Sonntag, Mai 06, 2007

Eva im Regenwald - Die Langfassung (=Cape Tribulation, Cairns und Umgebung)

Foto: "I love to hang out in the rainforest!"

Bin weiter Richtung Norden gereist und habe nun die Stadt Cairns als meinen Stuetzpunkt fuer diverse Ausfluege auserkoren. Frueher lebte sie vom Zuckerrohranbau, heute jedoch ohne jeden Zweifel vom Tourismus. Daher gibt es hier nicht nur unzaehlige Hostels, sondern auch Hotels. Die Anzahl der Touri-Infos (=tour desks) und Souvenirshops ist schier unglaublich! An und fuer sich finde ich die Stadt nicht besonders aufregend oder interessant. Deshalb lasse ich es dabei und erzaehle lieber ein bisschen von anderen Dingen, die mich mehr beeindruckt haben.

Allen voran waere da der wunderschoene, wahrhaft urtuemliche tropische Regenwald zu nennen. Haette ich zwar nicht erwartet, bin aber ein wahrer Fan des Regenwaldes geworden. Habe so ziemlich alles gemacht, was man regenwaldtechnisch machen kann. Ich bin durch den Regenwald gewandert, "gesurft", gefahren, habe eine Bootsfahrt auf einem Fluss durch den Regenwald mitgemacht, einen See im Regenwald sowie viele Wasserfaelle besucht, bin mit einer Seilbahn ueber den Regenwald hinweg und in einem Zug durch den Regenwald hindurch gefahren. Go, rainforest, go! *meine farn-pom poms schwing* Halt, noch besser: Grow, rainforest, groooow!!

Zunaechst habe ich Cape Tribulation noerdlich von Cairns im Daintree National Park besucht. Dieser tropische Regenwald ist zum Weltkulturerbe erklaert worden, denn es handelt sich hierbei um den aeltesten und artenreichsten Regenwald der Welt! Er ist so um die 135 Millionen Jahre alt. (Zum Vergleich: Der Amazonas laut unserem Reisefuehrer "nur" ca. 10 Millionen Jahre.) Dieses Gebiet war naemlich nicht von der letzten Eiszeit betroffen, weswegen es hier so einige "primitive" Pflanzen gibt, die es schon vor Millionen Jahren gab. Ja, habe einiges waehrend meiner Ausfluege gelernt. Aber keine Bange, werde jetzt nicht mein gesamtes neu erworbenes Wissen niederschreiben.

Doch nicht nur deshalb ist Cape Tribulation etwas Besonderes. Hier ist der einzige Ort auf der Welt, wo gleich zwei Weltkulturerbestaetten aufeinander treffen: Der tropische Regenwald und das Great Barrier Reef. Strandfotos erspare ich euch mal. Aber es ist wirklich so: Man kommt aus dem Regenwald raus und ist am Strand; die Baeume reichen direkt bis zum Strand heran. Ein traumhaftes Motiv fuer jeden Bildband. Der Cassowary (wer weiss noch, was bzw. wer das ist?) ist hier beheimatet und zahlreiche Verkehrsschilder weisen auf diese potenzielle Unfallquelle hin. Bin aber keinem in der Wildnis begegnet. Cape Tribulation war dann auch der Ort, wo ich "Jungle Surfing" betrieb. Sprich: Ich habe mich - aehnlich wie auf einem Spielplatz - an Seilen entlang durch die Baumwipfel gleiten lassen. Spassig! Und mal eine andere Perspektive auf den Regenwald. Ausserdem bei einer Krokodil-Kreuzfahrt auf dem Daintree River mitgemacht. Ach ja: Hier wimmelt es nur so von Krokodilen! Habe dann auch zwei Babykrokodile (suess!) und zwei erwachsene Exemplare gesehen. Und das waren nur einige von vielen, die hier die Gegend unsicher machen. Nicht umsonst gibt es die "Du siehst ein Krokodil oder es gibt dein Geld zurueck"-Garantie bei den Flussfahrten. Viele, lustige Geschichten ueber Krokodilattacken gehoert. Dabei sind es durchaus faszinierende Tierchen. Nur ein bisschen gefaehrlich.

Bei Cairns gibt es "Skyrail", eine Seilbahn ueber das Dach des Regenwaldes hinweg. Diese Gondelfahrt war richtig klasse! Rundherum nur Regenwald und ausserdem Blick auf den Ozean. Ziel meiner Gondelfahrt war Kuranda, ein Doerfchen im Regenwald. Extrem touristisch, aber niedlich. Highlight war der Verzehr eines authentischen Kaeseknackers in einem richtigen Broetchen, lecker! Von Kuranda aus ging es dann mit der "Kuranda Scenic Railway", einem Zug, durch den Regenwald und an zwei Wasserfaellen vorbei zurueck nach Cairns. Ganz nett, muss aber sagen, dass mir die Gondelfahrt 1000 Mal besser gefallen hat.

Dann habe ich noch einen Ausflug in die Atherton Tablelands (= aka Cairns Highlands) unternommen. An vielen Zuckerrohr-, Bananen- und Papaya-Plantagen vorbei gefahren und immer noch die Kraft von Zyklon Larry im vergangenen Jahr an wie Streichhoelzern abgeknickten Baeumen und Haeusern, die immer noch kein Dach haben, sehen koennen. Bei Babinda, der "Umbrella Town" (viiiel Regen), sah ich die Babinda Boulders: Ausgewaschene Granitfelsen. Wir besichtigten Paronella Park: Ein Spanier hat seinen Lebenstraum verwirklicht und hier ein Schloesschen im Regenwald gebaut. Eigener Wasserfall inbegriffen. Die Entstehungsgeschichte ist fast unglaublich und der Ort von wahrhaft beeindruckender Schoenheit. Ich schwamm bei den erfrischenden Millaa Millaa-Wasserfaellen und erkundete den Kratersee Lake Barrine, der ebenfalls im Regenwald gelegen ist. Ausserdem sah ich den gigantischen Feigenvorhangbaum (Curtain Fig Tree). Wow.

Wenn ich es hier schon so beeindruckend finde, dann muessen Regenwaldologen vor Freude regelrecht zerspringen! (Evas Weisheiten, Nr. 85: Akademiker platzen nicht vor Freude, sie zerspringen. Das ist viel akademischer.)

Trotz all der Schoenheit, oder gerade deshalb, ist jedoch Vorsicht geboten: Der Regenwald will uns naemlich an den Kragen! Und ich rede hier nicht von harmlosen Moskitostichen. Obwohl ich ziemlich zerstochen bin. Momentan um die 40 Mueckenstiche. (Dabei handelt es sich lediglich um eine vorsichtige Schaetzung.) Und das alles trotz ultrastarkem, extra fuer die Tropen entwickelten, sauteurem Mueckenabwehrmittel! Habe mich einmal eingenebelt und keine zwei Minuten spaeter sass schon wieder eine Muecke auf meinem frisch balsamierten Arm, was zu unglaeubigem Erstaunen bei meinen Mitreisenden fuehrte. Vielleicht war der erste Mueckenstich der Saison daheim, den ich meist erhalte, ja keine Einbildung? Vielleicht bin ich ja ein wissenschaftliches Phaenomen? He, das waere doch mal was! "Name: Eva. Beruf: Wissenschaftliches Phaenomen." Tippe jedoch eher darauf, dass ich aus Versehen Don Moskito getoetet habe und sein Clan blutige Rache geschworen hat...

Wie gesagt: Der Regenwald will uns an den Kragen. Und vergesst jetzt mal die diversen Tierchen wie den Cassowary oder auch Krokodilchen. Huetet euch vor den Pflanzen! Es gibt hier den sog. "Stinging Tree". Kommt man mit ihm in Beruehrung, erleidet man heftigste Schmerzen. Und das Schoene: Diese Schmerzen koennen mehrere Monate lang (bis zu 18 Monaten!) anhalten. Prima. Ach, dieser Baum kann uebrigens Pferde und Hunde toeten. Noch ein Beispiel?

Wenn man im Busch verloren geht und aus lauter Verzweiflung und Hunger Beeren isst, sollte man sich absolut sicher sein, dass sie ungiftig sind. Es gibt hier naemlich auch welche, die Krebs verursachen koennen. Man muss nur ein einziges Samenkorn von ihnen konsumieren, das reicht voellig aus. Kann ein paar Jaehrchen dauern, aber frueher oder spaeter bekommt man Krebs.

Dann gaebe es noch Baeumchen, die einen erblinden lassen koennen, falls man aus Versehen einen Zweig umknickt und mit ihrem "Saft" in Beruehrung kommt. Und was lernen wir daraus? Der Regenwald ist zwar wunderschoen, aber gefaehrlich. Daher immer brav auf den Wanderwegen bleiben, wenn euch euer Leben lieb ist! Nichtsdestotrotz: Ich liebe den Regenwald. :)


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hui!!!

Mich als Teilregenwaldologe hat dein Bericht durchaus fast zum zerspringen gebracht ^^

liebe Grüße von einer neidzerfressenen (die aber nicht gesurft hätte *g* )

Eva hat gesagt…

@Die Teilregenwaldologin:

Ich haette ja versucht ein paar Samen rauszuschmuggeln, aber die Australier sind da irgendwie ein bisschen eigen. Naja, vielleicht finde ich ja dafuer einen Kaenguruschaedel...