduld auch mich. Oder euch selbst. Letzteres allerdings nur, wenn ihr schon einmal dort wart. Und selbst dann koennt ihr euch nur im Pub unter einer einzigen Voraussetzung finden. (Orakel Eva hat gesprochen.) Was ihr auf alle Faelle dort erledigen solltet, ist eine Runde Bowling spielen. Dies spielt man auf der Strasse vor dem Pub. Und ich hatte tatsaechlich einen Strike, der mich zur Gewinnerin machte!! Yeah!! Natuerlich verdankte ich dies allein meinem Koennen und meiner erstklassigen Hand-Augen-Koordination, da ich natuerlich absichtlich die Kugel nach links geworfen habe, weit aus der Bahn hinaus, mich alle anderen schon mitleidig be-"ooooh"ten, dann die Kugel jedoch - wie praezise von mir erkannt und berechnet - dank einer Kruemmung in der Strasse genau die goldene Mitte traf. Hach. Welch suesser Triumph!

Zufrieden, meine Selbstfindungsphase derart zuegig abgeschlossen zu haben, relaxte ich in den Thermalquellen von Mataranka und besuchte den Nachbau des Hauses von Jeannie Gunns beruehmter autobiographischer Erzaehlung "We of the Never-Never" und erledigte eine Wanderung im Nitmiluk-Nationalpark, wo ich Katherine Gorge besuchte. Sehr huebsch anzusehen. Dennoch fand ich das Pub in Adelaide River spannender, handelt es sich hierbei doch um das Zuhause des wahren Stars meiner heiss geliebten "Crocodile Dundee"-Filme: Charlie, the Buffalo! Leider weilt Charlie nicht mehr unter uns, aber wie kann man einem tierischen Filmstar besser unseren Respekt und ewige Ehre erweisen, als ihn auszustopfen und neben einer Bar aufzustellen? Wo aber sind nur unsere anderen tierischen Freunde, all die Lassies und Flippers dieser Welt? Hat man diese etwa nicht fuer die Ewigkeit bewahrt? Sind wir Menschen tatsaechlich derart gleichgueltig mit deren Ueberresten vorgegangen? Das kann nicht sein. Oder doch?

Mit meinem Besuch in Adelaide River war meine Reise durch das Outback auch schon fast beendet. Was ich noch erwaehnen sollte: Unterwegs bin ich ganz vielen Roadtrains begegnet. Bei einem Roadtrain (= "Strassenzug") handelt es sich um einen riesigen LKW, der bis zu 53,50 Meter lang und 132 Tonnen schwer sein kann. Bremsweg: 1 bis 1,5 Kilometer. Eigentlich sollte man als Autofahrer am Besten anhalten, wenn einem ein solcher Gigant entgegenkommt, und Ueberholen natuerlich nur, wenn man mehrere Kilometer freie Sicht hat. Doch laut unserer Fahrerin handelt es sich dabei lediglich um eine mehr als laestige Empfehlung, es ist "not really necessary", was zu mindestens einem besonders spannenden Moment gefuehrt hat. Mein Endziel: Darwin, Hauptstadt des Northern Territorys. Endstation meiner Australienreise. Well, not really...

Donnerstag, Juni 21, 2007

Eva bei den Devils Marbles



















Die Teufelsmurmeln sind eine Steinchenansammlung, die ebenfalls im Northern Territory irgendwo zwischen Alice Springs und Darwin zu finden ist. Von roetlicher Farbe, das ist im Outback schliesslich der trendige Look schlechthin. Skurril, bizarr, murmelartige Felsen neben- und uebereinander gestapelt - genau mein Geschmack. In der Tat einer meiner absoluten Lieblingsorte in Australien. Nicht nur wegen der vielen Fotomoeglichkeiten, wie etwa Eva als Indiana Jones, wie sie vor einer riesigen Steinkugel weglaeuft. (Obwohl einzigartige Fotomotive immer gut sind!) Man darf hier tatsaechlich nach Herzenslust klettern und die Landschaft erkunden. Eigentlich handelt es sich bei den Devils Marbles meiner Meinung nach um einen ueberdimensionalen Abenteuerspielplatz in der Wueste. Prima, endlich mal wieder auf einem Spielplatz herumtoben zu duerfen! ("Embrace your inner child", wie es so schoen im Englischen heisst. Und glaubt mir, mein inner child hatte hier ausgiebig Gelegenheit zum Spielen.)

Ich habe eine tolle Leseecke gefunden, siehe Foto, (He, das Buch in meinen Haenden faellt einem doch als Allererstes ins Auge!! Was seid ihr nur fuer Augenzeugen...) und damit mal wieder bestaetigt, dass sich Leseratte Eva wirklich ueberall mit einem Buch gemuetlich niederlassen kann. Leider war die Zeit, die mir hier vergoennt war, viel zu kurz. Ich haette problemlos noch ein paar Stunden laenger bleiben koennen.

Verantwortlich fuer dieses Kunstwerk der Natur ist mal wieder die gute, alte Erosion. Fuer die Aboriginees ist dies ebenfalls ein besonderer Ort, den sie unter den Namen Karlwekarlwe bzw. Karlu Karlu (= runde Objekte) kennen. Hier fanden viele wichtige Ereignisse waehrend der Dreamtime statt. Jedoch gilt fuer uns Nicht-Aboriginees leider: Wir wissen fast nichts darueber. Ich habe lediglich erfahren, dass die Aboriginees glauben, dass unter und zwischen den Felsen kleine Leute leben, die mit den Aboriginee-Kindern spielen. Manche Kinder haben aber nach dem Spielen nie den Weg zurueck gefunden, weil sie ihre Lieder vergessen haben, und sind in dieser Landschaft verloren gegangen. Dies ist eine Geschichte mit Moral: Aboriginees ueberliefern all ihr Wissen muendlich, sie kennen keine Schrift. Lieder sind ein beliebtes Mittel der Ueberlieferung und dienen oft als eine Art vertonte Karte, in deren Strophen der Weg zu einem bestimmten Ort (etwa einer Wasserquelle) beschrieben wird. Vergisst man die Lieder oder auch nur einige Strophen, findet man logischerweise den Weg nicht mehr. Manche Lieder werden wochenlang gesungen. Es ist fuer Aboriginee-Kinder also ueberlebenswichtig gewesen diese Lieder zu lernen, auch wenn sie eigentlich lieber spielen wollten.

Diese Geschichte bestaetigt weiterhin meine Devils Marbles-Abenteuerspielplatztheorie und hat mich ein wenig an “Ronja Raeubertochter” erinnert. Der Ausflug zu den Devils Marbles war damit fuer mich ein Ausflug zurueck in meine Kindheit. Gefiel mir gut, darum gehe ich jetzt eine Sandburg bauen. (Ich stehe wenigstens zu meinem Spieltrieb.) Tschuehuess!! *winke winke*

Mittwoch, Juni 20, 2007

Eva bei Kata Tjuta

Foto: 3 der 36 Felsen von Kata Tjuta

Offiziell lautet der Name des Nationalparkes, den ich besucht habe, Uluru-Kata Tjuta-Nationalpark. Von meinem Uluru-Trip habt ihr beim letzten Mal erfahren, darum widme ich nun Kata Tjuta. (Hach, ich liebe es, chronologisch vorzugehen!) Kata Tjuta bedeutet ungefaehr “viele Koepfe” und so sieht es auch aus. Es handelt sich dabei um grosse, roetliche Felsen, meist rundlich dank jahrhundertelanger Erosion. Auch hier gilt: Nur die aeusserste Gesteinsschicht ist rot, Rosterscheinungen. Der hoechste Felsen ist ueber 560 Meter hoch. Wie der knapp 30 km entfernte Uluru wurde auch Kata Tjuta einst mit einem englischen Namen versehen: The Olgas. (Warum muss ich dabei immer nur an das bulgarische Frauenschwergewichtsteam denken??) Wenn ihr also jemanden von den Olgas reden hoert, wisst ihr, dass Kata Tjuta gemeint ist.

Kata Tjuta war mir von Anfang an sehr sympathisch. Als ich die Koepfe zum ersten Mal sah, daemmerte es gerade und wir befanden uns auf einer Strasse, Kata Tjuta direkt vor uns im Blickfeld. Unser Tourguide machte uns darauf aufmerksam, dass viele glauben, dass aus diesem Winkel Kata Tjuta wie ein liegender Homer Simpson aussieht. Und es stimmt!! Homer, Kopf rechts auf einem Kopfkissen gebettet, seine Fuesse am linken Ende. Nur der seltsam geformte Bauch war fuer unseren Tourguide unerklaerlich. Schnell hatte ich eine Loesung parat: Es handelt sich dabei um einen Donut, der auf Homers Bauch liegt. Dies wurde von den restlichen Tourteilnehmern problemlos anerkannt und der Tourguide versprach, von nun an diese Erklaerung zu liefern. Sieg, Siiiiieg!! Falls also jemand von euch mal Kata Tjuta besuchen geht und von Homer Simpson inklusive Donut auf dem Bauch hoert, wisst ihr, wem ihr den Donut zu verdanken habt. Bin richtig stolz auf meine fundamentale Hinterlassenschaft fuer den Rest der touristischen Menschheit. Darum: Verbreitet die Donut-Bauch-Theorie, um mir zu unsterblichem Ruhm zu verhelfen! *mich in gedanken schon den touristen-nobelpreis in empfang nehmen sehe*

Kata Tjuta ist nicht nur interessant anzuschauen, sondern ebenfalls eine wichtige Aboriginee-Staette, tatsaechlich sogar heiliger als Uluru. Wir wissen jedoch so gut wie nichts ueber diesen Ort. Lediglich, dass er nur fuer Maenner zugaenglich und ein Ort der Gesetzgebung und des Jagens ist.

Es ist naemlich so: Es gibt hunderte von Entstehungsgeschichten ueber Uluru und andere Aboriginee-Orte, wir bekommen – falls ueberhaupt – jedoch nur die Kinderversion zu hoeren. Erst wenn man all die Kindergeschichten fehlerfrei beherrscht, kann man zur naechsthoeheren Stufe aufsteigen. Dies allerdings auch nur, wenn einen ein Aboriginee einweiht. Selbst falls dies der Fall sein sollte, darf man das Wissen nicht weitergeben und ist zu lebenslangem Stillschweigen verschwiegen. Wir wissen zwar relativ ueber Uluru, tatsaechlich ist dies sogar der Ort, ueber den wir Nicht-Aboriginees am meisten wissen. Dennoch handelt es sich dabei nur um einen winzigen Bruchteil des Gesamtbildes. Faszinierend.

Bei den Kata Tjuta-Felsen begaben wir uns auf den sogenannten “Valley of the Winds”-Wanderweg, 7.4 km. Teilweise wieder mit Kletteraktionen versehen, aber toll. Auch hier gilt: Ein Fliegennetz auf dem Kopf leistet wunderbare Dienste. Waehrend unserer Wanderung erfuhren wir mehr ueber “Bush Tucker” – Essen, das die Aboriginees im Busch finden. Unglaublich, dass eine derart karge Landschaft so nahrungsreich sein kann. Ausserdem lernten wir ein bisschen etwas ueber die Jagdtechniken von Aboriginees. So fluestern sie, anders als wir, beim Einatmen und nicht beim Ausatmen, um die potenzielle Beute (Kaengurus und Co.) nicht mit den Schallwellen zu verscheuchen. Versucht es mal, ist gar nicht so einfach. Los, versuchen!! Auf der Stelle!!

Ausserdem koennen Aboriginees zeitgleich sprechen als auch in einer Zeichensprache miteinander kommunizieren, also zwei verschiedene Unterhaltungen zur selben Zeit fuehren. Ich stelle mir das ganz schoen knifflig vor. (Soviel zur Theorie, dass Maenner nicht multitasking-faehig seien.) Dann sahen wir noch einen farbenfrohen Grashuepfer, der mit vielen bunten Punkten versehen war und der die Aboriginees wohl zu ihrer Punkt-Maltechnik inspiriert hat. Sowie – mit etwas Fantasie – einen riesigen, steinernen Elefanten, der in einem der Felsen wohnt. Beeindruckender Ruessel. Das war dann auch schon das Ende unserer kleinen Wanderung und wir verabschiedeten uns von diesen ueberwaeltigenden Felsformationen.

Dienstag, Juni 19, 2007

Eva und Uluru, auch bekannt als Ayers Rock

Foto: Juhu, Uluru!

"Ich und Du, Uluru" – Ein Auszug aus dem Drehbuch, das nie verfilmt wird, da es wirklich geschah und schon laengst vorbei ist

Darsteller:
Uluru als Ayers Rock (Kuenstlername = The Rock)
Eva als Eva in Australia (= The Eva)
Hunderte von Touristen (= The Tourists)
Hunderte von Fliegen (= The annoying things)

Szene 14 - Uluru, wo bist du?
Outback, Northern Territory, Australien. Eva sitzt in einem Bus, der auf einer staubigen Strasse Richtung Uluru-Kata Tjuta-Nationalpark entlang faehrt. Fensterplatz. Erwartungsvoll blickt sie in die Weite, ihren Kopf auf ihre Hand gestuetzt. Blick nach links.

Eva, ueberrascht, ueberwaeltigt, quietschend:
“Da isser ja!!”, hektisch auf einen roten Felsen links von ihr deutend.

Nahaufnahme von Evas Gesicht, welches unglaeubig dreinschaut, als ihr und den anderen Passagieren mitgeteilt wird, dass es sich dabei nicht um Uluru, sondern um Mount Conner, bekannt als “Fuluru” (= falscher Uluru), handelt, auf den seit Generationen Ayers Rock-Touristen reinfallen.

Monolog Eva:
“Wieso nur habe ich noch nie zuvor etwas von Mount Conner gehoert? Er ist doch ziemlich gross! Und wie konnte ich ihn nur mit Uluru verwechseln? Gut, sie sehen sich schon verdammt aehnlich. Wie kann das nur sein, dass in dieser Gegend gleich zwei derartig imposante Steinformationen exisitieren, man aber nur etwas von einer hoert, sieht und liest?” Melodramatischer, verweifelter Seufzer: “Uluru, wo bist du?” SCHNITT!

Szene 15 – Ayers Rock, anyone?
Wie zuvor: Eva im Bus im Outback. Doch dieses Mal, wieder links von ihr, der wahre und echte rote Touristenmagnet: ULURU. Gross und maechtig. 348 Meter hoch. Staunendes Schweigen von Eva and the rest of the tourists im Bus. Nur das Summen diverser Fotoapparate und eine miauende Katze sind zu hoeren. SCHNITT!

Szene 16 – Sonnenuntergang, die erste
Ein internationales, aufgeregtes und froehlich tratschendes Trueppchen von Backpackern beobachtet den Sonnenuntergang. Mittendrin: Eva als representative of Germany. Tatsaechlich wird der Sonnenuntergang kaum gewuerdigt, da die Sonne auf der einen Seite untergeht und Uluru auf der anderen Seite alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Schnell kristallisiert sich die French-Italian-German-Swedish-Connection heraus, deren Mitglieder ihre Fotoapparate heiss laufen lassen: Dutzende Fotos von Uluru und den Backpackern, wie sie diesen Felsen “halten”, auf ihn deuten und davor in die Luft springen werden geschossen. Zwei aeltere Paerchen betrachten kopfschuettelnd dieses Treiben voller Staunen. Und immer wieder miaut eine Katze. SCHNITT!

Szene 19 – Schlafen im Swag
Aehm…ja, das Drehbuch endet hier aufgrund unerwarteter Laengen. Daher im Nicht-Drehbuch-Stil eine Zusammenfassung von Eva:

Ein Swag, wie soll man das beschreiben? Es handelt sich dabei um eine Schaumstoffmatratze, die in einer Art Schlafsack aus Zeltstoff eingebaut ist. Man schlaeft also mit seinem eigenen Schlafsack im Swag. Geniale Erfindung, wasserdicht, einfach zu handhaben. Vor allen Dingen hat man freie Aussicht auf den Sternenhimmel, der im Outback ueberwaeltigend ist. Ergo: Eva moechte ab sofort im Freien immer in einem Swag schlafen! *swag heimlich in meinen Rucksack packe*

Allerdings haben hier einige Backpacker wieder die harte Lektion lernen muessen, dass es nachts in der Wueste tatsaechlich kalt werden kann. Wir hatten beispielsweise kuschelige 7 Grad. Dank meines warmen Schlafsackes und dem Swag kein Problem. Einige meiner Mitreisenden hatten allerdings nur einen duennen Sommerschlafsack und haben bitterlich gefroren, die Armen. Da half auch das Lagerfeuer nicht viel weiter.

Geschlafen haben wir sowieso nicht viel, da wir zweimal mitten in der Nacht aufgestanden sind, um den Sonnenaufgang anzusehen. Leider war ich zur falschen Jahreszeit da, sodass die Sonne nie hinter Uluru, sondern in einiger Entfernung auf- und unterging. Dennoch schoen und sehenswert. Das Farbenspiel ist wirklich beeindruckend, Uluru erscheint in den verschiedensten Rottoenen. Ich kam schnell auf die geniale Idee, so ca. alle eineinhalb Minuten ein Foto zu schiessen, um die Farbveraenderung festzuhalten. Was dazu fuehrte, dass ich nun tatsaechlich mehr Fotos von Uluru als vom Opernhaus habe (wie konnte das nur passieren?!) und ich innerhalb von fuenf Tagen ueber 500 Bilder gemacht habe.

Zu viele? Suechtig?! Ich denke nicht. Und nein, ich habe kein Fotografierproblem. Ich doch nicht.

(Blick in die Zukunft: Eva sichtet in gut zwei Monaten all ihre Fotos, rauft verzweifelt ihre Haare, jammert “Warum nur, warum?!”, umklammert ihren Fotoapparat und beschimpft ihre Speicherkarten Ernie, Bert und Kermit, bevor sie einen hysterischen Lachanfall erleidet und von Maennern in einer weissen Jacke in die Fotoentzugsklinik abgefuehrt wird.)

Zurueck zur eigentlichen Geschichte. (Nur am Rande sei erwaehnt, dass ich noch viel mehr Fotos haette schiessen koennen, aber das Fotografieren an heiligen Staetten der Aboriginees strikt untersagt war, weswegen ich “nur” auf die ca. 100 Fotos pro Tag-Quote komme.) Unsere Tourgruppe hatte gleich zwei Tourguides, was hervorragend war, da ich wirklich sehr viel ueber Uluru und die Kultur der Aboriginees gelernt habe. Wir haben u.a. eine Aboriginee-Kuechenhoehle besichtigt und ein schwarzes Brett der Aboriginees. Ich habe erfahren, dass Aboriginees in ihren Felsmalereien meist nicht das eigentliche Tier, sondern die Spuren, die es im Sand hinterlaesst, zeichnen. Was zu einiger Verwirrung fuehrte, als Aboriginees das erste Mal mit Schildern mit Pfeilen darauf in Kontakt kamen, da sie genau in die entgegengesetzte Richtung liefen und nicht in die Richtung, in die der Pfeil deutete. Des Raetsels Loesung: Der Fussabdruck eines Emus sieht aus wie ein Pfeil, der nach unten deutet. Um das Emu zu finden, muessen sie allerdings logischerweise in die Richtung laufen, in die das Emu gelaufen ist. Und dies ist nun mal genau entgegengesetzt zu der Richtung, in die der Emu-“Pfeil” deutet. (Vielleicht veranschauliche ich das spaeter noch mal, da es einfacher zu verstehen ist, wenn man ein Bild davon sieht. Allerdings setze ich unendliches Vertrauen in meine kleine, aber feine Leserschaft, die bestimmt versteht, was ich meine. Tut ihr doch. Oder? ODER?? *droh* Wusst ichs doch. *zufrieden zuruecklehn*)

Auf den Monolithen selbst bin ich uebrigens nicht geklettert, dafuer einmal drumherum gelaufen (etwa 10 km). Aus der Naehe betrachtet ist er recht schuppig, zerklueftet und loechrig. Welche Farbe hat er uebrigens? Na? Rot? Falsch. Er ist eigentlich grau. Die rote Farbe ist lediglich Rost. Man vermutet, dass der fuer uns sichtbare Teil nur die Spitze des Eisberges ist und Uluru noch bis zu 6 Kilometer tief in die Erde hineinreicht. (Ja, ja, Uluru ist kein Eisberg, ich weiss, das ist doch nur ein Vergleich!) Mit etwas Fantasie kann man viele lustige Sachen im Felsen entdecken, etwa Mick Jaggers Lippen, einen riesigen Loewenkopf, einen Hundewelpen oder auch Darth Vader.

Besonders informativ und beeindruckend fand ich den Besuch im Aboriginee-Cultural Center. Dort ist das “Sorry-Book” zu finden: Briefe von Leuten aus aller Welt, die sich dafuer entschuldigen, dass sie auf Ayers Rock geklettert sind. Die Aboriginees bitten indringlich darum, dies zu unterlassen, da das Erklimmen des Felsens fuer sie ein hoechst heiliger und zeremonieller Akt ist, den nur etwa zwei Aboriginee-Maenner pro Jahr durchfuehren. Mal abgesehen davon, dass “The Climb’ (= der Weg hoch auf den Felsen) verdammt steil und gefaehrlich ist, bei heftigem Wind geschlossen wird und schon viele Verletzte und gar Todesopfer gefordert hat. Manche Briefeschreiber senden auch Steinchen zurueck, die sie als Souvenir haben mitgehen lassen. Ebenfalls nicht gerne gesehen von den Aboriginees.

Ausserdem habe ich zum allerersten Mal im Cultural Center erfahren, dass der Pachtvertrag, der 1985 zwischen dem Anangu-Stamm der Aboriginees, die traditionellen Eigentuemer von Uluru, und der australischen Regierung abgeschlossen wurde, nur fuer 99 Jahre gilt. Was danach aus diesem Nationalpark wird, ob er immer noch fuer Touristen oder Nicht-Aboriginees zugaenglich sein wird, ist ungewiss. Mein Tipp: Daher schnell Uluru ansehen gehen, solange ihr es noch problemlos koennt!

Wenn ich schon mal bei Tipps bin, der ultimative Fashion-Tipp fuer euren Uluru-Besuch: Ein modisches Fliegen-Kopfnetz, welches sowohl ueber als auch unter einem Hut tragbar ist. Ihr werdet es brauchen, glaubt mir.

Und was habt ihr dank meines heutigen Beitrages gelernt? Richtig, manche Kameras koennen miauen. Leider ist mein Fotoapparat nicht mit dieser aeusserst nuetzlichen Funktion ausgestattet. Dann eben mein naechster. (Mich im Geiste schon Kameraverkaeufer in die Verzweiflung treiben sehe: “Mal abgesehen von den Megapixeln und dem ganzen unnuetzen technischen Kram, kann diese Kamera denn auch miauen?”) Abschliessend bleibt nur zu sagen: Uluru ist auf alle Faelle einen Besuch wert, allerdings ist dieser ohne all die Hintergrundinfos, die ein Tourguide liefert, absolut wertlos. Finde ich zumindest.

Dienstag, Juni 05, 2007

Eva im und am Kings Canyon

Foto: Blick auf die "Lost City" im Kings Canyon

Der Watarrka Nationalpark, in dem sich der nicht ganz so bekannte Kings Canyon befindet, liegt ungefaehr auf halber Wegstrecke zwischen Alice Springs und Uluru (=Ayers Rock, ihr wisst schon, dieser rote Stein, den sich jeder Australientourist, der etwas auf sich haelt, in natura anschauen muss). Deshalb ist Kings Canyon eigentlich bei jeder Uluru-Tour inklusive. Voellig zu Recht! Ich bin ja der Meinung, wer den weiten Weg zum Uluru macht und dabei Kings Canyon links liegen laesst, muss bestraft werden. Obwohl natuerlich die hoechste Strafe ist, dass diese Monolith-Touristen nie Kings Canyon zu Gesicht bekommen werden. *philosophisch werd*

Der Canyon ist recht alt, ca. 440 Millionen Jahre. Rote Sandsteinformationen, die sich bis zu 270 Meter hoch stapeln. Doch viel wichtiger: Wunderwunderwunderschoen! Kings Canyon ist damit problemlos auf Platz 2 meiner Canyon-Favoritenliste gelandet. (Ja, natuerlich habe ich eine Canyon-Favoritenliste! Ihr etwa nicht?) Platz 1 ist und bleibt fuer mich immer noch der Grand Canyon, aber Bryce Canyon muss sich nun leider mit dem 3. Platz begnuegen. Dabei war mein erster Eindruck vom Kings Canyon eher: "Naja, so doll ist er ja nicht." (Zu Beginn der Wanderung, als ich vor der Felswand stand.) Gefolgt von: "Warum nur, warum? WARUM?!?" (Dies war waehrend des ersten Teils der Wanderung, da man gleich zu Beginn fast senkrecht die Felswand am mit dem vielversprechenden Namen versehenen "Heartattack Hill" hinaufkraxeln muss. Glaubt mir, nicht umsonst traegt er diesen Namen. Mein einziger Trost war, dass unsere Tourguides ebenfalls heftig schnauften. Moerderisch! In der Sommerhitze - ich war gluecklicherweise in der Herbstwaerme unterwegs - muss diese Wanderung ja einem Selbstmord gleichkommen!) Als ich dann endlich oben angekommen war: "Wow!"

Sobald man oben ist, hat man den schlimmsten Teil des Weges hinter sich und der Wanderweg fuehrt einen am Rand der Schlucht entlang. Wieder einmal habe ich viel erfahren, Meeresfossilien in den Felsen sehen koennen (Zentralaustralien war so ziemlich alles einmal, so natuerlich auch ein Ozean), Ueberreste tropischer Pflanzen (Zentralaustralien war auch einmal ein Regenwald) und den ueblichen Plueschkoala im Gumtree entdecken koennen. Ausserdem den Schwammeffekt des Gesteins selbst ueberpruefen koennen. (Einmal kraeftig spucken, bitte.) Die Landschaft ist aeusserst abwechslungsreich und ich fuehlte mich wie auf einem anderen Planeten, als ich durch den als "Lost City" bekannten Teil lief. Dann gaebe es noch den "Garden of Eden", ein tropisches Paradies voller gruener Pflanzen, Voegel und Teich inmitten der hohen Felswaende sowie bienenstockfoermige Formationen und vieles mehr.

Da ich drei gleichgesinnte Mitreisende und bekennende Kings Canyon-Fans hatte, fielen wir gemeinsam schnell ans Ende unserer Gruppe, legten massig Foto- und "Ah, schau mal, wie toll!"-Bewunderungstopps ein und schafften es, dass unsere Wanderung knapp 50 Minuten laenger dauerte als geplant. Im Gegensatz zu anderen Touren konnten wir uns aber auch Zeit lassen, wofuer ich immer noch sehr dankbar bin. Die Fotos werden diesem Naturwunder mal wieder nicht annaehernd gerecht und der Abschied fiel uns schwer. Mein Gesamteindruck: "Fantastisch! Da will ich unbedingt noch mal hin!" Kings Canyon ist somit definitiv eines der Highlights meiner Australienreise.

Sonntag, Juni 03, 2007

Eva in Alice Springs

Foto: Blick auf Alice Springs vom Anzac Hill

Alice Springs, kurz als "Alice" bekannt, (bis in die 30er Jahre unter dem Namen "Stuart" - ja, Johny muss, wo immer er jetzt auch ist, voellig gefrustet sein, dass all die Orte, die seinen Namen trugen, umbenannt wurden) befindet sich im Northern Territory und so ziemlich in der Mitte von Australien. Ich muss zugeben, dass ich eine voellig falsche Vorstellung von diesem Ort hatte, stellte ich es mir doch in der Groessenordnung wie eine Art Coober Pedy mit etwas mehr Hotels und vielleicht einem richtigen Supermarkt vor. Wie falsch ich doch lag! Das Erste, was ich in der Stadt sah, waren die Filialen saemtlicher in Oz vorhandenen Fast-Food-Ketten: Kentucky Fried Chicken, Subway, PizzaHut usw. Ausserdem gibt es gleich mehrere Shopping Center. Hoppla, falsch gedacht!

Nun weiss ich, dass es sich bei Alice tatsaechlich um die zweitgroesste Stadt im Northern Territory handelt (ca. 26,500 Einwohner). Vielleicht wundert ihr euch, dass es bei dieser geringen Einwohnerzahl gleich Platz 2 belegt. Tatsaechlich ist das Northern Territory zwar riesig und nach Western Australia der zweitgroesste Staat Australiens, aber hier gibt es schliesslich fast nichts als Outback und es leben nur um die 205,000 Leutchen im gesamten Northern Territory, was gerade mal 1% der Gesamtbevoelkerung Australiens darstellt. (Tut mir leid, heute habe ich einen kleinen Statistikanfall!)

In Alice gibt es dann auch einiges zu sehen und zu machen. Leider konnte ich nicht das "Baby Kangaroo Rescue Center" besuchen, da es an dem Tag gerade geschlossen war. Keine verwaisten, niedlichen Baby-Kaengurus fuettern fuer mich. Och menno. Dafuer klappte mein Besuch beim "Royal Flying Doctor Service", den fliegenden Aerzten im Outback, problemlos. Im Museum gibt es zwar nicht allzu viel zu sehen, ein paar Modellflugzeuge und Traeger-Funkgeraete, aber die vorhergehende Fuehrung inklusive Filmchen war interessant und informativ. Der Basis in Alice Springs stehen 3 Flugzeuge zur Verfuegung und sie versorgt die Umgebung im Umkreis von 600 Kilometern, was etwa der Flaeche Grossbritanniens entspricht. (Statistics-Eva strikes again!!) Wir erfuhren, welche Fluege auf dem Tagesplan standen und dass meistens Farmer auf ihren Cattle Stations private Landebahnen einrichten. Es gibt sogar Airstrips, die nachts angeflogen werden koennen, da sie beleuchtet sind. Dank meiner tatkraeftigen Mithilfe wird in naher Zukunft Flugzeug Nummer 4 angeschafft werden. Haette im Souvenirshop gerne kraeftig in die niedlichen Weihnachtskarten investiert, aber bis Dezember ist es ja noch ein Weilchen hin.

Ausserdem kletterte ich auf einen kleinen Huegel, den "Anzac Hill", der einen schoene Aussicht auf Alice und die Umgebung bietet. Dann lief ich noch einmal quer durch den Todd River zur anderen Uferseite und zurueck. Dieser Fluss fuehrt normalerweise naemlich kein Wasser; dies wird sogar auf Stadtplaenen mit dem in Klammern versehenen Vermerk "usually dry" gekennzeichnet. Alice ist meiner Vermutung nach die einzige Stadt, in der ein Bootsrennen abgesagt werden muss, wenn der Fluss Wasser fuehrt! Einmal jaehrlich findet in Alice die "Henley-on-Todd-Regatta" statt, in der man mit selbstgebastelten Booten, in die man wie ein Kostuem reinschluepfen kann, den Todd River entlang laeuft. Hach ja, die Australier mal wieder... Dagegen ist das ebenfalls einmal im Jahr stattfindende Kamelwettrennen ja schon fast einfallslos. Ueberhaupt kann man in Alice die ein oder andere skurrile Entdeckung machen - oder habt ihr schon mal etwas von einem Schweizer-indischen Restaurant gehoert?!

Im trockenen Flussbett des Todd Rivers sah ich uebrigens Abfall, Abfall und Abfall. Unmengen von Abfall! Hauptsaechlich leere Bierdosen und -flaschen. Bis auf die Einkaufsstrasse in der Innenstadt, die Touristen-Hauptstrasse, scheint Alice ein krasses Muellentsorgungsproblem zu haben, weshalb ich es heimlich in "Abfall Springs" umgetauft habe. Da die Aboriginees einen Grossteil der Bevoelkerung im Northern Territory ausmachen, sah ich in Alice dann auch zum ersten Mal authentische Ureinwohner, nicht nur die "Ich spiele Didgeridoo in der Fussgaengerzone"-Variante. Leider muss ich sagen, dass ich regelrecht erschuettert war. Voellig geschockt! So stehen viele von ihnen in Grueppchen vor den Bottle Shops und warten darauf, dass diese geoeffnet werden. Deshalb gibt es in Alice auch strikte und kurze Alkoholverkauf-Oeffnungszeiten, leider leiden viele unter einem Alkoholproblem und man kann sie mit ganzen Bierpaletten durch die Stadt und zum Fluss wandern sehen. Dies ist ein wirklich riesiges Problem hier. Selbstverstaendlich betrifft es nicht alle Aboriginees und ich moechte auf keinen Fall irgendwelche Vorurteile schaffen bzw. bestaetigen. Aber die grosse Anzahl und die Abfallberge haben mich derart schockiert, das koennt ihr euch gar nicht vorstellen.

Zu guter Letzt habe ich mich in diesem Outback-Oertchen darum gekuemmert, dass ich mit euch in Deutschland Verweilenden auf dem gleichen kulturellen Wissensstand bin und habe mir im Kino "Pirates of the Carribean - At World's End" (="Fluch der Karibik 3") angesehen. Uebrigens mein erster Kinobesuch hier in Australien. Aeusserst passend, war mein letzter Kinobesuch daheim schliesslich "Fluch der Karibik 2". Ja, ja, von wegen Outback...

Samstag, Juni 02, 2007

Eva in Coober Pedy

Das Outback. Unendliche Weiten. Endlich habe ich es hierher geschafft und zwar nach - Trommelwirbel! - Coober Pedy. Coober was?! Coober Pedy! Dieser Ort, die Opalhauptstadt der Welt, befindet sich nur 846 Kilometer von Adelaide entfernt im Norden South Australias. Mein Weg dorthin fuehrte mich den Stuart Highway entlang, der von Adelaide im Sueden (genauer: Port Augusta) einmal quer durch den Kontinent hoch nach Darwin in den Norden Australiens fuehrt. Gesamte Laenge knapp 2800 Kilometer.

Ein kurzes Wort zu John McDouall Stuart, weil man um seinen Namen einfach nicht herum kommt, wenn man in diesem Teil Australiens unterwegs ist. (Siehe Stuart Highway) Und ihr natuerlich immer wieder etwas von mir lernen koennt. Und ich bestimmt in den naechsten Beitraegen das ein oder andere Mal noch mal seinen Namen erwaehen werde. Der gute alte John hatte die erste erfolgreiche Inlandsexpedition von Sued- nach Nordaustralien unternommen und dabei weder einen einzigen Expeditionsteilnehmer noch sein eigenes Leben verloren. Das war es eigentlich auch schon von mir ueber ihn. Will ja schliesslich nicht seine Biografie niederschreiben.

Doch zurueck zu Coober Pedy. (Die Unterrichtsstunde geht weiter!) Urspruenglich war es bekannt als "Stuart Range Opal Field", da unser Johnny-Boy 1858 als erster europaeischer Entdecker zufaellig in der Gegend war. 1915 wurde dort Opal, der kunterbunte Edelstein, entdeckt. Was natuerlich zu einem sprungartigen Ansprung der Bevoelkerungszahl fuehrte. Da es draussen recht heiss war und die Arbeiter schnell feststellten, dass es in den Minen temperaturtechnisch um einiges angenehmer war, schliefen sie in den Minen und gruben sich teilweise Haeuser in die Huegel. Die Ureinwohner beobachteten dieses seltsame Phaenomen und sprachen von dem "kupa piti", was ungefaehr soviel heisst wie "Weisser Mann in der Grube". Aha! (<-- Aha-Effekt!) (<-- Aha, ein Aha-Effekt!) (Was mich uebrigens zum spontanen Umtexten eines bekannten Kinderliedes zu "Weisshaut in der Grube" veranlasste. Was wiederum mit Besorgnis von anderen deutschprachigen Tourteilnehmern zur Kenntnis genommen wurde.) Der Name "kupa piti" wurde bald uebernommen, verenglischt und seit 1920 gibt es nun also offiziell "Coober Pedy". (Also ich finde das interessant, daher musste ich das einfach mit euch teilen und euch mitteilen.)

Diese Wuestenstadt ist multikulti, ihre Bewohner gehoeren mehr als 45 Nationalitaeten an. Besonders beeindruckend deshalb, da sie nur ca. 3,500 Einwohner hat. Ich hatte das Privileg in einem sogenannten "Dugout", also einem Haus, das seitlich in einen Huegel eingegraben wurde, zu schlafen. Mit Tageslicht ist da zwar nicht viel, dennoch war es ein einmaliges Erlebnis! Diese Behausungen sind zwar recht teuer zu "bauen", aber extrem kostensparend. Keinerlei Heiz- oder Klimaanlagenkosten, da es immer konstant um die 23 bis 25 Grad hat. Man muss nur sicherstellen, dass jedes Zimmer ein Lueftungsrohr, also eine Art Kamin, hat. Was schon witzig aussieht: All die Huegel mit Rohren obendrauf. Ueberhaupt ist die ganze Wuestenlandschaft surreal, weshalb Coober Pedy ein beliebter Drehort fuer Filmemacher ist. So zum Beispiel fuer "Mad Max 3" oder auch den australischen Film schlechthin: "Priscilla, Queen of the Desert".

Ich habe wirklich unheimlich viel ueber Opale und den Opalabbau erfahren, das kann ich jetzt unmoeglich alles niederschreiben. Will ich auch gar nicht. Aber ein bisschen was geht ja immer: Coober Pedy ist eine der wichtigsten Opalquellen der Welt und der Beiname "opal capital of the world" ist wohlverdient. Australien liefert knapp 97% der Opale weltweit und Coober Pedy wiederum ist bei weitem die ausgiebigste Opalquelle in Australien. Es hat erst seit den 80ern Elektrizitaet und bekommt bloss einmal pro Woche frisches Gemuese und Co. geliefert (mittwochs). Am Rande sei weiterhin erwaehnt, dass die Minenarbeiter schnell das Dynamit fuer sich entdeckten und Coober Pedy wahrscheinlich der einzige Ort in der Welt war, wo man Dynamit im Supermarkt kaufen konnte. ("Ein Liter Milch und 20 Stangen Dynamit, das macht dann 23 Dollar und 60 Cents.") Die Zeiten sind vorbei, aber dennoch sollte man sich mit den Bewohnern besser nicht anlegen und um Himmelswillen nicht auf die Idee kommen in einer fremden, ergiebigen Mine nach Opalen zu schuerfen! Es kann schon mal vorkommen, dass der Besitzer Dynamit in die Grube schmeisst, weil er ja nicht wusste (oder auch: weil er "nicht" wusste), dass sich jemand darin befindet. Und der Fremdschuerfer ist natuerlich bedauerlicherweise draufgegangen. Ich habe noch eine andere huebsche Geschichte gehoert, die Dynamit und ein Polizeiauto beinhaltet und seitdem soll es angeblich keine (Opaltransport-)Fahrzeugkontrollen mehr geben. Freundliches Voelkchen!

Aber vielleicht sind manche Arbeiter ja nur deshalb so mies drauf, weil der Opalabbau eine Knochenarbeit ist. Und die Frauen-Maenner-Quote in Coober Pedy angeblich 1:60 betraegt. Oder vielleicht auch deshalb, weil aus Sicherheitsgruenden der Opalabbau in der eigentlichen Stadt verboten ist. Man kann aber sein Haus erweitern. Einfach ein neues Zimmer graben, Fussboden betonieren und die Waende mit Lack bespruehen, damit nicht alles vollstaubt - fertig ist das neue Zimmer! Falls man dabei zufaellig Opal findet, gilt das offiziell nicht als Opalabbau. Ein Haus in Coober Pedy hat so zum Beispiel sage und schreibe 21 Zimmer und waehrend des Ausbaus (nichts anderes war es, man braucht schliesslich 21 Zimmer!) Opale im Wert von knapp einer Viertelmillion Dollar gefunden. Gesetzesluecke?! Ich denke nicht!

Wie ihr seht, ein aeusserst interessantes Oertchen. Ich meine, welcher Golfplatz ist schon komplett grasfrei? Natuerlich habe ich auch einer Mine einen Besuch abgestattet. Ein paar andere Backpacker und ich machten uns ausserdem abends ueber einen Huegel auf in die "Stadt" und besuchten erst die Bar, wo die Locals abhaengen, dann die Touristenbar. Zwischendrin statteten wir noch dem Tankstellenshop einen Besuch ab. Zurueck in die erste Bar. Meine Begleiter tranken gemuetlich was, dann ging es zurueck nach Hause. Warum ich das fuer erwaehnenswert halte? Das Ganze hat keine Stunde gedauert! Das gesamte Nightlife Coober Pedys, inklusive Hin- und Rueckweg, haben wir in weniger als einer Stunde erkundet!! Viel mehr gibt es ueber Coober Pedy dann auch nicht zu sagen.