Freitag, Mai 18, 2007

Eva in Adelaide (+Ausflug nach Hahndorf)

Foto: Sauerei in der Rundle Mall von Adelaide

Adelaide ist die Hauptstadt des Bundesstaates South Australia und als "Festival City" bekannt. South Australia ist, wie man als Besucher fast ueberall erfaehrt, recht trocken und "the driest state in the driest continent of the world". Und wer sich jetzt denkt, dass Adelaide verdammt nach dem Namen Adelheid klingt, hat Recht! Tatsaechlich wurde diese Stadt nach der deutschstaemmigen Frau des britischen Koenigs William IV., Adelheid von Sachsen-Meiningen, benannt. Ich erwaehne das deshalb, weil ich dies erst hier erfahren habe und meine kuehnste Vermutung unerwarteterweise bestaetigt fand.

Obwohl viele Australier verstaendnislos mit dem Kopf schuettelten, als ich ihnen erzaehlte, dass ich nach Adelaide will ("Was willst du nur dort? Da ist doch nix!"), bin ich froh, dass ich mich dadurch nicht habe beeinflussen lassen. Adelaide ist zwar eine kleine, aber huebsche Stadt. Viele Parks und Baeume, nette Haeuschen, Public Art in den Strassen - diese Stadt hat ein gewisses Flair. Zugegebenermassen gibt es fuer den Touristen an sich nicht besonders viel oder Sensationelles zu sehen. So war ich bei den Central Markets, Chinatown und so weiter, und so fort, aber das gibt es ja schliesslich nicht nur in Adelaide. Ausserdem habe ich dem South Australian Museum einen Besuch abgestattet, vor allem die Aboriginal-Abteilung ist liebevoll gemacht und absolut sehenswert. Interessant fand ich auch den Schaukasten mit illegalen Importen, die am Flughafen konfisziert worden sind. Was manche Leute so mit sich bringen, unglaublich. Dann war ich noch in Glenelg, einem Stadtteil direkt am Meer. Vielleicht kommt es mir ja nur so vor, aber Adelaide scheint sehr behindertenfreundlich zu sein. So konnte ich waehrend meiner Zeit hier - meiner Einschaetzung nach - ueberdurchschnittlich viele Rollstuhlfahrer sehen. Sogar die Busse haben eine kleine, ausklappbare Rampe, damit behinderte Personen leichter die oeffentlichen Transportmittel nutzen koennen. Vorbildlich! In diese Kategorie faellt auch Recycling. Zwar noch laengst nicht so ausgekluegelt wie bei uns, aber wenigstens ansatzweise vorhanden. So ist South Australia der einzige Staat, der Pfand auf Dosen und Flaschen erhebt. Zwar meist nur in Hoehe von sage und schreibe fuenf Cent, aber das ist wenigstens ein Anfang.

Natuerlich stattete ich der Haupteinkaufsstrasse "Rundle Mall", einer Fussgaengerzone, ebenfalls einen Besuch ab. Besonderheit hier: Durch ueberall angebrachte Lautsprecher werden die Einkaeufer mit Musik beschallt. Ein Schelm, wer aufgrund der Musikauswahl (George Michael, George Michael, Elton John und George Michael) auf die sexuelle Orientierung des DJs schliesst. Hier machte ich auch eine weitere Globalisierung-Entdeckung: Die Diddl-Maus hat es nach Australien geschafft. In Englisch. Und gleich mit einer relativ grossen Produktpalette. Wie gut, dass man uns jetzt nicht nur mehr mit Bier, Mercedes und Kuckucksuhren in Verbindung bringt.

Was eine gute Ueberleitung zu meinem kleinen Tagesausflug nach Hahndorf ist! Hahndorf ist laut hiesigen Broschueren "a small town" deutschen Ursprungs nahe Adelaide. Tut mir leid, aber wenn man weniger als 2000 Einwohner hat, darf man sich meiner Meinung nach nicht als Stadt bezeichnen! Ausserdem heisst der Ort ja nicht umsonst Hahndorf, oder? Die aelteste erhaltene deutsche Siedlung in Australien, da kann man ja mal hin. Natuerlich habe ich keine Tour gebucht, sondern mich einfach in den normalen Bus gesetzt und damit mal wieder einiges an Geld sparen koennen. In Hahndorf gibt es zwar vereinzelt einige Fachwerkhaeuschen, ansonsten ist es aber ein wahr gewordener Albtraum! Und damit meine ich noch nicht mal, dass meine Mission, authentisches Brot zu finden, erfolglos war. (Habe in den zwei Baeckereien extra den Brotfuehltest gemacht. Viel zu weich. Betrug! *schnief*)

Ich rede von den schlimmsten Klischees, froehlich vereint in den hiesigen "Crafts & Souvenir-Shops". *veraechtlich schnaub* Ich rede von Kuckucksuhren neben Kuhglocken neben Wetterhaeuschen neben Weihnachtspyramiden neben Nussknackern neben den allerkitschigsten Bierkruegen! Ich rede von Zither- und Blasmusik in den oertlichen Restaurants. Ich rede von Dirndl und Lederhut. Wie gemein, das darf nicht sein! Warum nur, warum?!? Fassungslos sah ich mir Hahndorf an. Warum hier viele Pubs mit einem meist baertigen Kerl mit Lederhot und Lederhose warben und den Namen "Grumpy So-und-so" trugen, ist mir ein Raetsel. (grumpy = mies gelaunt) Typisch deutsch?! Wir sind nicht alle mies gelaunt! *sauertoepfisch in meinen bart grummel*

Mehr als zwei Stunden konnte ich hier nicht verbringen und voellig verzweifelt machte ich mich auf den Weg zurueck nach Adelaide. Am liebsten haette mich an den Ortseingang von Hahndorf gestellt und gerufen: "GEHT DA NICHT HIN!! Wir sind doch ganz anders!! Wir koennen auch ganz lieb, freundlich und froehlich sein, viele von uns haben Geschmack! Die meisten von uns moegen diese Musik gar nicht!!" Und darum starte ich nun meine persoenliche Protestaktion "Boykottiert Hahndorf!". (Der interne Projekttitel ist nicht ganz so freundlich.) Ich bin dann mal weg ein Banner basteln...

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Deine Erzählungen bestärken mich in meiner Ansicht, Bayern vom restlichen Deutschland abzuspalten und zu einem eigenen Land zu machen... Zumindest könnte ich mich, aus dem wunderschönen Hessen, dann damit aus der Affäre ziehen (bzgl. Hahndorf...)!!!*frechgrins*

Anonym hat gesagt…

Hallo Eva!
Tut mir leid, dass ich deinen Blog nicht so regelmäßig verfolgen konnte, wie ich gewollt hätte. Hatte letztes Jahr mit meiner Diplomarbeit viel um die Ohren und dann waren wir ja selbst in Neuseeland. An Hahndorf kann ich mich auch noch gut erinnern, gibt es das Café Bamberg dort noch? Und die Marmeladenfabrik?
Liebe Grüße, Kristina

Eva hat gesagt…

@Anna:
Mach mal, wuerde mich wundern, wenn du Erfolg haettest. *gg*

@Kristina:
Hui, schoen von dir zu lesen! Um deine Fragen zu beantworten: Cafe Bamberg habe ich nirgends sehen koennen auf der riesigen Hauptstrasse. Und meinst du mit der Marmeladenfabrik vielleicht "Beerenberg"? Die gibt es noch. :)