Freitag, Mai 18, 2007

Eva in Adelaide (+Ausflug nach Hahndorf)

Foto: Sauerei in der Rundle Mall von Adelaide

Adelaide ist die Hauptstadt des Bundesstaates South Australia und als "Festival City" bekannt. South Australia ist, wie man als Besucher fast ueberall erfaehrt, recht trocken und "the driest state in the driest continent of the world". Und wer sich jetzt denkt, dass Adelaide verdammt nach dem Namen Adelheid klingt, hat Recht! Tatsaechlich wurde diese Stadt nach der deutschstaemmigen Frau des britischen Koenigs William IV., Adelheid von Sachsen-Meiningen, benannt. Ich erwaehne das deshalb, weil ich dies erst hier erfahren habe und meine kuehnste Vermutung unerwarteterweise bestaetigt fand.

Obwohl viele Australier verstaendnislos mit dem Kopf schuettelten, als ich ihnen erzaehlte, dass ich nach Adelaide will ("Was willst du nur dort? Da ist doch nix!"), bin ich froh, dass ich mich dadurch nicht habe beeinflussen lassen. Adelaide ist zwar eine kleine, aber huebsche Stadt. Viele Parks und Baeume, nette Haeuschen, Public Art in den Strassen - diese Stadt hat ein gewisses Flair. Zugegebenermassen gibt es fuer den Touristen an sich nicht besonders viel oder Sensationelles zu sehen. So war ich bei den Central Markets, Chinatown und so weiter, und so fort, aber das gibt es ja schliesslich nicht nur in Adelaide. Ausserdem habe ich dem South Australian Museum einen Besuch abgestattet, vor allem die Aboriginal-Abteilung ist liebevoll gemacht und absolut sehenswert. Interessant fand ich auch den Schaukasten mit illegalen Importen, die am Flughafen konfisziert worden sind. Was manche Leute so mit sich bringen, unglaublich. Dann war ich noch in Glenelg, einem Stadtteil direkt am Meer. Vielleicht kommt es mir ja nur so vor, aber Adelaide scheint sehr behindertenfreundlich zu sein. So konnte ich waehrend meiner Zeit hier - meiner Einschaetzung nach - ueberdurchschnittlich viele Rollstuhlfahrer sehen. Sogar die Busse haben eine kleine, ausklappbare Rampe, damit behinderte Personen leichter die oeffentlichen Transportmittel nutzen koennen. Vorbildlich! In diese Kategorie faellt auch Recycling. Zwar noch laengst nicht so ausgekluegelt wie bei uns, aber wenigstens ansatzweise vorhanden. So ist South Australia der einzige Staat, der Pfand auf Dosen und Flaschen erhebt. Zwar meist nur in Hoehe von sage und schreibe fuenf Cent, aber das ist wenigstens ein Anfang.

Natuerlich stattete ich der Haupteinkaufsstrasse "Rundle Mall", einer Fussgaengerzone, ebenfalls einen Besuch ab. Besonderheit hier: Durch ueberall angebrachte Lautsprecher werden die Einkaeufer mit Musik beschallt. Ein Schelm, wer aufgrund der Musikauswahl (George Michael, George Michael, Elton John und George Michael) auf die sexuelle Orientierung des DJs schliesst. Hier machte ich auch eine weitere Globalisierung-Entdeckung: Die Diddl-Maus hat es nach Australien geschafft. In Englisch. Und gleich mit einer relativ grossen Produktpalette. Wie gut, dass man uns jetzt nicht nur mehr mit Bier, Mercedes und Kuckucksuhren in Verbindung bringt.

Was eine gute Ueberleitung zu meinem kleinen Tagesausflug nach Hahndorf ist! Hahndorf ist laut hiesigen Broschueren "a small town" deutschen Ursprungs nahe Adelaide. Tut mir leid, aber wenn man weniger als 2000 Einwohner hat, darf man sich meiner Meinung nach nicht als Stadt bezeichnen! Ausserdem heisst der Ort ja nicht umsonst Hahndorf, oder? Die aelteste erhaltene deutsche Siedlung in Australien, da kann man ja mal hin. Natuerlich habe ich keine Tour gebucht, sondern mich einfach in den normalen Bus gesetzt und damit mal wieder einiges an Geld sparen koennen. In Hahndorf gibt es zwar vereinzelt einige Fachwerkhaeuschen, ansonsten ist es aber ein wahr gewordener Albtraum! Und damit meine ich noch nicht mal, dass meine Mission, authentisches Brot zu finden, erfolglos war. (Habe in den zwei Baeckereien extra den Brotfuehltest gemacht. Viel zu weich. Betrug! *schnief*)

Ich rede von den schlimmsten Klischees, froehlich vereint in den hiesigen "Crafts & Souvenir-Shops". *veraechtlich schnaub* Ich rede von Kuckucksuhren neben Kuhglocken neben Wetterhaeuschen neben Weihnachtspyramiden neben Nussknackern neben den allerkitschigsten Bierkruegen! Ich rede von Zither- und Blasmusik in den oertlichen Restaurants. Ich rede von Dirndl und Lederhut. Wie gemein, das darf nicht sein! Warum nur, warum?!? Fassungslos sah ich mir Hahndorf an. Warum hier viele Pubs mit einem meist baertigen Kerl mit Lederhot und Lederhose warben und den Namen "Grumpy So-und-so" trugen, ist mir ein Raetsel. (grumpy = mies gelaunt) Typisch deutsch?! Wir sind nicht alle mies gelaunt! *sauertoepfisch in meinen bart grummel*

Mehr als zwei Stunden konnte ich hier nicht verbringen und voellig verzweifelt machte ich mich auf den Weg zurueck nach Adelaide. Am liebsten haette mich an den Ortseingang von Hahndorf gestellt und gerufen: "GEHT DA NICHT HIN!! Wir sind doch ganz anders!! Wir koennen auch ganz lieb, freundlich und froehlich sein, viele von uns haben Geschmack! Die meisten von uns moegen diese Musik gar nicht!!" Und darum starte ich nun meine persoenliche Protestaktion "Boykottiert Hahndorf!". (Der interne Projekttitel ist nicht ganz so freundlich.) Ich bin dann mal weg ein Banner basteln...

Donnerstag, Mai 17, 2007

Eva und die Great Ocean Road


Foto: 4 von den vormals 9, jetzt 8 der 12 Apostel

Falls ihr euch fragt, wo ich mich gerade aufhalte: Melbourne. (Streng genommen ja schon nicht mehr, aber im Moment komme ich mit den Eintraegen gar nicht nach.) Werde fuer Melbourne jedoch keinen neuen Eintrag verfassen. Erstens gibt es da schon einen, zweitens gefaellt es mir immer noch nicht so gut und drittens kann ich auch kurz die wichtigsten Highlights zusammenfassen. Es folgt die Zusammenfassung: Ich war in St. Kilda (gefiel mir nicht so), im Aldi, habe mich kurz mit einem ehemaligen Arbeitskollegen von Hamilton Island getroffen und habe mir anstatt der benoetigten Flipflops einen Schal gekauft (macht beim Duschen auch viel mehr Sinn). Das Wetter ist tagsueber bei Sonnenschein noch angenehm T-Shirt-warm, abends jedoch ziemlich kuehl.

Warum also bin ich noch mal nach Melbourne? Ganz einfach. Zum einen wollte ich unbedingt die Pinguinparade sehen, zum anderen die Great Ocean Road entlang fahren. Falls jemand noch nichts von der Great Ocean Road gehoert haben sollte: Das ist eine knapp 250 km lange Strasse im Staat Victoria, die sich an der australischen Suedkueste befindet. Eine huebsche Fahrt direkt am Ozean entlang, zumindest die meiste Zeit. Nach einer Weile fuehrt sie naemlich durch den Regenwald im Otway National Park. Da sieht man dann zwar nur ganz selten den Ozean, dafuer aber ganz, ganz viele Koalas! Habe ja inzwischen schon oefters Koalas in freier Wildbahn beobachten koennen, aber derart gehaeuft und derart leicht zu entdecken wie hier waren sie bisher nirgends! Der Name "Koala Curve" hat da nicht zu viel versprochen.

Wir machten mehrere Stopps, unter anderem am Surferstrand Bells Beach und in Apollo Bay, einem kleinen Kuestenstaedtchen. Dann noch mal eine Mini-Wanderung durch den Regenwald. Doch das absolute Highlight waren die 12 Apostles! Das sind bis zu 60 Meter hohe Kalksteinfelsen, die mitten im Meer stehen. Trotz des Namens "Zwoelf Apostel" waren es jedoch immer nur neun, seit 2005 sind es acht. Ein Felsen ist eingestuerzt und das Meer sorgt dafuer, dass die Klippen am Strand pro Jahr ebenfalls um bis zu zwei Zentimeter zurueckweichen. Warum heissen sie nun aber die Zwoelf Apostel? Ich habe keine Ahnung und leider auch keine befriedigende und zweifellos korrekte Antwort erhalten koennen. Da muss ich mich bei Gelegenheit noch mal schlau machen. *wissen will*

Gut, ein paar Felsen im Meer, das klingt jetzt nicht so spektakulaer. Aber taeuscht euch da mal nicht! Die Brandung liess eine Art Wassernebel aufsteigen, es herrschte ein Zwielicht aus dem Zusammenspiel zwischen Sonne und Wolken und verlieh diesem Ort etwas Mystisch-Magisches. Man musste sich nur die knapp tausend anderen Touristen wegdenken. Schade, dass es derart ueberlaufen ist. Ob man wohl zu irgendeiner Tageszeit die Felsen fuer sich ganz allein geniessen kann?

Nachdem wir meiner Meinung nach viel zu kurz an diesem Ort verweilten, ging die Fahrt weiter. Es gab noch andere Formationen zu beobachten, unter anderem Loch Ard Gorge, den Razorback und London Bridge. Hier befinden sich uebrigens wahnsinnig viele Schiffswracks, was der Kueste den passenden Namen "Shipwreck Coast" einbrachte. Und wer mal bei Loch Ard Gorge vorbeischaut, sollte sich sich die Geschichte von "Loch Ard" durchlesen. Hier spielt eine Eva eine gewisse Rolle! (Nein, nicht meinereiner.)

Schliesslich besuchten wir noch die "London Bridge", die heute mit dem Slogan "See a nursery rhyme come true!" beworben wird. Man konnte bis 1990 ueber eine Art Bruecke auf den Felsen laufen. Doch dann stuerzte sie ein. (*singt* "London Bridge is falling down, falling down...") Niemanden ist etwas passiert, zwei Touristen befanden sich jedoch abgeschnitten vom Festland auf der Bruecke. Wurden per Helikopter gerettet. Riesenereignis in Australien, Live-Uebertragung im Fernsehen - schliesslich ist eine australische Ikone eingestuerzt! Das gerettete Paerchen war jedoch aeusserst wortkarg. Unser Tourguide verriet uns auch warum: Die beiden waren anderweitig vergeben und sind quasi live, in Farbe und landesweit beim Fremdgehen erwischt worden! Dumm gelaufen. Da zeigt sich mal wieder: Fremdgehen lohnt sich nicht, frueher oder spaeter kommt es immer raus. Was sich aber auf jeden Fall lohnt, ist die Great Ocean Road! Somit hat das London Bridge-Paerchen zumindest eine gute Entscheidung getroffen. Ob sie das wohl troesten konnte...?

Mittwoch, Mai 16, 2007

Eva auf Phillip Island

Foto: Ein australischer Pinguin

Wuerde jemand tagsueber am menschenleeren Summerland Beach auf Phillip Island einen Strandspaziergang unternehmen, koennte er sich wahrscheinlich keinen Reim darauf machen: Grosse Betonstufen, zwischendrin eine Art Waechterhaeuschen und Scheinwerfer am Strand. Alles ist mit Blick aufs Meer ausgerichtet. Doch so sehr sich unser Strandspaziergaenger auch anstrengen wuerde, er koennte nichts Besonderes ausfindig machen, wuerde wohl nur ratlos mit den Schultern zucken und weiterlaufen.

Abends dagegen ein voellig anderes Szenario! Vor wenigen Minuten ist die Sonne untergegangen. Hunderte, wenn nicht sogar tausende von Touristen haben trotz des kuehlen Windes auf den Stufen Platz genommen. Die Scheinwerfer sind nicht besonders hell, aber doch hell genug, um den Strand vor den Stufen auszuleuchten. In der ersten Reihe (Juhu!) hat Eva auf ihrem Rucksack sitzend (der Beton ist nicht besonders warm) ihren Platz gefunden, um dem hier beheimateten Naturschauspiel bewohnen zu koennen: Phillip Island nahe Melbourne ist naemlich auch als Pinguin-Insel bzw. als Heimat der Pinguin-Parade bekannt.

Pinguine? In Australien?! Zugegebenermassen nicht unbedingt die Tiere, die einem sofort in den Sinn kommen, wenn man an den Kontinent down under denkt. Aber anders als bei Lamas und Kamelen, die hier ebenfalls zu finden sind, handelt es sich bei den Zwergpinguinen um eine einheimische Tierart. Sie sehen Kaengurus verdammt aehnlich, siehe Foto. Pinguine gibt es hier also anders als bei uns nicht nur im Zoo. Jeden Abend kommen sie aus dem Meer ans Land geschwommen und werden dabei von unzaehligen Busladungen von Touristen beobachtet. So auch von mir.

Gespannt blicken alle aufs Meer. Tatsaechlich dauert es nicht lange und man sieht ein erstes Pinguingrueppchen im Wasser parallel zum Strand schwimmen. Ganz schoen flink! Vorbildlich, als haette man sie abgerichtet, kommen die ersten Pinguine des Abends genau zwischen den beiden Stufengruppen an den Strand gewatschelt, so dass alle Touris eine perfekte Sicht auf sie haben. Echte Pinguine! Fuer die meisten anderen ist es ebenfalls das erste Mal, dass sie Pinguine in freier Wildbahn beobachten. Wirklich ueberwaeltigend, ungeachtet all der anderen Menschen. Doch es scheint nicht nur mir so zu gehen, es ist als ob alle auf einmal den Atem anhalten und gespannt auf die kleinen Tierchen starren.

Hach, die Pinguine sind so etwas von putzig! Nicht besonders gross, durchschnittlich ca. 33 cm. Die Stars des Abends haben uns alle im Sturm erobert. Die ersten sieben watscheln den Strand hoch Richtung Duenen. Ein neues Grueppchen schwimmt heran. Und noch eins. Mit der andaechtigen Stille ist es nun vorbei; Kinder jauchzen, alle unterhalten sich aufgeregt, deuten auf die Pinguine. Richtig drollig, sie zu beobachten, so verschiedene Persoenlichkeiten. Mein Sitznachbar faengt an die Pinguine vor uns zu kommentieren. Allerdings nicht besonders einfallsreich. Eva springt ein. Sitznachbar fuehlt sich wohl in seiner Ehre verletzt und versucht mich zu ueberbieten. Ein Wettbewerb? Das kann er haben! Ich laufe zur Hochform auf, der arme Kerl hat keine Chance. Grummelnd verzieht er sich, um einen besseren Blick auf die Pinguine zu haben. Sicher, in der fuenften Reihe sieht man sie auch viel besser als in der ersten! Als bescheidene, aber eindeutige Gewinnerin (Aetsch! *freudentanz auffuehr*) beginne ich bereits von einer Karriere als professionelle Pinguinparadenkommentatorin zu traeumen...

An diesem Abend kommen mehr als 1000 Pinguine an Land. Natuerlich nicht alle an unserem kleinen Strandabschnitt. Die Australier erweisen sich hier uebrigens als ueberaus geschaeftstuechtig. Fuer einen entsprechenden Aufpreis kann man die Pinguine auch in kleinerer bis ganz exklusiver Runde beobachten.

Nach einer Weile werden wir vom Ranger verscheucht, weil sie die Stufen "schliessen" muessen. Doch damit ist das Spektakel noch lange nicht vorbei! Ein Bretterweg, teils auf Stelzen, fuehrt durch die Duenen. Die Pinguine kennen keine Scheu und man kann sie aus naechster Naehe beobachten. Sie sind laut, verdammt laut! Sie suchen nach ihren jeweiligen Partnern und rufen sie. So koennte eine einsame Pinguindame etwa rufen: "Mensch, wo bist du nur? Mal wieder nicht getraut nach dem Weg zu fragen und an der falschen Welle abgebogen? Und nun sitze ich hier ganz allein in den Duenen rum wie bestellt und nicht abgeholt." Ein Pinguinmaennchen watschelt vorbei: "Auch allein? Ich kann meine Alte ebenfalls nicht finden. Wahrscheinlich hat sie sich laengst einen anderen Kerl geschnappt. Na, wie waers denn mit uns beiden?" - "Meinetwegen." Schwupps, ein neues Pinguinpaerchen! Zwergpinguine sind nicht besonders treu oder waehlerisch, wie ihr euch vielleicht denken koennt. Oder scheu, es macht ihnen gar nichts aus, wenn sie von fuenfzig neugierigen Touristen beim Paarungsritual beobachtet werden.
Auf dem Weg zum Ausgang wird der Besucherstrom aufgehalten: Einige Pinguine wollen auf die andere Seite der Duene, doch der Besucherfussweg liegt dazwischen. Kein Problem. Einfach eine Tuere links und eine Tuere rechts im Zaun aufgemacht und schon watscheln und purzeln sie direkt an den Besuchern vorbei auf die andere Seite. Pinguine haben eben Vorfahrt! Selbst auf dem Parkplatz kann man sie noch hoeren und Hinweisschilder bitten eindringlich darum, vor Abfahrt unter dem Auto nachzusehen, ob sich da nicht ein verirrter Pinguin versteckt.

Doch nicht nur Pinguine hat es hierher verschlagen. Ich entdecke in einer Ecke eine besonders seltene Touristenart: Computer-Freaks. Was sie wohl hierher gefuehrt hat? Pinguine haben doch mal gar nichts mit PCs zu tun? Falsch gedacht! Der Zwergpinguin dient naemlich als Vorlage fuer das Logo eines freien Betriebssystems. Doch sogar die Computer-Freaks haben dies fuer einen Moment vergessen und sich an den Zwergpinguinen in natura erfreut. Es gibt also noch Hoffnung.

Mein Fazit: Die Pinguinparade ist zwar extrem kommerziell, dennoch ein faszinierendes und putziges Naturschauspiel!

Auf dem Foto seht ihr natuerlich keinen Pinguin, sondern ein Kaenguru. Hat mir das etwa ernsthaft jemand abgekauft?! Fotografieren war waehrend der Pinguinparade strikt untersagt und irgendwie musste ich euch ja endlich mal das obligatorische Kaengurufoto liefern. Habe ich doch geschickt eingefaedelt, oder? :)

Samstag, Mai 12, 2007

Eva im Aldi

Eva im Aldi? Handelt es sich bei Aldi etwa um die Aboriginee-Bezeichnung fuer ein australisches Inselchen oder einen Huegel? Nein, der erste Gedanke ist der richtige. Tatsaechlich rede ich vom guten, alten Lebensmitteldiscounter. Ich wusste natuerlich schon lange, dass es hier in Australien auch Aldi gibt. Bisher hatte ich es nur nie geschafft, einen zu besuchen und bin meist mit plattgedrueckter Nase daran vorbeigefahren. Bisher! Das Blatt hat sich gewendet und ich habe endlich einmal beim Aldi eingekauft! Da es sich dabei um ein ganz besonderes Einkaufserlebnis handelte, moechte ich euch das natuerlich nicht vorenthalten.

Eva entdeckt also einen Aldi. Juhu! Endlich! Das Logo ist mit unserem identisch (Aldi Sued) und auch von aussen hat er diesen typischen "Jeder Aldi sieht gleich aus"-Charme. Noch bevor ich den Supermarkt betrete, sehe ich eine Australierin mit den Einkaufswaegen kaempfen. Warum die wohl aneinander gekettet sind? Rueckkehr der Sklaverei?! Und wofuer ist dieses Kaestchen da? Hm. Ach so, man muss den Wagen mieten. Seltsam. Auf welche Ideen manche Leute kommen... (Evas erstes von vielen heimatlichen Gefuehlen: Das wunderbare Muenzpfand!)

Innen angekommen entdecke ich die erste australische Besonderheit: Blaue Tragekoerbe. Oder gibt es die bei uns jetzt etwa auch? Mit Kennerblick scanne ich die Umgebung: "Eigentlich sieht es hier genauso aus wie bei ... OH MEIN GOTT! LAKRITZE!!!!!" (Mein Herz blieb fast stehen vor ueberdimensionalen Freudenspruengen!!)

Erschrockene Einkaeufer halten entsetzt inne, saemtliche Einfkaufswaegen stehen still. Was ist nur los? Ein Ueberfall? Ein Mordopfer im Muesliregal??

Meine deutsche Miteinkaeuferin meint vorwurfsvoll: "Wie kannst du nur so... [Eva haelt laessig eine Tuete Goldbaeren in die Hoehe]... GUMMIBAERCHEN!!!!"

Erleichterung macht sich breit bei den uebrigen Einkaeufern: Es droht keine unmittelbare Gefahr. Bloss zwei harmlose Irre. Ein Aldi-Verkaeufer schlurft vorbei und wirft uns einen vorwurfsvollen Blick zu als wolle er sagen: Schon wieder zwei durchgedrehte Deutsche, die seit Monaten nicht mehr daheim waren.

Tatsaechlich? Ergeht es nicht nur uns so? Doch wo sind sie nur, die anderen? Oder sind wir tatsaechlich die alleinigen Entdecker des australischen Aldi-Universums?

Apropos entdecken: Wir haben viele, altbekannte Produkte entdeckt. Neben anstaendiger Lakritze unter anderem auch meine geliebten Milchriegel und Schokokekse. Ausserdem habe ich endlich die Antwort auf die mich seit Jahren quaelende Frage bekommen: Was passiert eigentlich mit den ganzen Spekulatius-Keksen nach Weihnachten? Dabei ist die Antwort doch so einfach: Man exportiert sie nach Australien! Scheinen hier aber nicht so gut zu gehen, schliesslich ist schon Mai und das Regal war immer noch prall gefuellt.

Schnell gewoehnte sich der Rest der Kundschaft daran, dass unsere Unterhaltung von ekstatischen Ausrufen a la "MERCI!!!" (*eine ekstatische eva umarmt eine schokoladenpackung*) und Co. unterbrochen wurde. Ich moechte dieses Phaenomen als den "anthropologischen Aldi-Effekt" bezeichnen. Nach einer guten Weile sind wir mit freudestrahlenden Augen und vollgepackten Koerben endlich an der Kasse angekommen. Dort durften wir ein Weilchen warten. In punkto Schnelligkeit koennen sich die Australier ruhig noch eine Scheibe von ihren deutschen Kollegen abschneiden. Ausserdem hielten verdutzte Kunden den Verkehr auf: Warum werden ihre Lebensmittel nicht von der Kassenkraft eingepackt und warum zum Teufel muessen sie fuer die Plastiktueten extra zahlen??

Uebergluecklich verlassen wir den Supermarkt. Aus den Tiefen der Regale vernehme ich deutsche Toene, waehrend sich die Glasschiebetuer schliesst: "Kathi, schnell!!!! HARIBO!!!!"

Die beruhigende Gewissheit: Wir sind nicht allein...

Mittwoch, Mai 09, 2007

Eva am Great Barrier Reef

Da ich ja von Natur aus neugierig bin, habe ich in Cairns einen Vortrag ueber das Great Barrier Reef besucht. Das war sehr interessant! Wieder einige Fun Facts erfahren, die ich bei passender Gelegenheit verwerten werde. Haette vielleicht doch Meeresbiologie studieren sollen, die Unterwasserwelt ist so schoen skurril! Wusstet ihr zum Beispiel, dass die Seegurke durch ihr Loch im Hintern atmet? Ich wusste es nicht, finde es aber sehr faszinierend. Ist auch ueberaus nuetzlich, das zu wissen. Handelt es sich doch dabei um eine echte Alternative zum Standard-Small Talk: "Heute ist es aber kuehl/kalt/warm/heiss." Ein froehliches "Wussten Sie eigentlich, dass die Seegurke durch ihre Gesaessoeffnung atmet?" dagegen ist ein willkommener Eisbrecher! - Hm. Bei genauerer Ueberlegung vielleicht doch nicht. He, ich haette da aber eine tolle Methode auf Lager, wie man sich unliebsame Wetter-Small Talker vom Hals halten kann...

Habe ebenso etwas Entsetzliches erfahren. Seid gewarnt. Gleich folgt ein entsetzter Aufschrei unter der "Findet Nemo"-Fangemeinde. Liebe Nemo-Fans, man hat uns schamlos belogen!! Belogen und betrogen!! Eigentlich haette sich Nemos Vater spaetestens im Verlauf des Films in - aufgemerkt! - Nemos Mutter verwandeln muessen. Clownfische wechseln naemlich ihr Geschlecht: Stirbt die Mutter, wird der Vater zur Mutter. Ist das etwa im Film passiert? Nein! Betrug!!! Wo soll es nur mit unserer Welt enden, wenn uns jetzt schon die Wahrheit liebenden Filmemacher beluegen?! Ich fordere daher umgehend die biologisch korrekte Fassung, in der nicht Nemos Vater Marlin, sondern seine Mutter Marilyn nach Nemo sucht! Wer fordert mit? Und wenn ich schon mal dabei bin, fordere ich die allgemeine Duschpflicht fuer saemtliche Bewohner in Mehrbettzimmern in saemtlichen Jugendherbergen. Ausserdem fordere ich die komplette Foerderung meiner Forderungen! Also, liebe Regierung, mach mal.

Mit meinem neu erworbenen Wissen machte ich mich auf zum Great Barrier Reef. Ja, ich war da zwar schon, aber das war schliesslich ein paar hundert Kilometer entfernt von hier. Konnte mich hoechstpersoenlich davon ueberzeugen, dass das Great Barrier Reef ziemlich gross ist. He, heisst es vielleicht deshalb das Great Barrier Reef? Warum eigentlich great, warum nicht big? Das Big Barrier Reef! Des Stabreimes wegen waere natuerlich "Big Barrier Beef" noch besser. Hihi. Barrier Beef! Wie das wohl aussehen mag? Apropos beef: [Zum besseren Verstaendnis wurden die folgenden Textstellen geloescht. Dies ist ein Service ihrer wunderbaren Webmasterin.] ...kann. Doch zurueck zum eigentlichen Thema. Habe also noch mal einen Bootsausflug zum Outer Reef unternommen. Durfte ja leider nicht tauchen, bloede Mittelohrentzuendung!! *jammer* Natuerlich doppelt dumm, weil die Taucher nicht nur Nemo, sondern auch einen Reef Shark gefunden habe. Ich war Schnorcheln, das war aber auch prima. *freu*

Wie, was sehe ich da? Man hat Textstellen von mir geloescht? Zensur!! Man darf doch wohl ein wenig vom Thema abschweifen! Warum heisst es eigentlich "vom Thema abschweifen", warum zum Beispiel nicht "vom Thema abschwaenzeln"? Merke: Vom Thema abschweifen ist langweilig, vom Thema abschwaenzeln hingegen kurzweilig. In Zukunft werde ich so oft ich will vom Thema abschwaenzeln, schliesslich ist das mein Blog und ich habe absolute Narrenfreiheit! Und wem das nicht gefaellt, hat Pech gehabt. Ihr muesst das ja nicht lesen. So!

Anscheinend hat Eva zuviel Sonne abbekommen, daher wird sie umgehend in ein kuehleres Klima versetzt werden...

Sonntag, Mai 06, 2007

Eva im Regenwald - Die Kurzfassung



















Ich war im Regenwald wandern...
...habe Krokodile gesehen...
...und bin mit einer Seilbahn ueber das dichte Dach des Regenwaldes gefahren.


Auch eine Zugfahrt durch den tropischen Regenwald habe ich mitgemacht...
...ein verwunschenes Schloesschen gefunden...
...und schwamm bei einem wunderschoenen Wasserfall.


Fuer naehere Informationen bezueglich der regenwaeldlichen Aktivitaeten weist die Autorin auf die Langfassung von "Eva im Regenwald" (s.u.) hin.



Eva im Regenwald - Die Langfassung (=Cape Tribulation, Cairns und Umgebung)

Foto: "I love to hang out in the rainforest!"

Bin weiter Richtung Norden gereist und habe nun die Stadt Cairns als meinen Stuetzpunkt fuer diverse Ausfluege auserkoren. Frueher lebte sie vom Zuckerrohranbau, heute jedoch ohne jeden Zweifel vom Tourismus. Daher gibt es hier nicht nur unzaehlige Hostels, sondern auch Hotels. Die Anzahl der Touri-Infos (=tour desks) und Souvenirshops ist schier unglaublich! An und fuer sich finde ich die Stadt nicht besonders aufregend oder interessant. Deshalb lasse ich es dabei und erzaehle lieber ein bisschen von anderen Dingen, die mich mehr beeindruckt haben.

Allen voran waere da der wunderschoene, wahrhaft urtuemliche tropische Regenwald zu nennen. Haette ich zwar nicht erwartet, bin aber ein wahrer Fan des Regenwaldes geworden. Habe so ziemlich alles gemacht, was man regenwaldtechnisch machen kann. Ich bin durch den Regenwald gewandert, "gesurft", gefahren, habe eine Bootsfahrt auf einem Fluss durch den Regenwald mitgemacht, einen See im Regenwald sowie viele Wasserfaelle besucht, bin mit einer Seilbahn ueber den Regenwald hinweg und in einem Zug durch den Regenwald hindurch gefahren. Go, rainforest, go! *meine farn-pom poms schwing* Halt, noch besser: Grow, rainforest, groooow!!

Zunaechst habe ich Cape Tribulation noerdlich von Cairns im Daintree National Park besucht. Dieser tropische Regenwald ist zum Weltkulturerbe erklaert worden, denn es handelt sich hierbei um den aeltesten und artenreichsten Regenwald der Welt! Er ist so um die 135 Millionen Jahre alt. (Zum Vergleich: Der Amazonas laut unserem Reisefuehrer "nur" ca. 10 Millionen Jahre.) Dieses Gebiet war naemlich nicht von der letzten Eiszeit betroffen, weswegen es hier so einige "primitive" Pflanzen gibt, die es schon vor Millionen Jahren gab. Ja, habe einiges waehrend meiner Ausfluege gelernt. Aber keine Bange, werde jetzt nicht mein gesamtes neu erworbenes Wissen niederschreiben.

Doch nicht nur deshalb ist Cape Tribulation etwas Besonderes. Hier ist der einzige Ort auf der Welt, wo gleich zwei Weltkulturerbestaetten aufeinander treffen: Der tropische Regenwald und das Great Barrier Reef. Strandfotos erspare ich euch mal. Aber es ist wirklich so: Man kommt aus dem Regenwald raus und ist am Strand; die Baeume reichen direkt bis zum Strand heran. Ein traumhaftes Motiv fuer jeden Bildband. Der Cassowary (wer weiss noch, was bzw. wer das ist?) ist hier beheimatet und zahlreiche Verkehrsschilder weisen auf diese potenzielle Unfallquelle hin. Bin aber keinem in der Wildnis begegnet. Cape Tribulation war dann auch der Ort, wo ich "Jungle Surfing" betrieb. Sprich: Ich habe mich - aehnlich wie auf einem Spielplatz - an Seilen entlang durch die Baumwipfel gleiten lassen. Spassig! Und mal eine andere Perspektive auf den Regenwald. Ausserdem bei einer Krokodil-Kreuzfahrt auf dem Daintree River mitgemacht. Ach ja: Hier wimmelt es nur so von Krokodilen! Habe dann auch zwei Babykrokodile (suess!) und zwei erwachsene Exemplare gesehen. Und das waren nur einige von vielen, die hier die Gegend unsicher machen. Nicht umsonst gibt es die "Du siehst ein Krokodil oder es gibt dein Geld zurueck"-Garantie bei den Flussfahrten. Viele, lustige Geschichten ueber Krokodilattacken gehoert. Dabei sind es durchaus faszinierende Tierchen. Nur ein bisschen gefaehrlich.

Bei Cairns gibt es "Skyrail", eine Seilbahn ueber das Dach des Regenwaldes hinweg. Diese Gondelfahrt war richtig klasse! Rundherum nur Regenwald und ausserdem Blick auf den Ozean. Ziel meiner Gondelfahrt war Kuranda, ein Doerfchen im Regenwald. Extrem touristisch, aber niedlich. Highlight war der Verzehr eines authentischen Kaeseknackers in einem richtigen Broetchen, lecker! Von Kuranda aus ging es dann mit der "Kuranda Scenic Railway", einem Zug, durch den Regenwald und an zwei Wasserfaellen vorbei zurueck nach Cairns. Ganz nett, muss aber sagen, dass mir die Gondelfahrt 1000 Mal besser gefallen hat.

Dann habe ich noch einen Ausflug in die Atherton Tablelands (= aka Cairns Highlands) unternommen. An vielen Zuckerrohr-, Bananen- und Papaya-Plantagen vorbei gefahren und immer noch die Kraft von Zyklon Larry im vergangenen Jahr an wie Streichhoelzern abgeknickten Baeumen und Haeusern, die immer noch kein Dach haben, sehen koennen. Bei Babinda, der "Umbrella Town" (viiiel Regen), sah ich die Babinda Boulders: Ausgewaschene Granitfelsen. Wir besichtigten Paronella Park: Ein Spanier hat seinen Lebenstraum verwirklicht und hier ein Schloesschen im Regenwald gebaut. Eigener Wasserfall inbegriffen. Die Entstehungsgeschichte ist fast unglaublich und der Ort von wahrhaft beeindruckender Schoenheit. Ich schwamm bei den erfrischenden Millaa Millaa-Wasserfaellen und erkundete den Kratersee Lake Barrine, der ebenfalls im Regenwald gelegen ist. Ausserdem sah ich den gigantischen Feigenvorhangbaum (Curtain Fig Tree). Wow.

Wenn ich es hier schon so beeindruckend finde, dann muessen Regenwaldologen vor Freude regelrecht zerspringen! (Evas Weisheiten, Nr. 85: Akademiker platzen nicht vor Freude, sie zerspringen. Das ist viel akademischer.)

Trotz all der Schoenheit, oder gerade deshalb, ist jedoch Vorsicht geboten: Der Regenwald will uns naemlich an den Kragen! Und ich rede hier nicht von harmlosen Moskitostichen. Obwohl ich ziemlich zerstochen bin. Momentan um die 40 Mueckenstiche. (Dabei handelt es sich lediglich um eine vorsichtige Schaetzung.) Und das alles trotz ultrastarkem, extra fuer die Tropen entwickelten, sauteurem Mueckenabwehrmittel! Habe mich einmal eingenebelt und keine zwei Minuten spaeter sass schon wieder eine Muecke auf meinem frisch balsamierten Arm, was zu unglaeubigem Erstaunen bei meinen Mitreisenden fuehrte. Vielleicht war der erste Mueckenstich der Saison daheim, den ich meist erhalte, ja keine Einbildung? Vielleicht bin ich ja ein wissenschaftliches Phaenomen? He, das waere doch mal was! "Name: Eva. Beruf: Wissenschaftliches Phaenomen." Tippe jedoch eher darauf, dass ich aus Versehen Don Moskito getoetet habe und sein Clan blutige Rache geschworen hat...

Wie gesagt: Der Regenwald will uns an den Kragen. Und vergesst jetzt mal die diversen Tierchen wie den Cassowary oder auch Krokodilchen. Huetet euch vor den Pflanzen! Es gibt hier den sog. "Stinging Tree". Kommt man mit ihm in Beruehrung, erleidet man heftigste Schmerzen. Und das Schoene: Diese Schmerzen koennen mehrere Monate lang (bis zu 18 Monaten!) anhalten. Prima. Ach, dieser Baum kann uebrigens Pferde und Hunde toeten. Noch ein Beispiel?

Wenn man im Busch verloren geht und aus lauter Verzweiflung und Hunger Beeren isst, sollte man sich absolut sicher sein, dass sie ungiftig sind. Es gibt hier naemlich auch welche, die Krebs verursachen koennen. Man muss nur ein einziges Samenkorn von ihnen konsumieren, das reicht voellig aus. Kann ein paar Jaehrchen dauern, aber frueher oder spaeter bekommt man Krebs.

Dann gaebe es noch Baeumchen, die einen erblinden lassen koennen, falls man aus Versehen einen Zweig umknickt und mit ihrem "Saft" in Beruehrung kommt. Und was lernen wir daraus? Der Regenwald ist zwar wunderschoen, aber gefaehrlich. Daher immer brav auf den Wanderwegen bleiben, wenn euch euer Leben lieb ist! Nichtsdestotrotz: Ich liebe den Regenwald. :)